Komplementäre und
Integrative Medizin
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Natürlich durch die Wechseljahre, aber wie?
Pflanzliche Hormone bei Wechseljahresbeschwerden.
Studien kurz und knapp

Natürlich durch die Wechseljahre, aber wie?

Von Daniela Hacke. M.A.

Phytotherapie Frauenheilkunde

Den durchschlagenden Erfolg sollte man laut einer aktuellen Meta-Analyse von natürlichen Präparaten bei Wechseljahresbeschwerden nicht erwarten, aber bei leichten bis mittleren Symptomen ist eine Einnahme überlegenswert. Besser wäre aber eine Ernährung reich an Phytoöstrogenen.

Seit die Standardtherapie mit weiblichen Hormonen (Hormonersatztherapie) zur Behandlung klimakterischer Beschwerden wegen hoher Gesundheitsrisiken in die Kritik geraten ist, weichen immer mehr Frauen in der Menopause auf natürliche Therapien aus. Zwischen 40 und 50 Prozent der Frauen in westlichen Ländern greifen auf komplementärmedizinische Therapien zur Behandlung ihrer Wechseljahresbeschwerden zurück. Insbesondere pflanzliche Mittel kommen in der Behandlung von klimakterischen Symptomen wie Hitzewellen, nächtlichen Schweißattacken und vaginaler Trockenheit zur Anwendung.

Wechseljahresbeschwerden

Wechseljahresbeschwerden

Sanfte Anwendungen zur Begleitung des Übergangs

Ingrid Gerhard · Annette Kerckhoff

ISBN: 978-3-945150-91-7
Erscheinungsjahr: 2019

6,90 EUR

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Im Rahmen eines systematischen Reviews mit Meta-Analyse analysierten Wissenschaftler nun die Wirksamkeit von Heilpflanzen mit einem hohen Anteil an sog. Phytoöstrogenen, sekundären Pflanzenstoffen, unter anderem Isoflavone (wie z.B. in Soja) und Lignane (wie z.B. in Leinsamen), die eine östrogene oder auch antiöstrogene Wirkung entfalten können, da sie eine strukturelle Ähnlichkeit mit Östrogenen aufweisen. [1]

Berücksichtigt wurden 62 randomisierte, kontrollierte Studien mit insgesamt 6653 Frauen, die ihre klimakterischen Beschwerden mit pflanzlichen Mitteln behandelten. [1] Soja (als Lebens- oder Nahrungsergänzungsmittel), Rotklee (Trifolium pratense) und Traubensilberkerze (Cimicifuga racemosa) bildeten in den ausgewerteten Studien die meistuntersuchten pflanzlichen Quellen für Phytoöstrogene. Ebenfalls gut untersucht sind Heilkräuter der traditionellen chinesischen Medizin, wie die Wissenschaftler feststellten.

Unter dem Strich zeigt die Analyse, dass Phytoöstrogene bestenfalls moderate Effekte bei Hitzewallungen und vaginaler Trockenheit aufweisen. Jedoch gilt dies nicht für alle untersuchten Heilpflanzen. Obwohl Präparate mit Traubensilberkerze ein weit verbreitetes Mittel bei Frauen in der Menopause darstellen, fanden die Wissenschaftler im Rahmen ihrer Metaanalyse keine ausreichenden Hinweise auf eine Wirksamkeit bei Wechseljahresbeschwerden. Keines der bisher untersuchten Mittel zeigte eine signifikant bessere Wirkung im Vergleich mit Placebo. Rotklee-Extrakte zeigten ähnliche Resultate für Hitzewallungen, erwiesen sich aber in der Reduzierung von Nachtschweißattacken als hilfreich. Dahingegen zeigten neuere Arzneimittel wie beispielsweise den Extrakt ERr 731, gewonnen aus dem Rhapontik-Rhabarber, sowie Pycnogenol, ein Pinienrindenextrakt, bei Hitzewallungen eine gute Wirkung.

Die Wissenschaftler ziehen das Fazit, dass auf der Grundlage der schlechten Qualität und Heterogenität der existierenden Studien keine verlässliche Aussage über die Wirksamkeit von Phytoöstrogenen bei Wechseljahresbeschwerden möglich sei. Damit bestätigen sie die Erkenntnisse eines Cochrane-Reviews aus dem Jahr 2013. [2]

Einschätzung

Überzeugen können pflanzliche Hormone in wissenschaftlicher Hinsicht offensichtlich zwar nicht, letztendlich kommt es aber auf die individuelle Erfahrung mit einzelnen pflanzlichen Mitteln an. Gute Erfahrungen hinsichtlich der Linderung von leichten bis moderaten Wechseljahresbeschwerden rechtfertigen jedenfalls eine Anwendung. Allerdings nur unter der Voraussetzung, dass die vom Hersteller angegebene Dosierung und Dauer der Anwendung eingehalten wird, denn auch pflanzliche Arzneimittel können Nebenwirkungen aufweisen. Hinsichtlich der Sicherheit von Sojaprodukten sowie Nahrungsergänzungsmitteln mit Isoflavonen aus der Sojabohne revidierte das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) kürzlich die Entwarnung. [3] Allerdings sollten Frauen mit einer östrogen-abhängigen (Krebs-)Erkrankung der Brust oder der Gebärmutter von einer Einnahme mit isolierten Isoflavonen absehen. Mit einer ausgewogenen, überwiegend pflanzenreichen Ernährung, regelmäßigem Sport und ausreichend Entspannung können Frauen in der Menopause schon viel erreichen. 

Testberichte zu Mitteln gegen Beschwerden in den Wechseljahren liefert z.B. Ökotest.

Literatur

1. Franco OH, Chowdhury R, Troup J, Voortman T, Kunutsor S, Kavousi M, Oliver-Williams C, Muka T., Use of plant-based therapies and menopausal symptoms. A systematic review and meta-analysis. JAMA 2016; 315(23): 2554-2563 Abstract

2. Lethaby A, Marjoribanks J, Kronenberg F, Roberts H, Eden J, Brown J. Phytoestrogens for menopausal vasomotor symptoms. Cochrane Database Sys Res 2013, Issue 12. Art. No.: CD001395 Abstract

3. Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR). Nahrungsergänzungsmittel mit isolierten Isoflavonen: Bei Einnahme in und nach den Wechseljahren Orientierungswerte für Dosierung und Anwendungsdauer einhalten. Mitteilung Nr. 043/2015 des BfR vom 16. November 2015 Abstract