One Health bzw. Planetary Health sind unaufhaltbare gesellschaftliche Trends
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Integrative Medizin Anthroposophische Medizin Planetary Health
Prof. Dr. Harald Matthes leitet seit vielen Jahren das Gemeinschaftskrankenhaus Havelhöhe in Berlin. Im Interview anlässlich unseres 40sten Geburtstags spricht er über Patientenpräferenzen und darüber, was er von der Politik erwartet.
Sehr geehrter Professor Harald Matthes, welches war Ihr eindrücklichstes Erlebnis im Rahmen Ihrer Förderprojekte?
Meine erste Begegnung mit der Karl und Veronica Carstens-Stiftung kam zustande durch Kooperationen mit den Stiftungsprofessuren an der Charité, die auch durch die Carstens-Stiftung gefördert wurden. Generell entstanden durch die naturheilkundlichen Stiftungsprofessuren sehr interessante und gute Forschungsprojekte zur Anthroposophischen Medizin.
Auch die großen Mistelsymposien in Nonnweiler, die durch die Carstens-Stiftung seit Jahren unterstützt werden, sind Highlights der Integrativen Medizin und hinterließen bei mir eindrückliche Erlebnisse.
Die Integrative Medizin ist im Aufwind und wird von der Bevölkerung stark nachgefragt. Ist das ein Erfolg, zu dem Sie mit Unterstützung der Carstens-Stiftung beigetragen haben?
Die Integrative Medizin ist heute die Medizin, die sich 70 % der Bevölkerung in Deutschland wünschen. Die Kombination aus konventioneller und komplementärer Medizin, wo salutogenetische Ressourcen des Patienten aktiviert werden, ist eine zukunftsfähige und patientenzentrierte Medizin, zu der die Karl und Veronica Carstens-Stiftung in ihrer Verbreitung beigetragen hat. Wesentlich ist dabei auch die Verwissenschaftlichung der komplementären Medizin, was durch die Förderung von Stiftungsprofessuren, wissenschaftlichen Untersuchungen und auch größeren Publikationen durch Buchbeiträge des KVC Verlages gelungen ist. Auch ich konnte mich dieser Unterstützung der Stiftung bedienen, so dass die Mistelsymposien als Buch im KVC Verlag und Forschungskooperationen der Anthroposophischen Medizin mit der Naturheilkunde verwirklicht werden konnten.
Auch mein Bestreben, die verschiedenen komplementären Verfahren und Medizinrichtungen als Vorstand in dem Dachverband der integrativ arbeitenden Ärzt*Innen in der Hufelandgesellschaft zu koordinieren und mit möglichst gemeinsamer Stimme gegenüber der Politik zu vertreten, hat zur zunehmenden Anerkennung der Integrativen Medizin auf politischem und wissenschaftlichem Felde geführt.
Lassen Sie uns auf die nächsten 40 Jahre schauen: Welche Entwicklung sehen Sie im Bereich der Integrativen Medizin und was muss dafür im Bereich des ärztlichen und wissenschaftlichen Nachwuchses getan werden? Was bedeutet für Sie eine Medizin der Zukunft?
Ich persönliche glaube, dass die Integrative Medizin die Medizin der Zukunft wird. Die Selbstverantwortung für die eigene Gesundheit ist ein Trend, der bereits durch eine Ökologie für die Erde im Bewusstsein der Bürger angelangt ist. One Health bzw. Planetary Health sind unaufhaltbare gesellschaftliche Trends. Komplementäre Therapiemethoden nutzen spezifisch hygio-, saluto- und autogenetische Kräfte zur Gesundung. Viele dieser Therapiemethoden haben eine lange Tradition, entstammen der Erfahrungsheilkunde und müssen zeitgemäß wissenschaftlich weiter in ihrer Wirksamkeit und Effizienz untersucht werden. In Bezug auf diese Verwissenschaftlichung darf ich erneut hervorheben das Engagement der Karl und Veronica Carstens-Stiftung und anderer Stiftungen.
Aufgrund der Patientenpräferenz für eine Integrative Medizin müssen Politik und Wissenschaftspolitik jetzt umsteuern und die komplementären Therapiemethoden und holistischen Medizinsysteme fest in die universitären Medizinfakultäten verankern und spezifische Forschungsgelder regelhaft zur Verfügung stellen.