Süßholz-Mundwasser für den Zahnhalteapparat
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Phytotherapie Antibiotika
Bei Parodontalerkrankungen wie Gingivitis und Parodontitis handelt es sich um Entzündungen des Zahnhalteapparats. Auslöser sind vor allem anaerobe Bakterien, die im Zahnbelag vorkommen. (2) Unbehandelt können diese Entzündungen nicht nur den Alveolarknochen zerstören und zu Zahnverlust führen (3), es besteht auch eine Korrelation zu systemischen Erkrankungen wie Diabetes oder kardiovaskulären Erkrankungen (4). Grund genug, nach wirksamen Präventions- und Behandlungsmaßnahmen zu suchen. Eine randomisierte, doppelblinde, kontrollierte Studie (1) aus Südkorea prüft, ob ein Mundwasser mit dem Extrakt des chinesischen Süßholzes (Glycyrrhiza uralensis) eine solche Maßnahme sein könnte.
Wichtige Antworten in diesem Artikel
Bei Parodontalerkrankungen wie Gingivitis und Parodontitis handelt es sich um Entzündungen des Zahnhalteapparats. Auslöser sind vor allem anaerobe Bakterien, die im Zahnbelag vorkommen. Unbehandelt können diese Entzündungen nicht nur den Alveolarknochen zerstören und zu Zahnverlust führen, es besteht auch eine Korrelation zu systemischen Erkrankungen wie Diabetes oder kardiovaskulären Erkrankungen.
Die Ergebnisse einer südkoreanischen Studie sind vielversprechend: Das Mundwasser mit Süßholz-Extrakt zeigte eine Reduzierung im O’Leary Index um 40,43%, im Plaque Index um 51,29% und im Gingival Index um 44% – damit ist der Effekt mit dem von Listerine vergleichbar, das eine etwa 50%ige Reduzierung in einer 6-Wochen-Studie bewirkte. mehr
Studienaufbau
60 Proband*innen wurden in die Studie eingeschlossen. Alle Teilnehmenden erhielten zunächst eine Zahnreinigung, um für gleiche orale Voraussetzungen zu sorgen. Anschließend wurden zwei Gruppen gebildet: 30 Proband*innen nutzten täglich vor dem Schlafengehen 15 mL Mundwasser mit dem Süßholz-Extrakt (1 mg/mL), die anderen 30 Proband*innen nutzten als Kontrolle stattdessen 15 mL Mundwasser aus Salzlösung. Pro Anwendung sollte in beiden Gruppen jeweils für 30 Sekunden der Mund gespült bzw. gegurgelt werden, der Interventionszeitraum betrug fünf Tage.
Um den Status des Zahnhalteapparates zu bewerten, kamen der O’Leary Index, Plaque Index und Gingival Index zum Einsatz. Gemessen wurde zu drei Zeitpunkten: Vor Beginn der Intervention (Baseline), unmittelbar am Ende des Interventionszeitraums (fünf Tage) sowie fünf Tage nach dem Interventionszeitraum. Zusätzlich wurden mikrobiologische Analysen durchgeführt.
Ergebnisse
Zur Baseline gab es zwischen beiden Gruppen keinen signifikanten Unterschied im O’Leary Index, Plaque Index und Gingival Index, wohl aber unmittelbar nach der Intervention (fünf Tage) als auch fünf Tage darauf. Dann nämlich waren die Werte in der Süßholz-Gruppe signifikant besser als in der Salz-Gruppe. Hierzu passt, dass sich über den Zeitverlauf von Baseline bis fünf Tage nach der Intervention innerhalb der Salz-Gruppe lediglich die Werte im O’Leary Index signifikant gebessert hatten, innerhalb der Süßholz-Gruppe hingegen in allen drei Indizes.
In der mikrobiologischen Analyse wurden bei den Proband*innen in beiden Gruppen drei Arten sogenannter grampositiver Bakterien – P. micra, S. aureus und E. nodatum – und acht Arten sogenannter gramnegativer Bakterien – P. gingivalis, T. forsythia, T. denticola, F. nucleatum, P. intermedia, P. nigrescens, E. corrodens und C. rectus – gefunden. Zu den verschiedenen Untersuchungszeitpunkten zeigten sich je nach Bakterienart und Vorkommen (Oberkiefer, Unterkiefer) nur teilweise signifikante Unterschiede zwischen den Gruppen. Gruppenintern über den Zeitverlauf konnte sich die Süßholz-Gruppe allerdings positiv von der Salz-Gruppe abheben, mit signifikanter Verbesserung in Bezug auf fünf Baketienarten bzw. -vorkommen gegenüber zwei.
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Die Ergebnisse sind vielversprechend: Das Mundwasser mit Süßholz-Extrakt zeigte eine Reduzierung im O’Leary Index um 40,43%, im Plaque Index um 51,29% und im Gingival Index um 44% – damit ist der Effekt mit dem von Listerine vergleichbar, das eine etwa 50%ige Reduzierung in einer 6-Wochen-Studie (5) bewirkte. Allerdings wurde in der vorliegenden Arbeit das Süßholz-Mundwasser nur fünf Tage angewendet, die Nachbeobachtungszeit lag lediglich bei fünf weiteren Tagen. Es ist durchaus möglich, dass es über einen längeren Verlauf zu einer Rekolonialisierung durch die Bakterien kommen könnte. Länger angelegte Studien wären daher wünschens- und vermutlich auch lohnenswert, denn Glycyrrhiza uralensis scheint auch Karies vorzubeugen (6).
Literatur zu "Süßholz-Mundwasser für den Zahnhalteapparat"
1) Kim YR, Nam SH. Effectiveness of Glycyrrhiza uralensis extract on periodontal pathogens: a randomized controlled clinical trial. BMC Oral Health. 2025 May 24;25(1):783. doi: 10.1186/s12903-025-06172-2. PMID: 40413479; PMCID: PMC12103038. Link
2) Sastri A. Plaque microorganism and periodontal disease. J Dent Assoc Thai. 1977;27:88–92. Link
3) Pihlstrom BL, Michalowicz BS, Johnson NW. Periodontal diseases. Lancet. 2005. Link
4) Leszczyńska A, Buczko P, Buczko W, Pietruska M. Periodontal pharmacotherapy– an updated review. Adv Med Sci. 2011. Link
5) Axelson P, Lindhe J. Efficacy of mouthrinses in inhibiting dental plaque and gingivitis in man. J Clin Periodontol. 1987. Link
6) Kim YR, Nam SH. A randomized, double-blind, placebo-controlled clinical trial of a mouthwash containing GU extract for preventing dental caries. randomized controlled trial. Int J Environ Res Public Health 2021. Link