KVC Habilitationsprogramm
Förderprogramm der Karl und Veronica Carstens-Stiftung
Die Karl und Veronica Carstens-Stiftung stellt im Rahmen des KVC Habilitationsprogramms Fördermittel bereit, um die Nachwuchslücke im Bereich der universitären Naturheilkunde und Komplementärmedizin zu schließen.
Ein Vorläufer dieser Initiative war unser Alois Schnaubelt-Habilitationsprogramm. Informationen dazu finden Sie weiter unten auf dieser Seite.
Programmziele
Das Programm richtet sich an Ärzt*innen nach den ersten Weiterbildungsjahren zum Facharzt, die ein klar erkennbares wissenschaftliches Interesse im Bereich der Naturheilkunde und Komplementärmedizin vorweisen können und ihre Berufbarkeit auf eine Professur durch eine Habilitation oder durch habilitationsäquivalente Leistungen anstreben sowie Lebenswissenschaftler*innen mit vergleichbarer Qualifikation im klinisch-therapeutischen Bereich.
Die Stiftung stellt Mittel für vier Kandidat*innen bereit. Der Förderumfang beträgt insgesamt bis zu 360.000 Euro pro Kandidat*in (120.000 Euro p.a.).
In die Förderung aufgenommen werden vollzeitbeschäftigte Antragsteller*innen, die bereits eine klinische Anbindung innerhalb einer ausgewiesenen Universitätsklinik oder kooperierenden Einrichtung haben oder denen zum Zeitpunkt der Antragsstellung eine Haushaltsstelle verbindlich zugesichert wurde.
Die Förderung ist auf drei Jahre angelegt. Ein fest vereinbarter Anteil der Arbeitszeit, mindestens jedoch 50 Prozent, muss ausschließlich der wissenschaftlichen Tätigkeit zur Verfügung stehen. Die aufnehmende Hochschule muss darlegen, wie die Freiräume für die geplanten Forschungsarbeiten der Antragstellenden gesichert sind. Darüber hinaus ist verbindlich zuzusagen, dass die Freistellung von klinischen Aufgaben gewährleistet ist.
Die Stellen werden anteilig durch das Programm und von der aufnehmenden Klinik finanziert. Der Anteil der Stiftung beträgt bis zu 50 Prozent. Die Eingruppierung erfolgt unter Berücksichtigung der persönlichen Voraussetzungen nach Entgeltgruppe (z.B. Ä1/Ä2, Nachwuchsgruppenleiter, Postdocs angelehnt an die DFG), befristet auf 3 Jahre mit halber Wochenarbeitszeit.
Innerhalb des Budgets von 360.000 Euro können neben den Mitteln für die anteilige Stellenfinanzierung der Antragstellenden Mittel für wissenschaftliches Personal, Sach-, Reise- und Publikationskosten beantragt werden, die den Antragstellenden den Aufbau einer eigenen Arbeitsgruppe ermöglichen.
Antragsberechtigung
Antragsberechtigt sind Personen, die folgende Voraussetzungen erfüllen:
- mindestens zweijährige ärztliche Weiterbildung in einem klinischen Gebiet (entfällt für Bewerber aus dem Bereich Life Sciences)
- abgeschlossene Promotion (mindestens »magna cum laude«)
- maximal sechsjährige Postdocphase
- eine durch Publikationen nachgewiesene, kontinuierliche wissenschaftliche Betätigung
- mindestens drei Publikationen als Erstautor*in in peer-reviewed Zeitschriften
- biographisch erkennbares Interesse an Naturheilkunde und Komplementärmedizin
- zugesicherte Haushaltsstelle an einer Universitätsklinik oder kooperierenden Einrichtung
- Integration in ein forschungsaktives Umfeld
- bestehende Anbindung an klinisch-naturheilkundliche Einrichtung oder mind. ein Jahr nachgewiesene klinisch-naturheilkundliche ärztliche Tätigkeit
Antragstellung und Fristen
Den Antragsunterlagen sind beizufügen:
- Lebenslauf inkl. Publikationsverzeichnis
- Zeugnisse (Medizinstudium, Approbation, Promotion)
- Erläuterung des Gesamtkonzeptes
- wissenschaftlich fundierte Beschreibung des/r geplanten Forschungsvorhaben/s auf dem Gebiet der Naturheilkunde und Komplementärmedizin
- Meilensteinplan
- detaillierter Kostenplan
- verbindliche Zusage der Universitätsklinik über die zu schaffenden Freiräume bei gleichzeitiger klinischer Tatigkeit
Der Vorstand erstellt nach externer Begutachtung eine Shortlist von sechs Anträgen, deren Verfasser*innen am 13.12.2024 zur persönlichen Präsentation nach Berlin eingeladen werden.
Bitte beachten Sie unsere:
Die Anträge sind per E-Mail einzureichen – fassen Sie alle relevanten PDFs zu einer PDF-Datei ohne Passwortschutz bzw. ohne Zugriffsbeschränkungen hinsichtlich Lesen, Kopieren und Drucken zusammen. Anträge mit mehreren einzelnen PDF-Dateien werden nicht angenommen. Bewerbungsschluss ist der 10.06.2024:
Karl und Veronica Carstens-Stiftung
Am Deimelsberg 36, 45276 Essen
E-mail: foerderung@carstens-stiftung.LÖSCHEN.de
Vier Habilitationsstellen in der Naturheilkunde und Komplementärmedizin
Carstens-Stiftung stellt bis zu 1,2 Mio. EUR für Wissenschaft und Forschung bereit
Im Rahmen des Alois Schnaubelt-Habilitationsprogramms ermöglicht die Carstens-Stiftung vier ÄrztInnen die Habilitation. "Damit reagieren wir gleich auf zwei aktuelle epidemiologische bzw. gesundheitsökonomische Herausforderungen", sagt Vorstandsvorsitzender Prof. Dr. med. Andreas Michalsen. "Denn zum einen schließen wir die wissenschaftliche Nachwuchslücke im Bereich der universitären Naturheilkunde und Komplementärmedizin. Zum anderen werden die geförderten Projekte wichtige Erkenntnisse zur integrativen Behandlung und Prävention von Erkrankungen liefern, unter denen in der heutigen Zeit immer mehr Menschen leiden: Stress-Syndrome, psychische Erkrankungen und Nervenerkrankungen, Herz- und Gefäßerkrankungen sowie Krebs. Damit leistet die Carstens-Stiftung einen Beitrag zur Verbesserung der Gesundheitsversorgung."
Mit einer Gesamtfördersumme von bis zu 1,2 Millionen Euro ist das Alois Schnaubelt-Habilitationsprogramm eines der größten Projekte der Carstens-Stiftung. Über einen Zeitraum von drei Jahren erhalten vier Habilitanden jeweils bis zu 300.000 Euro.
Prävention durch Lebensstilmodifikationen
Dr. med. Michael Jeitler, der sich in der Weiterbildung zum Facharzt für Allgemeinmedizin in der Abteilung für Naturheilkunde am Immanuel Krankenhaus Berlin befindet, wird untersuchen, inwieweit eine pflanzenbasierte Ernährung dazu beiträgt, Risikofaktoren für eine kardiovaskuläre Erkrankung – zu diesen zählen Übergewicht, Cholesterinerhöhung und Bluthochdruck – zu minimieren. In einer weiteren Studie wird es darum gehen, die Effekte von Yoga und Meditation auf das Stressempfinden und die Lebensqualität von Menschen mit erhöhter Stressbelastung zu evaluieren und mit denen der konventionellen Psychoedukation zu vergleichen. Seine dritte Arbeit befasst sich schwerpunktmäßig mit den Wirkungen der Mind-Body-Medizin auf die psychischen Parameter Angst und Depression, auf Fatigue und die Lebensqualität von Brustkrebspatientinnen.
Erweiterung onkologischer Behandlungskonzepte
Die Integrative Onkologie bei Mammakarzinom ist ebenfalls der Fokus von Dr. med. Petra Voiß, Oberärztin in der Klinik für Naturheilkunde und Integrative Medizin der Kliniken Essen-Mitte. Ihr Schwerpunkt wird darauf liegen, die Wirksamkeit von naturheilkundlichen Therapien auf die Schlafqualität bei Patientinnen mit Brustkrebs zu untersuchen. Denn kurz nach Diagnosestellung leiden knapp 70% unter beeinträchtigenden Schlafstörungen. In der bisherigen Forschung wurde der Schlaf oft vernachlässigt, dabei beeinflusst er die Stresshormon-Achse und das vegetative Nervensystem, welche wiederum die Immunabwehr regulieren. Kurz: Ein gesunder Schlaf könnte Einfluss auf die Prognose haben. Darüber hinaus sollen wirksame Maßnahmen bei krebsbedingter Erschöpfung und zur Linderung von Nebenwirkungen identifiziert werden, damit sie in onkologische Behandlungskonzepte integriert werden können.
Neues Therapieverfahren bei psychischen Erkrankungen
Konventionelle Konzepte um komplementärmedizinische Maßnahmen zu erweitern, ist auch das Ziel von Dr. med. Holger Bringmann, allerdings für einen anderen Bereich. Der Funktionsoberarzt der Klinik für Psychiatrie im Diakoniewerk Zschadraß erklärt: "In der Europäischen Union sind mehr als ein Drittel der Gesamtbevölkerung an einer psychischen Störung erkrankt – weniger als ein Drittel aller Betroffenen erhalten jedoch eine fachspezifische Behandlung." Diesem Bedarf wird Dr. Bringmanns Forschungsprojekt mit der Entwicklung eines neuen Therapieverfahrens begegnen: der Meditationsbasierte Lebensstilmodifikation (MBLM) bei Depression, Abhängigkeitserkrankung oder chronischen Schmerzen. Dabei handelt es sich um eine Erweiterung der Mind-Body-Medizin, die auf eine ausgeglichene Lebensführung und Selbstregulation abzielt. Neu beim Ansatz der MBLM ist die Mantra-Meditation als zentraler Bestandteil, die Einbeziehung von Ethik und Spiritualität sowie Prinzipien aus dem Ayurveda und Yoga – etwa die integrale Sicht auf Körper, Geist und Seele.
Weniger Medikamente in der Schmerztherapie
Die vierte Habilitandin ist Dr. med. Joanna Dietzel, Fachärztin für Neurologie am Institut für Sozialmedizin, Epidemiologie und Gesundheitsökonomie der Charité Berlin. Sie wird zwei Studien zur Akupunktur bei Nervenschmerzen durchführen. Denn gerade bei älteren Menschen, die einerseits ein höheres Risiko für neurologische Erkrankungen haben und andererseits häufig bereits viele Medikamente nehmen müssen, stellen die medikamentenfreien Therapiestrategien der Komplementärmedizin eine wichtige Option dar. In einer Studie soll daher die Akupunktur bei Polyneuropathie zum Einsatz kommen, einer häufigen Begleiterkrankung bei Diabetes, die mit Schmerzen und Missempfindungen in den Füßen einhergeht. In der anderen bei Trigeminusneuralgie, einer meist einseitigen Erkrankung des Gesichtsnervs, die sich durch blitzartig auftretende und äußerst starke Gesichtsschmerzen äußert. Sollte sich bestätigen, dass sich durch Akupunktur Medikamente und damit Nebenwirkungen einsparen lassen, wäre dies ein wichtiger Schritt in der Schmerzbehandlung.
Hohe wissenschaftliche Qualität
Die skizzierten finalen vier Anträge wurden aus insgesamt 12 ausgewählt, nachdem drei unabhängige Gutachter sie hinsichtlich Durchführbarkeit und Qualität geprüft hatten. "Alle Studien, die die Carstens-Stiftung im Rahmen des Habilitationsprogramms fördert, genügen daher äußerst hohen bis zu den höchsten wissenschaftlichen Kriterien – dadurch werden die Ergebnisse belastbar sein", so Vorstandsvorsitzender Prof. Dr. med. Andreas Michalsen. Die Geschäftsführerin der Carstens-Stiftung, Nicole Germeroth, ergänzt: "Damit ist gewährleistet, dass die gefundenen Erkenntnisse nicht im Elfenbeinturm der Wissenschaft verbleiben, sondern auch tatsächlich Einzug in die Patientenversorgung erhalten können."