Komplementäre und
Integrative Medizin
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Warum wirkt pflanzenbetonte Ernährung positiv auf die Gesundheit?
Habilitationsprojekt vor dem Abschluss

Warum wirkt pflanzenbetonte Ernährung positiv auf die Gesundheit?

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Ernährung Integrative Medizin Forschung

Für eine pflanzenbetonte Ernährung sprechen mehrere Gründe: ethische, ökologische und natürlich gesundheitsfördernde Aspekte. Doch zum einen gibt es unterschiedliche Definitionen und Ausprägungen einer pflanzenbetonten Ernährung und zum anderen ist noch immer nicht abschließend geklärt, welche Wirkmechanismen den gesundheitsfördernden Effekten im Detail zugrunde liegen. Das Habilitationsprojekt von Dr. med. Maximilian Storz, Universitätsklinikum Freiburg, hat nun einige Forschungslücken geschlossen. Dabei unterteilte es sich in zwei Teilprojekte.

Unterschiedliche Ernährungsweisen

Nährstoffversorgung

Die Querschnittsstudie „Untersuchungen der Mikro- und Makronährstoffversorgung bei lacto-ovo-vegetarischer, veganer oder gemischter Ernährungsweise“ (1) verglich die im Titel genannten Ernährungsformen und konzentrierte sich dabei auf die Vitamin B12-Versorgung der insgesamt 115 Teilnehmer*innen. Wie erwartet zeigte sich, dass Veganer*innen praktisch kein Vitamin B12 mit der Ernährung zu sich nehmen – allerdings war auch die Versorgung bei den Lacto-ovo-Vegetarier*innen über die Nahrung sehr gering. Im Gegensatz zu letzteren hatten die Veganer*innen jedoch regelmäßig supplementiert, wodurch sich die gefundenen großen Unterschiede im Vitamin B12-Status erklären lassen: Die Arbeit von Dr. Storz und Team ist die erste Forschungsarbeit in der gezeigt werden konnte, dass bei einer veganen Ernährungsweise mit Supplementierung (250 µg Vitamin B12 pro Tag) die gleiche Vitamin B12-Versorgung wie bei omnivorer Ernährung erzielt werden kann. Etwa 25% der Lacto-ovo-Vegetarier*innen waren hingegen im Mangelbereich angesiedelt. Mit diesem Ergebnis ist es erstmalig möglich geworden, eine fundierte konkrete Supplementations-Empfehlung zu geben. Genau dies soll nun im Rahmen einer randomisiert-kontrollierten Studie getestet werden.

Supplementierung

Das Supplementations-Verhalten bei den verschiedenen Ernährungsformen wurde in einer weiteren Analyse (2) eingehender untersucht. Dabei wurde großer Wert auf eine quantitative Auswertung gelegt, da in der Literatur zu diesem Thema nur qualitative Auswertungen zu finden waren – eine vergleichbar detaillierte Arbeit zu diesem Thema gab es also zuvor nicht. Dr. Storz konnte darin u.a. zeigen, dass insbesondere junge Menschen sehr großen Wert auf Nahrungsergänzungsmittel legen und diese unkritisch und häufig ohne Konsultation eines Arztes einnehmen. Die monatlichen Ausgaben belaufen sich bei ca. 50% der Teilnehmer*innen auf 50 EUR und mehr. In einigen Fällen wurden sogar monatliche Ausgaben von 130 EUR für Nahrungsergänzungsmittel registriert. Während die Ergänzung von Vitamin B12 häufig sinnvoll ist (siehe oben), sind unter Berücksichtigung der Nährstoffzufuhr viele andere Präparate jedoch unnötig. Die Auswertung liefert damit hochrelevante Ergebnisse für den Bereich „Public Health“, mit dem besonders naturheilkundlich-tätige Ärztinnen und Ärzte regelmäßig konfrontiert sind.

Ergänzt wird sie um eine weitere Studie (3) zum Nährstoff Cholin, einem sog. „Carni-Nutrient“, der aktuell kontrovers diskutiert wird. Eine vierte Auswertung beschäftigt sich mit der Spurenelementzufuhr und der Schwermetallexposition bei den verschiedenen Ernährungsformen und steht kurz vor der Veröffentlichung.
 

Einfluss und Wirkmechanismen veganer Ernährung

Verträglichkeit

Das zweite Teilprojekt beschäftigte sich mit den Wirkmechanismen einer pflanzlichen Kost. In der vermutlich ersten randomisiert-kontrollierte Studie (4) zur Auswirkung einer de-novo angewandten veganen Diät auf die Darmgesundheit der 65 Proband*innen konnte gezeigt werden, dass sich die Umstellung auf eine (zeitlich begrenzte) vegane Ernährungsweise nicht negativ auf die subjektive Darmgesundheit auswirkt.

Effekte auf Hämogramm und Entzündungsprofil

In einer weiteren Analyse wurde untersucht, welche Faktoren veganer Ernährung das Blutbild und Entzündungsprofil Gesunder beeinflussen. Als mögliche Faktoren kamen eine verminderte Zufuhr pro-inflammatorischer Substanzen (insbesondere gesättigte und Omega-6-Fettsäuren) bzw. eine vermehrte Zufuhr antientzündlicher Substanzen (Antioxidantien, sekundäre Pflanzenstoffe) in Frage – doch welche sind entscheidender? Im Anschluss an eine zwölfwöchige Ernährungsintervention (vegane Kost vs. fleischreiche Kost) mit 65 Proband*innen wurden dazu verschiedene Endpunkte des Fettstoffwechsels untersucht und geklärt, inwiefern die Effekte Mikrobiom-vermittelt sind. Ein weiterer Fokus lag auf zwei Signalkaskaden, die im Zellmetabolismus und Wachstum eine zentrale Rolle spielen (AMPK und mTORC1). Die Arbeit befindet sich aktuell im Peer Review; die Veröffentlichung wird voraussichtlich Anfang kommenden Jahres erfolgen.

Literatur zu "Warum wirkt pflanzenbetonte Ernährung positiv auf die Gesundheit?"

1) Storz MA, et al. A cross-sectional study of nutritional status in healthy, young, physically-active German omnivores, vegetarians and vegans reveals adequate vitamin B12 status in supplemented vegans. Ann Med. 2023;55(2):2269969. doi: 10.1080/07853890.2023.2269969. Epub 2023 Oct 18. Erratum in: Ann Med. 2024 Dec;56(1):2346423. doi: 10.1080/07853890.2024.2346423. Link

2) Herter J, Müller A, Niederreiter L, Keller M, Huber R, Hannibal L, Storz MA. Supplementation Behavior and Expenditures in Healthy German Vegans, Lacto-Ovo-Vegetarians and Omnivores: A Cross-Sectional Study. Am J Lifestyle Med. 2025 Mar 17:15598276251319305. Link

3) Storz MA, Stübing F, Hannibal L, Huber R. Analyzing dietary exposure to critical nutrients on a plant-based diet using the food- and total nutrient index. Nutr J. 2025 Mar 12;24(1):39. doi: 10.1186/s12937-025-01105-9. PMID: 40075422; PMCID: PMC11899309. Link

4) Herter J, Stübing F, Lüth V, Zimmermann J, Lederer AK, Hannibal L, Huber R, Storz MA. Bowel health, defecation patterns and nutrient intake following adoption of a vegan diet: a randomized-controlled trial. Ann Med. 2024 Dec;56(1):2305693. doi: 10.1080/07853890.2024.2305693. Epub 2024 Feb 7. PMID: 38327148; PMCID: PMC10854443. Link

Michèl Gehrke, M.A.
Michèl Gehrke, M.A.

Pressesprecher

Telefon: 0201 56 305 61