Komplementäre und
Integrative Medizin
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Veronica Carstens: Modern, selbstbestimmt und nah am Menschen
Stationen und Bilder aus dem Leben der Veronica Carstens

Veronica Carstens: Modern, selbstbestimmt und nah am Menschen

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Naturheilkunde Homöopathie

Nach dem Krieg nahm sie ihr Medizinstudium wieder auf. Sie gründete eine Stiftung und brachte richtungsweisende Modellprojekte auf den Weg. Sie sprach die zwei Sprachen der Medizin. Sie schrieb tausende Briefe. In ihrer Praxis und während ihrer Reisen und Vortragstätigkeiten stellte sie den Menschen in den Mittelpunkt. Sie war Arbeitgeberin und wirkte (auch als First Lady) bis ins hohe Alter – Kurz: Sie war zielstrebig, engagiert und ihrer Zeit voraus, sie war selbstbestimmt, pflichtbewusst und immer nah am Menschen.

Jugend und Heirat mit Karl Carstens

Veronica Carstens, geborene Prior, wurde am 18. Juni 1923 in Bielefeld geboren, wo sie als jüngstes von fünf Kindern aufwuchs – zwei Brüder sind früh verstorben. Sie selber sprach immer wieder von einer wunderbaren Kindheit mit liebevollen Eltern – ihr Fundament für ihr späteres Leben.

Nicht minder wichtig für ihre Entwicklung war der Besuch der Cecilienschule. Ihr verdankte sie ihren festen Glauben und ihre Liebe zur Musik. Veronica Carstens spielte Geige und wollte später Musik studieren. Auf Anraten ihres Vaters entschied sie sich 1942 – nach dem Arbeitsdienst – jedoch für ein Medizinstudium in Freiburg. Ein Jahr später lernte sie Karl Carstens auf der Hochzeit ihrer Schwester kennen, sie heirateten 1944. In dieser Zeit war Veronica als Lazarettschwester in Norddeutschland tätig.

 

Veronica Carstens spielt Geige

 

Karl Carstens arbeitete nach dem Krieg zunächst als Rechtsanwalt, hatte ab 1960 verschiedene politische Ämter inne und war von 1979–1984 der 5. Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland.

Wiederaufnahme des Medizinstudiums und eigene Praxis

Zur großen Enttäuschung des Ehepaars Carstens blieb der Wunsch nach Kindern unerfüllt. Besonders für Veronica Carstens war dies eine schwierige Zeit, die sie dazu bewog, das nach dem Physikum unterbrochene Medizinstudium wieder aufzunehmen. Nach anfänglichem Zögern, dann aber doch mit großer Begeisterung, schloss sie das Studium ab, promovierte und absolvierte anschließend die Facharztausbildung zur Internistin. Nach sechs Jahren Krankenhaustätigkeit eröffnete sie in Meckenheim ihre eigene internistische Praxis. Hier konnte sie – anders als in den Kliniken – ihrer Leidenschaft nachgehen. Immer wenn möglich, behandelte sie ihre Patientinnen und Patienten mit einer Kombination aus Schulmedizin, Naturheilkunde und Homöopathie.

Veronica reifte von einem liebenswerten, aber schüchternen jungen Mädchen, einer Geigenspielerin, die ich 1944 geheiratet hatte, zu einer starken Persönlichkeit, die durch ihre Argumente tausende von Menschen mitreißen konnte.

Professor Karl Carstens
(Bildquelle: Presse- und Informationsamt der Bundesregierung)

Als erste „First Lady“ gab sie ihren Beruf während der Bundespräsidentenzeit nicht auf. Nur neue Patienten nahm sie in diesen vier Jahren nicht an. Wie alle Bundespräsidentengattinnen vor und nach ihr übernahm sie die Schirmherrschaft über das von Elly Heuss-Knapp gegründete Muttergenesungswerk. Von 1979–1989 war sie zudem Schirmherrin der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft (DMSG).

Dr. Veronica Carstens neben Praxisschild

Ihr Ziel hat sie gefunden

Ihre große Aufgabe und Erfüllung fand sie in der von ihr und ihrem Mann 1981 gegründeten Stiftung, die später den Namen Karl und Veronica Carstens-Stiftung trug.

Die Stiftung hat bis heute den Auftrag, die Integration und Akzeptanz von Naturheilkunde und Komplementärmedizin in Forschung und Lehre der medizinischen Fakultäten und im Gesundheitswesen allgemein zu fördern.

Die Einrichtung der Stiftung fand in der Bevölkerung großen Zuspruch. So gründete das Ehepaar Carstens mit prominenten Unterstützern zwei Jahre später 1983 die Fördergemeinschaft Natur und Medizin e.V. Die Spenden und Förderbeiträge der Mitglieder von Natur und Medizin ermöglichen seit 40 Jahren, dass

  • für die wissenschaftliche Erforschung von Naturheilkunde und Homöopathie,
  • die Förderung des medizinischen Nachwuchses
  • und die fundierte, seriöse Aufklärung der Bevölkerung über Nutzen und Anwendung der Komplementärmedizin

40 Mio. EUR ausgegeben werden konnten.

Veronica Carstens inmitten ihrer Wanderbegleitung zwischen Föhr und Amrum 1983

Das Lebenswerk der Veronica Carstens

Veronica Carstens setzte sich bis kurz vor ihrem Tod unermüdlich und in vielfältiger Weise – lange Zeit auch als Vorstandsvorsitzende beider Einrichtungen – für die Stiftung und den Verein ein.

Sie begleitete mit großem Interesse die Forschungsprojekte der Stiftung, hielt zu vielen Forschungsleitern persönlichen Kontakt, scheute sich nicht vor Auseinandersetzungen mit den Gegnern der Naturheilkunde und Homöopathie, hielt in ganz Deutschland – nach 1989 auch in den neuen Bundesländern – ein- bis zweimal im Monat ihren berühmten Vortrag „Die Natur hilft heilen“, pflegte einen intensiven Austausch mit den Natur und Medizin-Mitgliedern, verfasste zahlreiche Ratgeber und schrieb für jede Ausgabe der Mitgliederzeitschrift das Editorial. Die Mitglieder von Natur und Medizin waren ihre Familie.

Veronica Carstens verstarb nach einem erfüllten und dem Menschen zugewandten Leben am 25. Februar 2012.

Bildnachweis

© Archiv der Karl und Veronica Carstens-Stiftung
© Presse- und Informationsamt der Bundesregierung (Portrait Karl Carstens)

Eine Vision von Frau Dr. Carstens war es, dass der Arzt der Zukunft zwei Sprachen sprechen können sollte:

die der Schulmedizin und die der Naturheilkunde,
der Moderne und der Klassik,
der Forschung und der Erfahrung,
der Rationalität und der Empathie.

Professor Gustav Dobos
(Bildquelle: KEM, Evang. Kliniken Essen-Mitte)

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