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Chrononutrition – was bedeutet das eigentlich?
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Chrononutrition – was bedeutet das eigentlich?

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Chronobiologie Wissenschaft Ernährung

Die zirkadiane Rhythmik besteht aus einer Periode, die ca. 24 Stunden dauert. Diese wird durch endogene molekulare Oszillatoren, die so genannte zirkadiane Uhr, reguliert [3]. Die zirkadiane Uhr bereitet den Körper auf seine Aufgaben im Verlaufe des Tages vor. In den letzten Jahren mehren sich die Hinweise darauf, dass das zirkadiane Uhrensystem mit Nährstoffen interagieren und Körperfunktionen beeinflussen kann [7,8].

Zusammenfassung

Die zirkadiane Uhr bereitet den Körper auf seine Aufgaben im Verlaufe des Tages vor. Dazu gehören physiologische Parameter wie die Hormonausschüttung, den Herzschlag, die Nierendurchblutung, den Schlaf-Wach-Zyklus und die Schwankungen der Körpertemperatur. mehr

Der Chronotyp ist eine Verhaltensmanifestation des internen zirkadianen Uhrensystems einer Person. Dabei gibt es Unterschiede zwischen Personen, die den Abend oder den Morgen präferieren. Personen mit einem „Abend-Chronotyp“ sind biologisch dazu veranlasst, Lebensmittel später am Tag zu konsumieren. mehr

Der individuelle Chronotyp wird hauptsächlich durch unsere Gene bestimmt. Das metabolische Risiko, das den „Abend-Chronotypen“ kennzeichnet, ist nicht genetisch bedingt, sondern ergibt sich aus ungesunden Verhaltensweisen. Der Zeitpunkt des Abendessens ist hauptsächlich kulturell bestimmt und daher leichter zu verändern. Für den „Abend-Chronotypen“ besteht dadurch die Möglichkeit ihre Essenszeiten zu verändern und das metabolische Risiko zu senken. mehr

Zirkadiane Uhr

Die zirkadiane Uhr befindet sich im Nucleus suprachiasmaticus (SCN) und ist ein zentraler Regulator des peripheren Uhrensystems [5]. Die zirkadiane Rhythmik ist entscheidend für die Beeinflussung und Regulierung von Stoffwechselprozessen, indem sie die Expression und die Aktivität von Enzymen reguliert, die am Glucosestoffwechsel beteiligt sind [6]. In den letzten Jahren mehren sich die Hinweise darauf, dass das zirkadiane Uhrensystem mit Nährstoffen interagieren und Körperfunktionen beeinflussen kann [7,8].

Chrononutrition bei der Behandlung von Diabetes

Eine systematische Literaturreview zeigt, dass die Wahl der Lebensmittel nicht allein die glykämische Reaktion bestimmt. Die Chrononutrition deutet darauf hin, dass auch der Zeitpunkt und die Reihenfolge der Nahrungsaufnahme, innerhalb und zwischen den Mahlzeiten, die postprandiale Glykämie erheblich beeinflussen können. [1]
Die Studie stellt heraus, dass der Zeitpunkt der Nahrungsaufnahme einen erheblichen Effekt auf Diabetes mellitus Typ 2 hat. Daher sollte der Fokus nicht allein auf den Nährwerten einer Mahlzeit liegen [1].

Der Verzehr von einer kohlenhydratreichen Mahlzeit am Morgen führt zu besseren Werten der postprandialen Glykämie im Vergleich zur Nacht. Eine einfache Strategie zur Verbesserung des Blutzuckerspiegels bei Mahlzeiten, die in der Nacht eingenommen werden, ist es den Protein- und Fettgehalt der Mahlzeit zu erhöhen [1].
Zudem sollte auch die Reihenfolge der Lebensmittel einer Mahlzeit angepasst werden. Die Reihenfolge hat einen erheblichen Einfluss auf die glykämische Reaktion, da sie zur Senkung des postprandialen Blutzuckerspiegels beitragen kann [1].

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Auswirkungen auf Fettleibigkeit und metabolisches Risiko

Beim Abnehmen spielt der Zeitpunkt der Nahrungsaufnahme ebenfalls eine wichtige Rolle. Eine weitere Studie zeigt, dass ein spätes Mittagessen (nach 15 Uhr) eine Gewichtsabnahme verhindert und das Auslassen des Frühstücks in Verbindung mit Fettleibigkeit steht [9].

Zusätzlich wurde gezeigt, dass der individuelle Chronotyp von Bedeutung bei Fettleibigkeit ist. Bei „Abend-Chronotypen“, die nachts (2 Stunden vor dem Schlafengehen) essen, steigt die Wahrscheinlichkeit, fettleibig zu sein, um das Fünffache, während bei „Morgen-Chronotypen“ mit hoher Kalorienzufuhr in den Morgenstunden (2 Stunden nach dem Aufwachen) die Wahrscheinlichkeit, fettleibig zu sein, um 50% sinkt [9].

Der individuelle Chronotyp wird hauptsächlich durch unsere Gene bestimmt. Das metabolische Risiko, das den „Abend-Chronotypen“ kennzeichnet, ist nicht genetisch bedingt, sondern ergibt sich aus ungesunden Verhaltensweisen. Der Zeitpunkt des Abendessens ist hauptsächlich kulturell bestimmt und daher leichter zu verändern. Für den „Abend-Chronotypen“ besteht dadurch die Möglichkeit ihre Essenszeiten zu verändern und das metabolische Risiko zu senken [9].

Literatur zu "Chrononutrition – was bedeutet das eigentlich?"

  1. Chrononutrition in the management of diabetes | Nutrition & Diabetes
  2. Reutrakul, S. et al. The relationship between breakfast skipping, chronotype, and glycemic control in type 2 diabetes. Chronobiol. Int. 31, 64–71 (2014).
  3. Kurose, T., Hyo, T., Yabe, D. & Seino, Y. The role of chronobiology and circadian rhythms in type 2 diabetes mellitus: implications for management of diabetes. Chronophysiology Ther. 4, 41–49 (2014).
  4. Albrecht, U. & Eichele, G. The mammalian circadian clock. Curr. Opin. Genet. Dev. 13, 271–277 (2003).
  5. Huang, W., Ramsey, K. M., Marcheva, B. & Bass, J. Circadian rhythms, sleep, and metabolism. J. Clin. Investig. 121, 2133–2141 (2011).
  6. Ibata, Y. et al. Functional morphology of the suprachiasmatic nucleus. Front. Neuroendocrinol. 20, 241–268 (1999).
  7. Johnston, J. D. Physiological responses to food intake throughout the day. Nutr. Res. Rev. 27, 107–118 (2014).
  8. Oike, H., Oishi, K. & Kobori, M. Nutrients, clock genes, and chrononutrition. Curr. Nutr. Rep. 3, 204–212 (2014).
  9. Timing of Breakfast, Lunch, and Dinner. Effects on Obesity and Metabolic Risk - PMC
     

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Isabell Nagel ist Werkstudentin bei der Karl und Veronica Carstens-Stiftung
Isabell Nagel

ist Werkstudentin im Referat Öffentlichkeitsarbeit