Komplementäre und
Integrative Medizin
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Der Saft der Schwarzen Johannisbeere wirkt Muskel-protektiv.
Studien kurz und knapp

Schwarzer Johannisbeersaft schützt Sportler vor Muskelschäden

Von Petra Koczy

Phytotherapie Muskeln

Ob als Trainingsanfänger oder als geübter Sportler: Ist die Beanspruchung der Muskulatur intensiver als es der Trainingszustand zulässt, führt dies zu Schmerzen bedingt durch kleine Verletzungen und Entzündungen in den Muskelfasern. Den Schutzeffekt von Schwarzem Johannisbeersaft untersuchten nun Wissenschaftler an untrainierten Probanden.

Eine übermäßige Muskelbeanspruchung kann u.a. durch oxidativen Stress verschiedenerlei Schädigungen der Muskulatur, wie eine reduzierte Kontraktilität, Beschädigung der Myofibrillen, lokale Ödeme und Entzündungen, meist verbunden mit Schmerzen nach sich ziehen. Trainierte Sportler werden dadurch in ihrer Leistungsfähigkeit stark eingeschränkt und Sportanfängern wird unter Umständen die Motivation zu einer Fortsetzung des Trainings buchstäblich versauert.

In einer doppelt verblindeten und Placebo-kontrollierten Studie [1] wurde untrainierten, gesunden Probanden vier Tage vor und drei Tage nach einer stark beanspruchenden Übungseinheit zweimal täglich rund 500 ml Saft der aufgrund ihrer hohen anti-oxidativen und anti-inflammatorischen Kapazität als „Superfrucht“ bezeichneten Schwarzen Johannisbeere verabreicht. Die Kontrollgruppe erhielt ein geschmacklich und farblich angepasstes Placebo-Getränk. Die Oberschenkelmuskel-Übungen bestanden aus drei unmittelbar aufeinander folgenden Blöcken mit 10 Wiederholungen von halben Squads (Streckung der Beine aus einer 90°-Beugung gegen einen Gewichtswiderstand). 

Zu Studienbeginn und jeweils 24 h, 48 h und 96 h nach dem Muskeltraining wurden Blutproben auf folgende Parameter untersucht: Oxygen Radical Absorbance Capacity (ORAC) als Marker für die anti-oxidative Kapazität, Creatin-Kinase als Marker für Muskelschäden und Interleukin-6 als Marker für Entzündungen. Darüber hinaus wurde der empfundene Muskelschmerz in einer 90°-Kniebeugung mithilfe der Wong-Baker-Gesichts-Skala erfasst (zusätzliche Messung nach 72 h). 

In beiden Gruppen lag der Muskelschmerz nach 24 h und 48 h signifikant höher als vor Behandlungsbeginn und sank bis zur letzten Messung nach 96 h wieder auf den Basiswert ab. Zu allen Messzeitpunkten lagen die Werte der Placebo-Gruppe zwar etwas höher als jene der Saft-Gruppe, ein statistisch signifikanter Unterschied zwischen den Gruppen war jedoch nicht feststellbar. 

Der Creatin-Kinase-Wert war bei beiden Gruppen 24 h nach der Übungseinheit signifikant erhöht. Während die Werte bei den Folgemessungen in der Placebo-Gruppe nur geringfügig niedriger lagen, sanken sie in der Johannisbeersaft-Gruppe nach 48 h sogar unter den Basiswert. 

Der Interleukin-6-Wert veränderte sich bei beiden Gruppen nur geringfügig im Vergleich zum Basiswert (leichte Erniedrigung in der Verum-Gruppe, leichte Erhöhung in der Placebo-Gruppe). Nach 24 h konnte ein statistisch signifikanter Unterschied (p = 0.023, η² = 0,316) zwischen den beiden Gruppen in der prozentualen Veränderung der Interleukin-6-Konzentration errechnet werden. 

Der ORAC-Wert blieb unter der Anwendung des Johannisbeersaftes mit minimalen Schwankungen annähernd auf dem Ausgangsniveau, während er unter Anwendung des Placebo-Getränkes deutlich sank.

Einschätzung

Auch wenn die empfundenen Schmerzen der Studienteilnehmer von der Behandlung mit dem Saft der Schwarzen Johannisbeere unbeeinflusst blieben, entfalteten dennoch die enthaltenen Antioxidantien ihre Muskel-protektive Wirkung und führten so zu einer Absenkung der Creatin-Kinase-Aktivität (geringere Muskelschäden) und einer Abschwächung der Entzündungsreaktion (niedrigere Interleukin-6-Konzentration). Neben der Schwarzen Johannisbeere gibt es auch weitere Früchte, die die Folgen einer muskulären Überbeanspruchung abmildern. So hatten Ausdauerläufer, die in Vorbereitung auf einen Wettlauf Sauerkirschsaft tranken, nach dem Wettkampf weniger Muskelschmerzen als die Läufer der Vergleichsgruppe mit Placebo-Getränk [2]. Ebenso schützt Granatapfelsaft stark beanspruchte Muskeln [3].

Statt nach einem anstrengenden Training oder Wettkampf zu entzündungshemmenden und schmerzlindernden Arzneien zu greifen, sollten Sportler also lieber regelmäßig Früchte oder Säfte mit einem hohen Anteil an Antioxidantien (z.B. die in den genannten Studien untersuchten Obstsorten) in ihre Ernährung einplanen.

Literatur

1) Hutchison AT, Flieller EB, Dillon KJ, Leverett BD. Black currant nectar reduces muscle damage and inflammation following a bout of high-intensity eccentric contractions. J Diet Suppl 2016; 13(1): 1-15. Abstract

2) Kuehl KS, Perrier ET, Elliot DL, Chesnutt JC. Efficacy of tart cherry juice in reducing muscle pain during running: a randomized controlled trial. J Int Soc Sports Nutr 2010; 7: 17. Abstract

3) Trombold JR, Reinfeld AS, Casler JR, Coyle EF. The effect of pomegranate juice supplementation on strength and soreness after eccentric exercise. J Strength Cond Res 2011; 25(7): 1782-1788. Abstract