Komplementäre und
Integrative Medizin
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„Cooler“ Kohl: Akute Knieverletzungen heilen schneller mit Kohlwickeln plus Kälte
Studien kurz und knapp

„Cooler“ Kohl: Akute Knieverletzungen heilen schneller mit Kohlwickeln plus Kälte

Von Daniela Hacke M.A.

Bewegungsapparat

Ist das Knie verletzt, lautet die erste Grundregel in den meisten Fällen: Kühlen! Wie eine Studie nun erstmals zeigt, ist jedoch eine Kombination aus Kühlung plus Kohlwickel erfolgreicher.

Häufig treten im Zuge von Knieverletzungen Entzündungen und Ergüsse im betroffenen Gelenk auf, die nicht nur schmerzhaft sind, sondern auch die Mobilität des Verletzten einschränken. Bei einer Synovitis, einer Entzündung der inneren Schicht der Gelenkkapsel, werden nach der Aspiration der Flüssigkeit im Kniegelenk standardtherapeutisch kalte Kompressen angelegt, physiotherapeutisch behandelt und Kräftigungsübungen zur Verbesserung der Kniebeweglichkeit durchgeführt. In schwereren Verläufen verabreicht man Kortikosteroide, die jedoch unter anderem zu nekrotischen Veränderungen des Gelenks und langfristig auch zu Osteoporose führen können.

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Traditionell werden Kohlwickel im ost- und mitteleuropäischen Raum schon lange bei entzündlichen Gelenkserkrankungen und Verletzungen verwendet. Da frühere tierexperimentelle und klinische Untersuchungen gezeigt haben, dass Kohlwickel nicht nur entzündungshemmend wirken, sondern auch die Wundheilung beschleunigen [1,2], entschied sich ein Team aus polnischen Wissenschaftlern der Frage nach der Wirksamkeit von Kohlwickeln mit zusätzlicher Kühlung bei posttraumatischen Entzündungen im Kniegelenk nachzugehen. [3] 235 männliche Patienten mit Knieverletzungen im Akutstadium mit Gelenkserguss wurden drei verschiedenen Gruppen zugeteilt, basierend auf der per Ultraschall gemessenen Größe der an der Kniegelenkkapsel durch die Verletzung vergrößerte Gelenkhöhle (Recessus suprapatellaris). In der ersten Gruppe maß dieser Bereich 3-5 mm, Gruppe 2 umfasste Patienten mit einer 6-10 mm großen Gelenkspalte, der dritten Gruppe wurden Patienten zugeordnet, bei denen eine Größe von mehr als 11 mm gemessen wurde. In jeder der drei Gruppen wurden zwei Subgruppen gebildet, in denen entweder eine Kombination aus einem Kohlwickel und einer leicht zu applizierenden Eiskompresse oder nur die Eispackung verwendet wurde. Dazu wurden die Kohlblätter vor dem Auflegen auf den betroffenen Kniebereich bis zum Austreten des Kohlsafts gepresst. Für die kühlende Auflage wurden wiederverwendbare Kältekompressen („Easy Ice“) benutzt, die auf den Kohlwickel gelegt und mittels einer Bandage (locker) fixiert wurden. Von einer zu festen Bandage wurde abgesehen, da verstärkter Druck die Linderung des Kniegelenkergusses beschleunigen und somit das Studienergebnis verfälschen könnte. Die Patienten aller (Sub-)Gruppen wurden angehalten, den Kniewickel fünf Mal am Tag zu wechseln. Zu Studienbeginn, 24 Stunden danach sowie nach fünf Tagen wurden mittels patellarem Ballottement-Test und Ultraschall die Größe der Gelenkhöhle gemessen.

Signifikante Resultate zugunsten des gekühlten Kohlwickels zeigten sich insbesondere nach den ersten 24 Stunden der Messungen. Bei 80% der Patienten in der ersten Untergruppe verringerte sich die patellare Gelenkhöhle und somit auch der Erguss durch die Kohlwickel- und Kältetherapie nach den ersten 24 Stunden von 3-5 mm auf weniger als 2 mm, während dies nur bei 20% der Teilnehmer der Fall war, die nur die Eispackung bekamen. In der zweiten Untergruppe zeigte sich bei 66,6% der Patienten nach 24 Stunden eine Minderung von 6-10 mm auf unter 2 mm in der Verumgruppe, in der Kontrollgruppe war diese Entwicklung nur bei 46,6% der Teilnehmer zu beobachten. Bei den Patienten in der dritten Untergruppe (Gelenkhöhle ≥ 11 mm) konnten hingegen keine signifikanten Unterschiede nach 24 Stunden oder fünf Tagen zwischen Verum- und Kontrollgruppe festgestellt werden.

Einschätzung

Aufgrund ihres Charakters einer Pilotstudie auf diesem Gebiet sind die erhaltenen Ergebnisse dieser Studie sicherlich vorerst als Tendenz zu bewerten. Zu viele Faktoren, unter anderem die Therapietreue der Patienten vor dem Hintergrund des häufig zu wechselnden Wickels, die Überprüfung des Kohls auf Gehalt an aktiven, anti-entzündlich wirksamen Substanzen sowie potenzielle Unterschiede in der Applizierung des Wickels durch die Patienten, sind in dieser Studie nicht adäquat berücksichtigt worden. Diese und weitere Aspekte wie z.B. der Vergleich mit entzündungshemmenden Medikamenten wären in zukünftigen, erweiterten Studien in Betracht zu ziehen.

Literatur


1) Lauche R, Gräf N, Cramer H, Al-Abtah J, Dobos G, Saha FJ. Efficacy of cabbage leaf wraps in the treatment of symptomatic osteoarthritis of the knee. Clin J Pain 2016; 32: 961-971 Abstract

2) Rebolla A, Arisawa EALS, Barja PR, Posso MB, Carvalho CS. Effect of Brassica oleracea in rats skin wound healing. Acta Cir Bras 2013; 28(9): 664-669 Abstract

3) Dygut J, Piwowar M, Fijalkowska K, Guevara I, Jakubas R, Gonzales G, Poplawski K, Strokowska A, Wikariak H, Jurkowski W. Effect of cabbage wraps on the reduction of post-traumatic knee exudates in men. J Altern Complement Med 2018; epub ahead of print Abstract