Natürliche Potentiale freisetzen, individuell und gesellschaftlich
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Integrative Medizin Depression
Dr. Holger C. Bringmann ist Oberarzt an der Klinik für Integrative Psychiatrie und Psychosomatik der Diakonie in Zschadraß sowie Studienarzt und wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Abteilung für klinische Naturheilkunde am Institut für Sozialmedizin, Epidemiologie und Gesundheitsökonomie der Charité Universitätsmedizin. Er spricht über das Potential in jedem von uns und die Kraft eines integrativen Ansatzes, dieses zu entfalten.
Welches war Ihr eindrücklichstes Erlebnis im Rahmen Ihres Förderprojekts?
Am Schönsten war, erleben zu dürfen, wieviel Potential in jedem Menschen steckt. In meinem Habilitationsprojekt haben wir eine intensive Mind-Body-Intervention entwickelt, die auf den Prinzipien des traditionellen Yogas basiert. Bei diesem bilden ethische Lebensprinzipien, körperliche Übungen und Meditation die Basis für einen Lebensstil, der den individuellen Raum für Selbsterkenntnis und geistige Befreiung öffnet. Dies ist primär eine spirituelle Zielsetzung, von der wir sekundär gesundheitsfördernde, präventive und therapeutische Effekte erwarteten. Vor dem Projekt wurden mir gegenüber Zweifel geäußert, ob die Teilnehmer – zumal in der Psychiatrie – mit einem solchen Programm nicht überfordert seien. In der Therapie haben wir letztlich das Gegenteil erfahren: die Menschen blühten auf, fühlten sich angesichts von ethischen Prinzipien wie z.B. Friedfertigkeit, Wahrhaftigkeit oder Mäßigung gestärkt, weil sie sie als bereits vorhandene Ressourcen ihrer selbst neu erschließen konnten. Deutlich wurde auch, wie wichtig eine tägliche Praxis für die Teilnehmenden war, die von den Therapeuten authentisch vorgelebt und so zu einer gemeinsamen Erfahrung wurde.