Komplementäre und
Integrative Medizin
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Carstens-Stiftung: Elektroakupunktur – eine Option bei Depressionen in den Wechseljahren
Studien kurz und knapp

Elektroakupunktur – eine Option bei Depressionen in den Wechseljahren

Im Vergleich mit Escitalopram erfuhren perimenopausale Frauen mit depressiven Verstimmungen durch Elektroakupunktur eine deutlichere und länger anhaltende Linderung.

Während der Wechseljahre (Perimenopause/Klimakterium) können Frauen mittleren Alters bedingt durch die hormonelle Umstellung verschiedene Beschwerden unterschiedlicher Ausprägung erfahren. Neben Hitzewallungen, Herz-Kreislauf-Problemen, Schlafstörungen, Reizbarkeit etc. leidet ungefähr jede zweite Frau unter depressiven Stimmungslagen. Manifestieren sich diese Beschwerden derart, dass die Lebensqualität der Betroffenen eingeschränkt ist, erfolgt seitens der konventionellen Medizin meist eine hormonelle Behandlung und/oder eine Verordnung von Antidepressiva. Diese zeigen zum Teil jedoch nicht die gewünschte Wirksamkeit oder werden aufgrund ihrer Nebenwirkungen wie Schwindel, Erschöpfung, Schlaflosigkeit oder Verdauungsproblemen nicht gut vertragen. Weitere Behandlungsansätze bietet die Komplementärmedizin, darunter auch die Traditionelle Chinesische Medizin, innerhalb derer sich verschiedene Akupunkturverfahren auch bei Depressionen bewährt haben. Die spezielle Form der Elektroakupunktur, bei der über gesetzte Akupunkturnadeln leichter Strom zur Stimulation der Akupunkturpunkte angelegt wird, wurde bereits in früheren Studien zur Behandlung perimenopausaler Störungen erfolgreich getestet.

Depression

Depression

Möglichkeiten und Grenzen einer homöopathischen Begleitung, Komplementärmedizin und Ordnungstherapie

Annette Kerckhoff · Otto Ziehaus

ISBN: 978-3-945150-64-1
Erscheinungsjahr: 2016, 2. Aufl.

6,90 EUR

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In der vorliegenden multizentrischen Studie verglichen chinesische Wissenschaftler erstmals die Wirksamkeit von Elektroakupunktur mit der des Antidepressivums Escitalopram gegen leichte bis mittelschwere Depressionen perimenopausaler Patientinnen. An sechs Krankenhäusern wurden insgesamt 242 Frauen im Alter von 45 bis 55 Jahren, die den in der Studie gesetzten Einschlusskriterien entsprachen, nach dem Zufallsprinzip der Behandlung mit Elektroakupunktur oder mit Escitalopram zugeteilt. Über einen Zeitraum von 12 Wochen nahmen die Patientinnen der Kontrollgruppe einmal täglich 10 mg Escitalopram ein. Die Teilnehmerinnen in der Akupunkturgruppe erhielten über den gleichen Zeitraum hinweg dreimal wöchentlich für eine halbe Stunde Elektroakupunktur an sieben festgelegten Akupunkturpunkten. Alle Studienteilnehmerinnen wurden dazu angehalten, während der gesamten Studienphase keine weiteren antidepressiven Therapien zu nutzen oder, falls sie es doch taten, dies für die Studienauswertung entsprechend zu dokumentieren. Zu Studienbeginn und nach vier, acht und zwölf Wochen sowie weitere vier und zwölf Wochen nach Ende der Behandlungsphase (Follow-up) wurden die Schwere der Depression als primärer Zielparameter sowie die Lebensqualität als einer der beiden sekundären Zielparameter mittels Fragebögen erfasst. Darüber hinaus wurden den Studienteilnehmerinnen zu Studienbeginn und in der zwölften Woche jeweils innerhalb des zweiten bis fünften Tages ihres Menstruationszyklus Blutproben entnommen, die auf ihren Gehalt der Sexualhormone FSH (Follikelstimulierendes Hormon), LH (Luteinisierendes Hormon) und E2 (Estradiol) analysiert wurden.

Nach der 12-wöchigen Behandlungsphase lagen die Messwerte für die Depression in beiden Behandlungsgruppen deutlich niedriger als zu Studienbeginn. Die Messwerte der Akupunkturgruppe lagen sogar unter denen der Medikamentengruppe, jedoch erreichte dieser Unterschied keine statistische Signifikanz. Diese wurde erst in der anschließenden Follow-up-Phase erreicht, in der die Werte der Escitalopram-Gruppe ungefähr denen der zwölften Woche entsprachen, während die Werte in der Elektroakupunkturgruppe weiter sanken. Hinsichtlich der empfundenen Lebensqualität wurde ein ähnliches Schema erkennbar. In beiden Gruppen wurden nach der Behandlungsphase im Vergleich zur Ausgangsmessung veränderte Hormonwerte gemessen, jedoch bestand kein erkennbarer Unterschied zwischen den Gruppen. Gravierende unerwünschte Effekte traten in keiner der beiden Behandlungsgruppen auf. In der Akupunkturgruppe hatten 14 Teilnehmerinnen subkutane Hämatome, in der Escitalopram-Gruppe klagten 18 Teilnehmerinnen überwiegend über Herzklopfen, Schwindel und Bauchschmerzen.

Einschätzung

Den Ergebnissen dieser Studie zufolge ist Elektroakupunktur eine wirksame und sichere Behandlungsmethode mit nachhaltiger Wirkung zur Linderung depressiver Stimmungen und zur Verbesserung der Lebensqualität während der Wechseljahre. Eine Modifikation dieser Parameter über eine Beeinflussung des Hormonhaushaltes wurde hier nicht erkennbar. Mangels einer Placebo-Kontrolle in Form einer Schein-Elektroakupunktur könnte vermutet werden, dass in der Akupunkturgruppe die psychische Verfassung der Teilnehmerinnen aufgrund der Zuwendung der Akupunkteure während der Therapieeinheiten positiv beeinflusst wurde. Dagegen spricht allerdings, dass nach der zwölfwöchigen Behandlungsphase in der Elektroakupunkturgruppe eine weitere Verbesserung beobachtbar war, in der Escitalopram-Gruppe jedoch nicht.

Literatur

Li S, Li FF, Wu Q, Guo XC, Xu ZH, Li XB, Chen R, Zhou DY, Wang C, Duan Q, Sun J, Luo D, Li MY, Wang JL, Xie H, Xuan LH, Su SY, Huang DM, Liu ZS, Fu WB. A multicenter, randomized, controlled trial of electroacupuncture for perimenopause women with mild-moderate depression. BioMed Res Int 2018; 2018: 5351210. Abstract