Komplementäre und
Integrative Medizin
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3 Folgestudien zu MBLM
Zwischenbericht des Habilitationsprogramms

3 Folgestudien zu MBLM

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Integrative Medizin Depression

Drei Analysen des MBLM-Programms geben Aufschluss über die Wirkungen der einzelnen Komponenten, die Rolle der Persönlichkeitsstruktur der PatientInnen sowie Aspekte der Spiritualität.

Die Meditationsbasierte Lebensstilmodifikation (MBLM) ist ursprünglich im psychiatrisch-psychosomatischen Kontext als neuartiges Mind-Body-Programm entwickelt worden. Es kombiniert lebensethische Prinzipien des Yogas – welche die Grundlage für einen gesunden Lebensstil bilden – mit der eigentlichen Mantra-Meditation und richtete sich zunächst an Menschen mit affektiven Störungen. (1) Eine zentrale Arbeit (2) des Projektes, das von der Carstens-Stiftung im Rahmen ihres Habilitationsprogramms gefördert wird, ist 2022 mit dem Holzschuh-Preis der Hufelandgesellschaft ausgezeichnet worden. (3) Inzwischen haben drei weitere Analysen des Programms stattgefunden, die Aufschluss über die Wirkungen der einzelnen Komponenten von MBLM und die Rolle der Persönlichkeitsstruktur der PatientInnen geben sowie Aspekte der Spiritualität beleuchten.

Differentielle Effekte einzelner Komponenten

In dieser Studie (4) wurde untersucht, wie verschiedene Yogakomponenten Körperbewusstsein, Emotionsregulation, Affektivität, Selbstmitgefühl und Belastungstoleranz beeinflussen. 42 zufällig ausgewählte TeilnehmerInnen nahmen an einer von vier 8-wöchigen Behandlungen teil: Mantra-Meditation allein (MA), Meditation plus körperliches Yoga (MY), Meditation plus ethische Erziehung (ME) und Meditation plus Yoga und ethische Erziehung (MYE). Die TeilnehmerInnen hatten zuvor keine regelmäßige Yoga- oder Meditationspraxis. Die Daten wurden mittels visueller Inspektion, Schätzung der Effektgröße und mehrstufiger Modellierung analysiert.

Überraschenderweise verbesserten alle vier Behandlungen auf ähnliche Weise das Körperbewusstsein (Tau-UMA = 0,21 bis Tau-UMY = 0,49), die Emotionsregulation (Tau-UMYE = -0,43 bis Tau-UME = -0,52), das Selbstmitgefühl (η2 = 0,08) und die Belastungstoleranz (η2 = 0,13). Diese Effekte blieben bis zur Nachuntersuchung 2 und 12 Monate nach der Studie erhalten, auch wenn die häusliche Praxis abnahm. Die MA-Bedingung hatte die ungünstigste Auswirkung auf das affektive Erleben (Tau-UMA = -0,14 und 0,07), während die ME-Bedingung die Valenz am stärksten verbesserte (Tau-UME = 0,10) und die MY-Bedingung am wirksamsten war, um negative affektive Reaktionen zu verhindern.

Obwohl die Mantra-Meditation für sich genommen den täglichen Affekt negativ beeinflusste, kann sie als treibende Kraft hinter der Verbesserung der anderen Variablen angenommen werden. Dies weist auf die zentrale Rolle der Meditation bei der Verbesserung der Interozeption, der Selbstwahrnehmung und der verkörperten Verarbeitung hin.

Depression

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Wer profitiert am meisten von MBLM?

Menschen unterscheiden sich in ihren Vorlieben und ihrer Reaktion auf verschiedene Mind-Body-Behandlungen, und es ist nach wie vor unklar, wer von welcher Art von Praxis am meisten profitiert. Daher scheint es ein vielversprechender Ansatz zu sein, Moderatoren für den Behandlungserfolg zu finden. Dies war das Ziel der zweiten weiterführenden Studie. (5) Diese wurde als Einzelfallstudie im Multiple-Baseline-Design konzipiert, um die Ergebnisse und Moderatoren von vier verschiedenen MBM-Behandlungen zu untersuchen. 57 gesunde TeilnehmerInnen ohne Vorerfahrung wurden nach dem Zufallsprinzip drei Baselines (7, 14 und 21 Tage) und vier achtwöchigen Behandlungen zugeteilt: Mantra-Meditation allein, Meditation plus körperliches Yoga, Meditation plus ethische Erziehung und Meditation plus Yoga und ethische Erziehung. Die Daten wurden mithilfe von Effektgrößenschätzungen, multiplen Regressionen und Clusteranalysen ausgewertet.

Hohe Ängstlichkeit, hohe Absorption, geringe Spiritualität, geringe Offenheit und jüngeres Alter wurden mit einer Reihe positiver Ergebnisse in Verbindung gebracht, wie z. B. gesteigertes Wohlbefinden oder Dezentrierung und geringeres Umherschweifen der Gedanken. Die Teilnahme an einer ethischen Schulung verbesserte durchweg das Wohlbefinden, während die Teilnahme an körperlichem Yoga das Abschweifen der Gedanken verringerte. In der Clusteranalyse stellte sich heraus, dass TeilnehmerInnen mit einer eher maladaptiven Persönlichkeitsstruktur ihre Fähigkeiten zur Emotionsregulation stärker verbesserten.

Folglich reagieren die Menschen unterschiedlich auf MBM-Interventionen, und verletzlichere Menschen oder solche mit hohem Absorptionsgrad scheinen stärker zu profitieren. Diese Ergebnisse könnten die Entwicklung von maßgeschneiderten MBM-Interventionen unterstützen und Klinikern helfen, wissenschaftlich fundierte Empfehlungen für ihre Patienten zu geben.

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Stellenwert von Religion und Spiritualität

Das Verständnis der Bedeutung von Religion und Spiritualität (R/S) bei der Behandlung psychischer Störungen ist für die klinische und akademische Psychiatrie von zentraler Bedeutung. In dieser Sekundäranalyse (6) wurden Assoziationen von R/S mit Depressionen im Zusammenhang mit MBLM untersucht. Verschiedene Aspekte der Spiritualität, der spirituellen Bewältigung und des spirituellen Engagements wurden bei 81 PatientInnen mit einer Diagnose von leichter bis mittelschwerer Depression analysiert. Die Behandlungseffekte auf die R/S-Post-Scores sowie die Vorhersage- und Moderationseffekte der Depressionsschwere und der Stressveränderungs-Scores wurden nach 8 Wochen (MBLM versus medikamentöse Fortsetzungstherapie als CONTROL versus TAU, d.h. stationäre Behandlung wie üblich) und nach 6 Monaten (TAU+MLBM versus TAU) bewertet.

Zu beiden Zeitpunkten wurden signifikante Unterschiede zwischen MBLM versus TAU und CONTROL in einer Reihe von spirituellen Ergebnissen festgestellt, die meisten davon mit einer mittleren bis großen Effektgröße und zugunsten von MBLM. Das anfängliche Interesse an Spiritualität (p=.001) und die anfängliche spirituelle Geist-Körper-Praxis (p=.017) wurden als unabhängige Prädiktoren für die Veränderung des Schweregrads der Depression nach 6 Monaten identifiziert. Darüber hinaus ergaben Moderationsanalysen, dass PatientInnen, die nach 6 Monaten von häufiger/regelmäßiger spiritueller Geist-Körper-Praxis berichteten, von TAU+MBLM im Vergleich zu TAU nicht anders profitierten (p=.437), was die Veränderung des Schweregrads der Depression und des Stresses betraf, während PatientInnen, die nach 6 Monaten von keiner/seltener spiritueller Geist-Körper-Praxis berichteten, signifikant schlechter von TAU profitierten als von TAU+MBLM (p=.002).

Schlussfolgerungen: Die Teilnahme am MBLM-Programm führte bei depressiven PatientInnen zu einer signifikant größeren Zunahme der Spiritualität als die Standardtherapie. Das Interesse an Spiritualität und die Teilnahme an spirituellen Körper-Geist-Praktiken zu Beginn der Studie waren positive Prädiktoren für das klinische Ergebnis in beiden Gruppen. PatientInnen aller Gruppen, die regelmäßig spirituelle Körper-Geist-Praktiken durchführten, profitierten gleichermaßen von den antidepressiven Effekten, was den Nutzen dieser Praktiken innerhalb eines allgemeinen therapeutischen Rahmens unterstreicht.

Literatur zu "3 Folgestudien zu MBLM"

1) Interview mit Dr. Holger C. Bringmann: MBLM – neuartiges Mind-Body-Programm an der Schnittstelle zur Psychotherapie Link

2) Bringmann HC, Michalsen A, Jeitler M, et al. Meditation‐based lifestyle modification in mild to moderate depression—A randomized controlled trial. Depress Anxiety. 2022;39(5):363-375. doi:10.1002/da.23249 Link

3) MBLM beeindruckt bei mittelschweren Depressionen Link

4) Matko K, Sedlmeier P, Bringmann HC. Embodied Cognition in Meditation, Yoga, and Ethics — An Experimental Single-Case Study on the Differential Effects of Four Mind–Body Treatments. Int J Environ Res Public Health. 2022;19(18):11734. doi:10.3390/ijerph191811734 Link

5) Matko K, Berghöfer A, Jeitler M, Sedlmeier P, Bringmann HC. Who Benefits Most? Interactions between Personality Traits and Outcomes of Four Incremental Meditation and Yoga Treatments. J Clin Med. 2022;11(15):4553. doi:10.3390/jcm11154553 Link

6) Zur Veröffentlichung eingereicht

Michèl Gehrke, M.A.
Michèl Gehrke, M.A.

Pressesprecher

Telefon: 0201 56 305 61