…Stein auf Stein, Stein auf Stein… – "Bauanleitung" für ein Integratives Kinderkrankenhaus
Was es braucht, um komplementärmedizinische Behandlungsmethoden in den Praxisalltag eines pädiatrischen Krankenhauses erfolgreich und nachhaltig zu integrieren, fasst das Team eines, seitens der Carstens-Stiftung : Natur und Medizin geförderten, Modellprojektes in einer aktuellen Publikation zusammen.
Gerade wenn es um die Gesundheit ihrer Kinder geht, wünschen Eltern eine möglichst sanfte, aber effektive Behandlung. Im Hausgebrauch werden oftmals Omas Tipps wie Wadenwickel, Hustentee & Co. eingesetzt. Aber auch bei schwerwiegenderen Erkrankungen, die eine Behandlung der kleinen Patienten im Krankenhaus erfordern, kann der Einsatz von naturheilkundlichen und komplementärmedizinischen Therapien in Ergänzung zu konventionellen Methoden sinnvoll sein. Bisher gibt es nur wenige Krankenhäuser, die ein integratives Konzept zu ihrer Behandlungsphilosophie gemacht haben. Der Mangel an Wissen, Ressourcen und nicht zuletzt der Bereitschaft sich auf ein neues Konzept einzulassen, mögen Gründe dafür sein. Dass es aber auch anders geht, hat das Team am Kinderkrankenhaus St. Marien in Landshut in den vergangenen Jahren bewiesen. Ihr Konzept und ihre Erfahrungen beschreiben sie in dem vorliegenden Artikel.
Grundlegende Voraussetzungen für die neue therapeutische Ausrichtung waren hier neben der (Anschub-)Finanzierung eine klare Entscheidung seitens der Hausleitung für das neue Konzept sowie die Einbindung des medizinischen Personals in dessen Entwicklung. Eine interdisziplinäre Projektgruppe unter der Leitung eines komplementärmedizinisch erfahrenen Kinderarztes erarbeitete im Austausch mit Experten anderer Krankenhäuser eine Strategie und initiierte die weitere Vorgehensweise. So wurde zunächst erhoben, welche Ressourcen (Vorkenntnisse/Qualifikationen) und welches Interesse an verschiedenen komplementärmedizinischen Verfahren im Team vorhanden sind. Des Weiteren wurden die Eltern der im Krankenhaus behandelten Kinder über ihre Erwartungen und Wünsche befragt. Auf Basis dieser Erhebungen wurden Ärzte und Krankenschwestern entsprechend ihrer Interessen und Vorkenntnisse in unterschiedlichen Fortbildungsmodellen (von internen Lunchsymposien bis hin zu externen Wochenendschulungen) in verschiedenen Therapiemethoden zu Experten ausgebildet, die andere Teammitglieder beraten und unterweisen können. Regelwerke zu speziellen Behandlungsmethoden wurden für jeden einsehbar im Intranet des Krankenhauses hinterlegt. Ein Curriculum wurde entwickelt, dass alle Mitarbeiter, insbesondere aber auch neue Teammitglieder, durchlaufen müssen. Parallel dazu wurde die neue Ausrichtung des Krankenhauses nach außen, also an Eltern und Kinderärzte der Umgebung, durch Flyer, Poster und den Internetauftritt des Krankenhauses kommuniziert. Heute sind Homöopathie, Aromatherapie, Akupunktur, Akupressur, Fußreflexzonenmassage, Yoga, Hypnotherapie, Entspannungstechniken, Wickel und Auflagen sowie Phytotherapie feste Bestandteile der stationären und ambulanten Behandlung. Handreichungen zu einzelnen therapeutischen Verfahren dienen Eltern dazu, nach einer kurzen Unterweisung im Krankenhaus ihre Kinder auch zu Hause weiter zu behandeln und Beschwerden zu lindern.
Einschätzung
Die Implementierung naturheilkundlicher und komplementärmedizinischer Verfahren in den Behandlungsplan ist dem Kinderkrankenhaus St. Marien in Landshut erfolgreich gelungen. Das in der vorliegenden Publikation komprimiert, aber dennoch detailliert beschriebene Konzept lässt sich sicherlich nicht eins zu eins auf andere Einrichtungen übertragen, jedoch kann es unter Berücksichtigung örtlicher Gegebenheiten als Grundgerüst dienen. Und letztlich sind die höchst motivierten und engagierten Mitglieder des Gesamtteams sowohl auf ärztlicher und pflegerischer als auch auf der Verwaltungsebene das Salz in der Suppe.
Literatur
Eckert M, Amarell K, Anheyer D, Cramer H, Dobos G. Integrative pediatrics: Successful implementation of integrative medicine in a German hospital setting – concept and realization. Children 2018; 5(9): 122. Abstract