Komplementäre und
Integrative Medizin
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Carstens-Stiftung fördert zwei Projekte zur Demenzforschung mit je 400.000 Euro

Carstens-Stiftung fördert zwei Projekte zur Demenzforschung mit je 400.000 Euro

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Integrative Medizin Demenz

Demenzerkrankungen stellen die Medizin vor zwei große Probleme: Zum einen lässt sich eine Demenz nicht heilen und zum anderen verursachen die Medikamente, die ihren Verlauf verzögern oder Begleitsymptome mildern können, ihrerseits oft belastende Nebenwirkungen. Die Carstens-Stiftung fördert daher zwei innovative Lösungsansätze, die die Möglichkeiten der Komplementärmedizin nutzen. "BrainFit-Nutrition" verknüpft kognitives Training mit neuroprotektiver Ernährung, um einer Demenz vorzubeugen. "AroMaDem" setzt auf eine Kombination aus Aromatherapie und Massagen zur Linderung der Agitiertheit, die häufig mit einer bestehenden Demenz einhergeht.

Prävention durch kognitives Training und Ernährung

Mit einer leichten kognitiven Störung (MCI, mild cognitive impairment) fängt es häufig an – was sich zunächst als altersbedingte Gedächtnisschwäche ohne wesentliche Einschränkungen des Alltags zeigt, entwickelt sich bei rund 70% der Betroffenen innerhalb von 5 Jahren zu einer Demenz. Daher ist es wichtig, die kognitive Funktion frühzeitig zu stärken, um diese Entwicklung aufzuhalten oder zumindest zu verzögern. Prof. Dr. Elmar Gräßel, Leiter des Zentrums für Medizinische Versorgungsforschung des Uni-Klinikums Erlangen, und PD Dr. Christian Keßler, Oberarzt und Forschungskoordinator an der Charité Hochschulambulanz für Naturheilkunde am Immanuel Krankenhaus Berlin, setzen mit "BrainFit-Nutrition" genau hier an. Aus zwei Richtungen, denn das Projekt verbindet computergestütztes kognitives Training (CCT) mit einer pflanzenbasierten Ernährung, die sich aufgrund ihrer Effekte auf das Nervensystem positiv auf kognitive Funktionen auswirken soll.

Prof. Dr. Elmar Gräßel und PD Dr. Christian Keßler
Links: Prof. Dr. Elmar Gräßel (© FAU, Fotograf: David Hartfiel), rechts: PD Dr. Christian Keßler (© Immanuel Albertinen Diakonie, Fotografin: Carolin Ubl)

Geplant ist eine prospektive Interventionsstudie mit 200 Menschen, die eine MCI mit Gedächtnisschwäche aufweisen. Diese werden in vier Gruppen verteilt. Über einen Zeitraum von 6 Monaten erhält Gruppe 1 ein individualisiertes CCT, bei dem sich die Übungen auf das Leistungsniveau der Probanden anpassen, um Über- oder Unterforderung zu vermeiden, sowie eine im Online-Gruppensetting curriculär vermittelte pflanzenbasierte Ernährung. Gruppe 2 erhält ebenfalls das individualisierte CCT, erhält bezüglich der Ernährung allerdings eine Online-Schulung gemäß der offiziellen Empfehlung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE). Gruppe 3 erhält eine basale, sich nicht anpassende Form des CCT sowie die pflanzenbasierte Ernährung und in Gruppe 4 werden das basale CCT und die Empfehlungen der DGE miteinander kombiniert. "Mit diesem Studiendesign können wir nicht nur bereits Effekte mittlerer Stärke durch das kognitive Training oder die Ernährungsanpassung für sich genommen entdecken, sondern auch etwaige Interaktionseffekte nachweisen", sagt Prof. Gräßel. "Ziel des Projektes ist, die kognitiven Fähigkeiten von Menschen mit MCI durch die Kombination des computergestützten kognitiven Trainings mit der Modifikation der Ernährung stärker zu verbessern, als dies mit einer Komponente allein möglich wäre." Der Beobachtungszeitraum beträgt 12 Monate, sodass erste Hinweise auf den Einfluss der Maßnahmen auf die Übertrittsrate von MCI hin zur Demenz möglich sein werden.

Aroma-Massagen zur Steigerung der Lebensqualität

Ist eine Demenz bereits eingetreten, wird die Lebensqualität der Betroffenen sowie der Angehörigen in der Regel nicht nur durch die Einbußen der Gedächtnisleistung eingeschränkt, sondern auch durch verhaltensbezogene und psychologische Begleitsymptome (BPSD) – zu diesen zählen etwa Angst, Unruhe oder Aggression. Aktuelle pharmakologische Therapieansätze können einerseits starke Nebenwirkungen verursachen und sind andererseits noch nicht von zufriedenstellender Effektivität. Im Projekt "AroMaDem" konzentrieren sich Prof. Dr. Stefanie Joos, Leiterin, und Carina Klocke, wissenschaftliche Mitarbeiterin des Instituts für Allgemeinmedizin und Interprofessionelle Versorgung des Uni-Klinikums Tübingen, daher auf Aromamassagen als komplementärmedizinische Therapie bei BPSD.

Prof. Dr. Stefanie Joos und Carina Klocke
Links: Prof. Dr. Stefanie Joos (© Universitätsklinikum Tübingen, Fotografin: Verena Müller), rechts: Carina Klocke (© Universitätsklinikum Tübingen, Fotografin: Britt Moulien)

Das Projekt besteht aus zwei Phasen. Zunächst soll aus der bisherigen Forschung zur Aromatherapie und zu Massagen sowie aus Praxis-Erfahrungen mit der Anwendung dieser Verfahren eine standardisierte Intervention entwickelt werden, d.h. ein Curriculum, das sich zur Schulung von Pflegenden eignet. Anschließend wird diese Intervention in einer prospektiven randomisiert-kontrollierten Studie hinsichtlich seiner Wirkung auf agitiertes Verhalten von dementiell veränderten Menschen überprüft. Dies soll an 100 PatientInnen aus mehreren Pflegeheimen geschehen, die in zwei Gruppen aufgeteilt werden. Die PatientInnen in Gruppe 1 erhalten über 8 Wochen täglich 15 min. eine Aromamassage durch ihre geschulte Bezugspflegekraft und die PatientInnen in Gruppe 2 (Kontrollgruppe) stattdessen Zuwendung in Form von beispielsweise Vorlesen, Erzählungen oder Gesprächen. "Neben dem primären Effekt der Aromamassagen werden wir auch Begleiteffekte, wie etwa Auswirkungen auf den Medikamentenbedarf, erfassen", sagt Prof. Joos. "Im Rahmen einer Machbarkeitsevaluation werden wir außerdem Erkenntnisse über die Faktoren bekommen, die essenziell sind, um Aromamassagen in Pflegeheimen zu etablieren – und künftig vielleicht auch darüber hinaus in der häuslichen Pflege."

Optimierungsstrategien bei Demenz

Beide Projekte sind mit Vor- und Nachbereitung über einen Gesamtzeitraum von 3 Jahren angelegt und werden von der Carstens-Stiftung mit 400.000 Euro ermöglicht. Sie erweitern damit die Forschungsplattform "Optimierungsstrategien bei Demenz", die von 2016-2018 mit 300.000 Euro gefördert wurde und in deren Rahmen 11 Doktorarbeiten entstanden sind.

Die Carstens-Stiftung

Die gemeinnützige Karl und Veronica Carstens-Stiftung wurde 1981 vom damaligen Bundespräsidenten und seiner Ehefrau gegründet. 40 Jahre nach ihrer Gründung ist die Carstens-Stiftung eine bedeutende Wissenschaftsorganisation auf dem Gebiet der Naturheilkunde und Komplementärmedizin und hat mit einer Fördersumme von 40 Millionen Euro über 300 Forschungsprojekte unterstützt. Sie setzt sich für die Verankerung von Naturheilkunde und Komplementärmedizin in der medizinischen Forschung und Patientenversorgung ein. Hauptaufgaben sind die Förderung wissenschaftlicher Forschung und des medizinischen Nachwuchses sowie die fundierte Aufklärung über Anwendung und Nutzen naturheilkundlicher und komplementärmedizinischer Verfahren.

Erfahrung für eine Medizin der Zukunft
Ein Streifzug durch vier Jahrzehnte Forschungsförderung

Michèl Gehrke, M.A.
Michèl Gehrke, M.A.

Pressesprecher

Telefon: 0201 56 305 61