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Person in weißem Kittel hält mehrere Blister mit Pillen und Tabletten in den Händen.

Placebos wirken, auch wenn sie offen als Placebos verabreicht werden

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Integrative Medizin Komplementärmedizin Forschung Wissenschaft

Wie wichtig der Placeboeffekt für die Wirkung von Arzneimitteln und Therapien ist, wurde in den vergangenen Jahren zunehmend deutlich. Eine Forschungsgruppe der Universität Basel konnte nun zeigen, dass der Placeboeffekt auch dann eintritt, wenn die Patientinnen und Patienten wissen, dass sie ein Scheinmedikament erhalten.

Neue Studie zu Placebos an der Universität Basel

Inzwischen hat die experimentelle Forschung hinreichend belegt, dass Placebos nachweisbare biologische Effekte haben und sich Beschwerdebilder wie zum Beispiel eine Schmerzsymptomatik, das Reizdarmsyndrom oder Hitzewallungen in der Menopause tatsächlich bessern, wenn Patientinnen und Patienten wirkstofffreie Medikamente einnehmen.

Früher dachte man, Placebos würden nur wirken, wenn die Probandinnen und Probanden darüber im Unklaren gelassen werden, dass sie ein Scheinmedikament erhalten. Nun hat die Studie eines Forschungsteams an der Universität Basel gezeigt, dass Placebos auch wirksam sind, wenn die Patientinnen und Patienten vorab darüber aufgeklärt wurden, dass die Behandlung mit einem Placebo erfolgt.

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Lassen sich Schuldgefühle mit Placebos behandeln?

Dilan Sezer, Forscherin in der Abteilung Klinische Psychologie und Psychotherapie an der Universität Basel, untersuchte mit einer Forschungsgruppe, ob sich Schuldgefühle mit Hilfe einer Placebo-Therapie behandeln ließen.

Die Versuchspersonen sollten über ein Erlebnis berichten, bei dem sie wichtige Verhaltensregeln missachtet oder eine vertraute Person unfair behandelt, verletzt oder ihr geschadet hatten. Dieses Erlebnis sollte sie noch immer belasten.

Studienaufbau

Die Probandinnen und Probanden wurden in drei Gruppen aufgeteilt:

Eine Gruppe erhielt als Kontrollgruppe keinerlei Behandlung.

Die beiden anderen Gruppen erhielten ein vermeintlich phytotherapeutisch wirksames Arzneimittel, das angeblich gegen Schuldgefühle helfen sollte.

Eine der Gruppen wusste nicht, dass es sich um ein Scheinmedikament handelte. Die andere Gruppe wurde darüber informiert, dass sie ein Placebo erhielt und erfuhr darüber hinaus, dass auch Scheinmedikamente eine Wirkung haben könnten, weil entweder die Erwartungen an das Präparat hilfreich sein oder weil der Körper automatisch positiv auf die Einnahme von Pillen reagieren könne.

Ergebnis

Die Schuldgefühle verringerten sich bei den Angehörigen beider Gruppen, die das Placebo erhielten, signifikant gegenüber den Beteiligten ohne Medikation, auch dann, wenn die Behandelten wussten, dass sie ein Placebo erhielten.

Einschätzung

Die Studie belegt, dass offen verabreichte Placebos eine therapeutische Wirkung haben können, in diesem Fall gegen Schuldgefühle. Damit stützt das Ergebnis andere Studien der jüngeren Vergangenheit, mit denen ebenfalls gezeigt werden konnte, dass Scheinmedikamente eine nachweisbare Wirkung haben.

Für die Zukunft zeigt die Studie, dass es möglich ist, offen verabreichte Scheinmedikamente zu therapeutischen Zwecken einzusetzen und damit ethische Grundsätze nicht zu verletzen. Sie lässt aber auch ganz generell den Schluss zu, dass der Placeboeffekt therapeutisch genutzt werden kann – auch zusätzlich zu wirksamen Medikamenten.

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Literatur zu "Placebos wirken, auch wenn sie offen als Placebos verabreicht werden"

Dilan Sezer, Cosima Locher, Jens Gaab
Deceptive and open-label placebo effects in experimentally induced guilt: a randomized controlled trial in healthy subjects
Scientific reports (2022), doi: 10.1038/s41598-022-25446-1, Link

Ines Bergfort
Ines Bergfort

Öffentlichkeitsarbeit bis 2024

Mail: info@carstens-stiftung.de