Komplementäre und
Integrative Medizin
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Carstens-Stiftung: Ein gesunder Lebensstil spielt in der Darmkrebsprävention offensichtlich eine bedeutendere Rolle als die genetische Veranlagung.
Studien kurz und knapp

Gesunde Kost gegen Darmkrebs

Von Daniela Hacke M.A.

Ernährung

Erkrankungsrisiko und Prävention: Ein gesunder Lebensstil spielt in der Darmkrebsprävention offensichtlich eine bedeutendere Rolle als die genetische Veranlagung.

Darmkrebs stellt laut einer internationalen Statistik zur Krebsprävalenz aus dem Jahr 2012 die weltweit vierthäufigste Tumorerkrankung dar. [1] In Deutschland ist Darmkrebs gar die dritthäufigste Form der Krebserkrankung. [2]
Mit Hilfe eines Risikofaktorenmodells zeigten spanische Wissenschaftler nun auf, dass bestimmte Lebensstilfaktoren wie Alkoholkonsum, die Einnahme von (entzündungshemmenden) Medikamenten (z.B. nicht-steroidale Antirheumatika, Acetylsalicylsäure u.a.), die Ernährung (insbesondere häufiger Konsum roten Fleisches), körperliche Aktivität und der Body-Mass-Index (BMI) sich hinsichtlich der Entwicklung einer Darmkrebserkrankung als ausschlaggebender als die familiären Erbanlagen erweisen. [3]

Die Arbeitsgruppe entwickelte ein Modell, mithilfe dessen sie unter Einbeziehung umgebungsbedingter Daten sowie der Berücksichtigung genetischer Veranlagungen das Risiko von Darmkrebserkrankungen in der spanischen Bevölkerung stratifizierten.
Zwischen 2008 und 2013 wurden im Rahmen der MCC-Spain-Studie in 23 Krankenhäusern und Versorgungszentren zwölf spanischer Provinzen insgesamt 10183 Patienten nach Details zu ihrem Lebensstil befragt. In die aktuelle Fall-Kontroll-Studie aufgenommen wurden 1336 diagnostizierte Fälle von kolorektalen Karzinomen sowie 2744 Patienten, bei denen Bluttests hinsichtlich der genetischen Veranlagung für die Entwicklung von Darmkrebs durchgeführt wurden. Letztere dienten als Kontrolle.
Unter Verwendung der vorliegenden umgebungsspezifischen Daten in Kombination mit den Daten zur familiären genetischen Veranlagung kalkulierten die Wissenschaftler schließlich im Rahmen einer multivariaten Regressionsanalyse die Risikovorhersage hinsichtlich der Wahrscheinlichkeit einer Darmkrebserkrankung für die eingeschlossene Studienpopulation.
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Das Fazit der Analyse: Zwar wurden im Rahmen der genetischen Analysen nur 21 statt gegenwärtig 60 identifizierter sog „SNPs“ (Single Nucleotide Polaymorphism), übersetzt Einzelnukleotid-Polymorphismus, die die Variation eines einzelnen Basenpaares im DNA-Strang bezeichnen, berücksichtigt. Dennoch wären die Auswirkungen dieses Details auf das Ergebnis laut der Aussage der Wissenschaftler nur gering und würden nichts an der gewonnenen Erkenntnis ändern, dass modifizierbare Faktoren wie der Lebensstil das Darmkrebsrisiko stärker beeinflussen kann als die familiäre Veranlagung für eine Darmkrebserkrankung. Dies sei unter anderem darauf zurückzuführen, dass jeder umgebungsspezifische Risikofaktor das Darmkrebsrisiko durchschnittlich um 35 Prozent erhöht, jedes Allel (durch Mutation generierte Variante eines Gens) jedoch nur um 7 Prozent, einige sogar nur um 5 Prozent.

Einschätzung

Modifizierbare Lebensstilfaktoren, insbesondere die Vermeidung von Übergewicht und eine gesunde Ernährung können sich nach Aussage der Wissenschaftler als erfolgreiche Strategie in der Prävention von Darmkrebs erweisen. Dazu, so fordern sie, sei es allerdings notwendig, die bisher durchgeführten Maßnahmen im Rahmen der Darmkrebsvorsorge bei Menschen, die keine familiäre Veranlagung aufweisen, um die Erhebung lebensstilrelevanter und genetischer Informationen zu erweitern. Mit dem Wissen um ihr potenzielles Erkrankungsrisiko seien Betroffene eher bereit, Ihren Lebensstil zu ändern und Risikofaktoren zu vermeiden.

In welchem Maße sich Ernährungsgewohnheiten auf das Risiko an Darmkrebs zu erkranken auswirken, zeigen Studien aus Japan, einem Land, in dem die Prävalenz von Darmkrebs vergleichsweise niedrig ist. Man beobachtete, dass das Darmkrebsrisiko von Japanern, die beispielsweise in die USA ausgewandert sind, trotz unbedenklicher genetischer Prädisposition, deutlich gestiegen ist. [4] Verantwortlich für diese Entwicklung könnten mit dem Umzug in ein anderes Land unter anderem auch eine Anpassung an die dort vorherrschenden Essgewohnheiten sein.
Was den Darmzellen schmeckt und Darmkrebs vorbeugen kann: Pflanzenreiche und ballaststoffreiche Kost wie man sie beispielsweise in der vegetarischen bzw. veganen Ernährung findet. Wie die Adventist Health Study 2 aus dem Jahr 2015 zeigt, ist eine  vegetarische Ernährungweise mit einem niedrigeren Darmkrebsrisiko assoziiert. [5]

Auch Nüsse können Darmzellen vor der Entartung schützen, wie Forscher in einem Zellversuch kürzlich aufdeckten. [6]. Allerdings wurden für den Versuch ungeröstete Nüsse (Macadamia-, Hasel- und Walnüsse, Mandeln und Pistazien) verwendet; ob auch die häufiger in gerösteter Form erhältlichen Nüsse zellschützende Eigenschaften aufweisen, wurde (noch) nicht untersucht.

Ein Patentrezept für eine gesunde Ernährung gibt es nicht – letzten Endes gilt: Eine bunte Vielfalt auf dem Teller, möglichst fleischlos, hat vorbeugende Effekt – nicht nur hinsichtlich des Darmkrebses.

Literatur

1) Ferlay J, Soerjomataram I, Dikshit R, Eser S, Mathers C, Rebelo M, Parkin DM, Forman D, Bray F. Cancer incidence and mortality worldwide: sources, methods and major patterns in GLOBOCAN 2012. Int J Cancer 2015; 136(5): E359-E386 Abstract

2) Neue Daten zu Krebs in Deutschland (Pressemitteilung des Robert-Koch-Instituts), Stand: 17.12.2015 Abstract

3) Ibáñez-Sanz G, Díez-Villanueva A, Alonso H et al. Risk model for colorectal cancer in Spanish population using environmental and genetic factors: results from the MCC-Spain study. Sci Reports 2017; 7: Article number 43263; doi: 10.1038/srep43263 Abstract

4) Marchand LL. Combined influence of genetic and dietary factors on colorectal cancer incidence in Japanese Americans. J Natl Cancer Inst Monogr 1999; 26: 101-105 Abstract

5) Orlich MJ, Singh PN, Sabaté J, Fan J, Sveen L, Bennett H, Knutsen SF, Beeson WL, Jaceldo-Siegl K, Butler TL, Herring RP, Fraser GE. Vegetarian dietary patterns and the risk of colorectal cancers. JAMA Intern Med 2015; 175(5): 767-776 Abstract

6) Schlörmann W. et al. Chemopreventive potential of in vitro fermented nuts in LT97 colon adenoma and primary epithelial colon cells. Molecular Carcinogenesis 2017; epub ahead of print. DOI: 10.1002/mc.22606 Abstract