Plötzlich vegan – wie wird das verdaut?
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Ernährung Magen-Darm
Sich pflanzenbasiert zu ernähren, hat gesundheitliche Vorteile – dennoch fällt der Verzicht auf Fleisch vielen Menschen nicht leicht. Wie wird der Wechsel auf eine vegane Diät „verdaut“?
Dieser Frage widmet sich eine aktuelle, von der Carstens-Stiftung geförderte, Studie aus Deutschland. (1)
Pflanzenbasierte Ernährung wirkt sich positiv auf die planetare und menschliche Gesundheit aus (2,3); verringert beispielsweise das Risiko für Typ-2-Diabetes (4), kardiovaskuläre Erkrankungen (5) und Krebs (6). Doch wird ein abrupter Wechsel auf eine vegane Ernährung auch gut vertragen? Inwiefern verändert sich die Verdauungsaktivität, wenn man seine Diät plötzlich umstellt?
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Neueste Erkenntnisse aus der Ernährungsforschung, genussvolle vegetarische Rezepte aus der mediterranen Vollwert-Küche
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Sigrid Bosmann · Anna Paul
ISBN: 978-3-96562-048-3
Erscheinungsjahr: 2021, 4. Aufl.
15,00 EUR
Zum Shop »Vegane versus fleischlastige Diät
Insgesamt 65 ProbandInnen wurden für die Studie ausgewählt. Dabei handelte es sich hauptsächlich um körperlich aktive Studierende. 60% waren männlich, 40% weiblich, das mittlere Alter lag bei 23 Jahren und der mittlere BMI bei 23.45 kg/m2. Allen Teilnehmenden war gemeinsam, dass sie im Durchschnitt mindestens dreimal pro Woche Fleisch aßen, also (noch) keine Veganer waren.
Nach einer einwöchigen Anlaufphase, in welcher sich die ProbandInnen gemäß der Empfehlung der DGE mit Mischkost ernährten, wurden sie zufällig in zwei Gruppen eingeteilt. Eine Gruppe sollte sich über die nächsten acht Wochen fleischlastig ernähren, d.h. mindestens 150g Fleisch pro Tag zu sich nehmen. Jegliche Art von Fleisch zählte dazu, Fisch galt hingegen nicht als Fleisch. Die andere Gruppe sollte für denselben Zeitraum auf tierische Produkte verzichten, sich also vegan ernähren. Die Teilnehmenden beider Gruppen wurden angehalten, ihr jeweiliges Gewicht dabei möglichst zu halten.
Ergebnisse
In beiden Gruppen konnte dennoch gleichermaßen ein leichter Gewichtsverlust beobachtet werden. Verglichen mit den Werten zu Studienbeginn erhöhte sich in der Veganer-Gruppe die Stuhlfrequenz leicht, während sie in der Fleischesser-Gruppe nahezu unverändert blieb. Dieser Unterschied erwies sich allerdings nicht als signifikant. Unangenehme Ereignisse wie Bauchschmerzen oder Verstopfung kamen nach Fleischkonsum häufiger vor als nach veganem Essen. Die subjektive gastrointestinale Lebensqualität verschlechterte sich in der Veganer-Gruppe nicht, die Erhöhung der Ballaststoffzufuhr wurde gut vertragen.
Die deutlichsten Unterschiede zwischen beiden Gruppen waren nach acht Wochen in der Aufnahme von Nährstoffen festzustellen. So hatten die Fleischesser signifikant mehr Eiweiß, Kalzium, Natrium, Phosphat und Zink aufgenommen, die Veganer signifikant mehr Ballaststoffe als die jeweils andere Gruppe.
Einschätzung
Bei der vorliegenden Arbeit handelt es sich vermutlich um die erste randomisiert-kontrollierte Studie, die die Auswirkung einer de-novo angewandten veganen Diät auf Aspekte der Darmgesundheit untersucht. Hervorzuheben ist, dass die abrupte Umstellung auf eine (zeitlich begrenzte) vegane Ernährungsweise sich nicht negativ auf die gastrointestinalen Parameter ausgewirkt hat. In dieser Hinsicht wurde die Umstellung „gut verdaut“.
Verblüffend ist hingegen, dass sich die Verdauungsaktivität auch nicht nennenswert erhöht hat. Eigentlich wäre dies durch die vermehrte Aufnahme von Ballaststoffen nämlich zu erwarten gewesen. (7) Die AutorInnen erklären das damit, dass – verglichen mit anderen veganen Kohorten (8-11) – die Menge an Ballaststoffen in der Veganer-Gruppe noch immer recht gering war. Zudem waren die Teilnehmenden beider Gruppen körperlich aktiv, was sich ebenfalls positiv auf die Darmaktivität auswirkt. (12)
Unter dem Strich bleiben also zwei Aspekte festzuhalten: Pflanzenbetonte Ernährung ist nicht gleich pflanzenbetonte Ernährung. Sie sollte nicht nur durch den Verzicht auf Fleisch definiert sein, sondern hinsichtlich der Nährstoffe ausgewogen und ausreichend gestaltet werden. (13, 14) Und Ernährung ist zwar ein wichtiger, aber nur ein Baustein für Gesundheit. Weitere, etwa Bewegung, aber auch Entspannung, gehören ebenfalls dazu.
Literatur zu "Plötzlich vegan – wie wird das verdaut?"
1) Herter J, Stübing F, Lüth V, Zimmermann J, Lederer AK, Hannibal L, Huber R, Storz MA. Bowel health, defecation patterns and nutrient intake following adoption of a vegan diet: a randomized-controlled trial. Ann Med. 2024 Dec;56(1):2305693. doi: 10.1080/07853890.2024.2305693. Epub 2024 Feb 7. PMID: 38327148; PMCID: PMC10854443. Link
2) Storz MA. What makes a plant-based diet? a review of current concepts and proposal for a standardized plant-based dietary intervention checklist. Eur J Clin Nutr. 2022;76(6):1–16. doi: 10.1038/s41430-021-01023-z. Link
3) Clem J, Barthel B.. A look at plant-based diets. Mo Med. 2021;118:233–238. Link
4) Jardine MA, Kahleova H, Levin SM, et al.. Perspective: plant-based eating pattern for type 2 diabetes prevention and treatment: efficacy, mechanisms, and practical considerations. Adv Nutr. 2021;12(6):2045–2055. doi: 10.1093/advances/nmab063. Link
5) Kim H, Caulfield LE, Garcia‐Larsen V, et al.. Plant‐based diets are associated With a lower risk of incident cardiovascular disease, cardiovascular disease mortality, and all‐cause mortality in a general population of Middle‐aged adults. J Am Heart Assoc. 2019;8(16):e012865. doi: 10.1161/JAHA.119.012865. Link
6) Dinu M, Abbate R, Gensini GF, et al.. Vegetarian, vegan diets and multiple health outcomes: a systematic review with meta-analysis of observational studies. Crit Rev Food Sci Nutr. 2017;57(17):3640–3649. doi: 10.1080/10408398.2016.1138447. Link
7) Ito M, Yoshimoto J, Maeda T, et al.. Effects of high-fiber food product consumption and personal health record use on body mass index and bowel movement. J Funct Foods. 2023;102:105443. doi: 10.1016/j.jff.2023.105443. Link
8) Clarys P, Deliens T, Huybrechts I, et al.. Comparison of nutritional quality of the vegan, vegetarian, semi-vegetarian, pesco-vegetarian and omnivorous diet. Nutrients. 2014;6(3):1318–1332. doi: 10.3390/nu6031318. Link
9) Kristensen NB, Madsen ML, Hansen TH, et al.. Intake of macro- and micronutrients in danish vegans. Nutr J. 2015;14(1):115. doi: 10.1186/s12937-015-0103-3. Link
10) Davies GJ, Crowder M, Reid B, et al.. Bowel function measurements of individuals with different eating patterns. Gut. 1986;27(2):164–169. doi: 10.1136/gut.27.2.164. Link
11) Home. Dietary Guidelines for Americans [Internet]. 2023. [cited 2023 Aug 8]. Link
12) Tantawy SA, Kamel DM, Abdelbasset WK, et al.. Effects of a proposed physical activity and diet control to manage constipation in middle-aged obese women. Diabetes Metab Syndr Obes. 2017;10:513–519. doi: 10.2147/DMSO.S140250. Link
13) Henn K, Goddyn H, Olsen SB, et al.. Identifying behavioral and attitudinal barriers and drivers to promote consumption of pulses: a quantitative survey across five european countries. Food Qual Preference. 2022;98:104455. doi: 10.1016/j.foodqual.2021.104455. Link
14) Farapti F, Buanasita A, Atmaka DR, et al.. Potassium intake is associated with nutritional quality and actual diet cost: a study at formulating a low sodium high potassium (LSHP) healthy diet. J Nutr Sci. 2022;11:e11. doi: 10.1017/jns.2021.104. Link