Integrative Medizin und ihre Rolle in der Pandemie
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Integrative Medizin Immunsystem Stress Resilienz
Die pandemische Situation stellt seit mittlerweile einem Jahr das gesellschaftliche Zusammenleben sowie den Erhalt der individuellen psychischen und physischen Gesundheit vor neue Herausforderungen. In einem qualitativen Literaturreview, das diverse evidenzbasierte Ansätze aus dem Bereich der Complementary and Integrative Medicine (CIM) prägnant zusammenfasst, präsentieren die Autor*innen ein Konglomerat an Möglichkeiten, das Immunsystem zu stärken und den psychischen Herausforderungen zu begegnen. Das Gute daran: Jeder kann diese Möglichkeiten im Alltag umsetzen.
Der ganzheitliche Blick auf den Menschen, der den unterschiedlichen Interventionsmöglichkeiten aus den Bereichen der Integrativen Medizin und den Traditionellen Medizinsystemen gemeinsam ist, bietet gerade in der gegenwärtigen gesellschaftlichen Ausnahmesituation eine große Chance, die individuelle Gesundheit zu stärken und eine Medizinforschung zum Wohle der Patienten voranzubringen, die die Gesunderhaltung in den Vordergrund stellt und die Selbstwirksamkeit des Einzelnen verbessert. „CIM practices generally emphasize a holistic, patient-centered approach to health, healthcare, and well-being often including psycho-emotional, functional, social, and even spiritual aspects.“
Die Autor*innen stellen in diesem Literaturreview die Evidenzlage zu acht Interventionen aus dem Bereich der Integrativen Medizin unter dem Aspekt der Stärkung der physischen und psychischen Resilienz vor: (1) Ernährung und Mikronährstoffe, (2) Mind-Body Medizin, (3) Positive Lebenseinstellung, (4) Bewegung/Sport, (5) Aufenthalt in der Natur/Waldbaden, (6) Aromatherapie, (7) Schlafmedizin und (8) Phytotherapie. Es wird von Seiten der Autor*innen ausdrücklich darauf verwiesen, dass dieser Review erstens nicht spezifisch auf die neue Virusvariante SARS-CoV-2 ausgerichtet ist und zweitens keine Behandlungsempfehlungen aus dem Bereich der Integrativen Medizin für eine COVID-19 Erkrankung zum gegenwärtigen Zeitpunkt gegeben werden können.1
Stark, gelassen, stabil – Naturheilkunde für das Immunsystem
Selbsthilfemaßnahmen für die stabile Abwehr
Selbsthilfemaßnahmen für die stabile Abwehr
Michael Elies
ISBN: 978-3-96562-053-7
Erscheinungsjahr: 2. Aufl. 2021
10,00 EUR
Zum Shop »1. Ernährung
Eine vollwertige Ernährung sowie die Zufuhr von Mikronährstoffen bei Mangelerscheinungen stellen einen wichtigen Baustein in der Stärkung bzw. Aufrechterhaltung physischer Resilienz dar, wie die Autor*innen ausführlich verdeutlichen. Eine pflanzenbasierte Ernährung ist für die Gesunderhaltung zu empfehlen. Klinische Studien zeigen zudem, dass sowohl die Häufigkeit als auch die Schwere von Erkrankungen durch Ernährungsgewohnheiten beeinflusst wird: „Above all nutrition can play a major role in the “individual susceptibility” to bacterial or viral infections and, if infected, in the course and outcome of the infectious disease.“ Auch den Risikofaktoren für den schweren Verlauf einer Erkrankung, wie Übergewicht und chronische Krankheiten, kann durch eine vollwertige, pflanzenbasierte Ernährung wirksam begegnet werden. Aus dem Bereich der Mikronährstoffe sind insbesondere Vitamin C und Vitamin D als entscheidend für ein starkes Immunsystem einzustufen, somit erscheint die Supplementierung mit diesen Mikronährstoffen als sinnvoll, sofern durch Laborbefunde des Blutes ein Mangel nachgewiesen wird.
2. Mind-Body Medizin
Die Stärkung der Selbstwirksamkeit des Patienten steht im Rahmen des Ansatzes der Mind-Body Medizin im Vordergrund. Programme der Mind-Body Medizin, die Ernährungsberatung, Sport und Entspannungsverfahren beinhalten, kombinieren diverse Maßnahmen aus der Integrativen Medizin, die erwiesenermaßen physiologische Stressparameter senken und die psychische Befindlichkeit verbessern. Die Autor*innen stellen heraus, dass in diversen klinischen Studien der positive Effekt von Interventionen auf die psychische und physische Resilienz nachgewiesen wurde. Multimodale Programme aus der Mind-Body Medizin werden sowohl zur allgemeinen Stärkung des Immunsystems eingesetzt als auch im Rahmen adjuvanter Maßnahmen bei der Behandlung chronischer Erkrankungen sind somit sowohl als präventive Maßnahme als auch als adjuvante Therapieform wirksam.
3. Positive Lebenseinstellung und soziale Kontakte
Ein sinnerfülltes Leben und eine positive Einstellung haben nicht nur Auswirkungen auf die psychische Gesundheit, sondern sind auch für ein starkes Immunsystem entscheidend. Studien belegen, dass eine positive Grundhaltung zum eigenen Leben die Risikofaktoren für chronische Erkrankungen, wie Hypertonie und kardiovaskuläre Erkrankungen reduziert. Stabilität und Eingebundensein in zwischenmenschlichen Beziehungen sind für den Menschen als soziales Wesen ebenfalls eine entscheidende Komponente der Gesunderhaltung. Somit können Isolation durch Kontaktbeschränkungen und Quarantäne einen negativen Effekt auf die Gesamtgesundheit haben, dem jedoch durch neue Möglichkeiten des Zusammentreffens, beispielsweise online, entgegengewirkt werden kann.
Lebensstilmedizin für die ärztliche Praxis
Hilfestellung für den begleitenden Arzt/Therapeuten zu lebensstilverändernden Maßnahmen bei Herzpatienten
Hilfestellung für den begleitenden Arzt/Therapeuten zu lebensstilverändernden Maßnahmen bei Herzpatienten
Silke Lange · Anna Paul
ISBN: 978-3-86864-028-1
Erscheinungsjahr: 2013
19,80 EUR
Zum Shop »4. Bewegung und Sport
Die Evidenzlage zur Wirksamkeit von Bewegung und Sport für ein starkes Immunsystem ist durch diverse Metaanalysen und Systematische Reviews bestätigt. Körperliche Betätigung als eine Säule der Integrativen Medizin ist somit elementar, um Krankheiten vorzubeugen und die psychische Verfassung trotz widriger äußerer Umstände stabil zu halten.
5. Waldbaden
Der Aufenthalt in der Natur hat nicht nur eine stärkende Funktion für die physische und psychische Resilienz, sondern wird mittlerweile unter dem Konzept des ‚Waldbadens‘ als therapeutische Intervention bei diversen Krankheitszuständen erfolgreich eingesetzt. Klinische Studien in diesem Bereich zeigen eine Vielzahl von positiven Effekten therapeutischer Naturaufenthalte, beispielsweise Stressreduktion und Blutdrucksenkung.
6. Aromatherapie
Die Aromatherapie zeigt nicht nur Wirksamkeit bei der Linderung von Angstgefühlen, sondern wird durch Forschungsergebnisse aus den Grundlagenwissenschaften, zu Terpenen beispielsweise, auch für den präventiven Einsatz zur Immunsystemstärkung wie auch zur Linderung von Symptomen bei leichten bis mittleren Infektionskrankheiten relevant.
Die Doktorandin Carina Klocke über Aromatherapie
Aus unserem Förderprojekt »Optimierungsstrategien bei Demenz«
7. Schlaf
Schlafstörungen werden in der klinischen Forschung mit einem Anstieg von Atemwegserkrankungen in Zusammenhang gebracht. Diverse Maßnahmen aus der Integrativen Medizin, wie Atemübungen, Entspannungstechniken, Yoga, Aromatherapie mit Lavendelöl, verbessern nachweislich die Schlafqualität.
8. Phytotherapie
Die Anwendung verschiedener Kräuter bei der Behandlung von viralen Infektionen ist eine weit verbreitete Intervention mit langer Tradition in den unterschiedlichen Medizinsystemen weltweit. Die Autor*innen stellen die präklinische Evidenz aus in vitro- und in vivo-Experimenten vor. Darüber hinaus gehen sie auf die Ergebnisse klinischer Studien aus dem Sektor Phytotherapie ein, wobei die folgenden Pflanzen besondere Berücksichtigung im Rahmen der Stärkung des Immunsystems sowie der symptomatischen Behandlung von viralen Infektionen finden: der Extrakt aus den Wurzeln der Kapland-Pelargonie, Süßholz, Grüner Tee, Gewächse der Echinacea-Familie und Zistrose.