Komplementäre und
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Fettleber – Zitwer oder Vitamin E?

Fettleber – Zitwer oder Vitamin E?

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Phytotherapie

Ein Drittel der Bevölkerung in den Industrieländern weist eine Form der Fettleber auf, die nicht auf zu viel Alkohol o.Ä. zurückzuführen ist, sondern vielmehr mit dem modernen Lebensstil in Verbindung steht. Die vorliegende Studie (1) prüft, ob ein Pulver aus der Zitwerwurzel zur Behandlung geeignet ist.

Die nicht-alkoholische Fettleber-Erkrankung (NAFLD) zeichnet sich dadurch aus, dass mehr als 5% des Lebergewichts aus Fett besteht, ohne dass dafür sekundäre Auslöser – etwa übermäßiger Alkoholkonsum, endokrine Störungen, bestimmte Medikamente oder eine virale Hepatitis – gefunden werden. NAFLD ist die häufigste Ursache für Funktionsstörungen der Leber, bis hin zur Zirrhose und Leberversagen. (2,3) Die Erkrankung steht in Beziehung mit Stoffwechselstörungen wie Diabetes Typ 2, kardiovaskulären Erkrankungen und Übergewicht und daher auch als metabolisch-assoziierte Fettleber-Erkrankung bekannt (4-6). In den letzten 20 Jahren hat die Prävalenz der nicht-alkoholischen bzw. metabolisch-assoziierten Fettleber stark zugenommen (7); weltweit sind 25% der Erwachsenen betroffen (8,9), vornehmlich im Alter zwischen 40-49 Jahren (10).

In der Unani Medizin bekannt

Es gibt Hinweise darauf, dass Menschen mit NAFLD von bestimmten Nahrungsmitteln profitieren können, darunter Spinat (11), Sojamilch (12) und Portulak (13). In der traditionellen griechisch-arabischen Medizin (Unani Medizin) wird bei Leberbeschwerden u.a. die Zitwer(wurzel), Curcuma zedoaria Rosc., eingesetzt, weil sie als obstruktionslösend, antientzündlich und leberschützend gilt (14,15), insbesondere in Pulverform (16). Wissenschaftler*innen aus Indien haben nun ein solches Curcuma zedoaria Rosc.-Pulver in seiner Wirkung bei nicht-alkoholischer Fettleber mit Vitamin E verglichen.

Curcuma zedoaria Rosc. versus Vitamin E

Die Proband*innen waren im Alter zwischen 18-65 Jahren, wiesen einen BMI < 34,9 kg/m2 auf und litten an einer milden bis moderaten NAFLD (d.h. 1. oder 2. Grades). Es wurden randomisiert zwei, in ihren demografischen Eigenschaften vergleichbare, Gruppen gebildet: Die Teilnehmenden in der Test-Gruppe nahmen zweimal täglich nach dem Essen eine Kapsel mit 500mg Curcuma zedoaria Rosc.-Pulver ein, über einen Zeitraum von 60 Tagen. Die Teilnehmenden in der Kontroll-Gruppe erhielten stattdessen Kapseln mit 400mg Vitamin E in der gleichen Häufigkeit und Dauer. Die Studie war einfach verblindet, d.h. die Proband*innen wussten nicht, ob sie sich in der Test- oder Kontroll-Gruppe befanden. Die Daten von 50 Patient*innen (20 männlich, 30 weiblich) konnten ausgewertet werden.

Ergebnisse

In der Curcuma zedoaria Rosc.-Gruppe nahm das Unwohlsein (Malaise) signifikant ab: 84% der Proband*innen gaben nach der Behandlung an, kein Unwohlsein zu spüren, während es in der Kontroll-Gruppe lediglich 8% waren. Der stumpfe Schmerz im rechten Unterrippenbereich nahm in beiden Gruppen signifikant ab, wobei auch hier die Ergebnisse in der Curcuma-Gruppe besser waren als in der Kontroll-Gruppe. Die Belastung durch Verdauungsstörungen (Dyspepsie) reduzierte sich ebenfalls in beiden Gruppen signifikant, Curcuma zedoaria Rosc. war hier allerdings nur leicht im Vorteil, der Unterschied zu Vitamin E war klein. Ähnlich sah es bei der Appetitlosigkeit los: Zwar verbesserte sich die Curcuma-Gruppe signifikant von 72 auf 100% der Proband*innen, die angaben, nicht (mehr) unter Appetitlosigkeit zu leiden. Der Unterschied zur Kontroll-Gruppe, die sich von 88 auf 92% verbesserte, war jedoch nicht statistisch relevant. Hinsichtlich der meisten Lipidparameter wurden in beiden Gruppen keine signifikanten Veränderungen beobachtet, mit einer Ausnahme. Die Triglyceridwerte hatten sich in der Curcuma-Gruppe nach Behandlung von 188.1 ± 75.43 auf 154.79 ± 51.69 signifikant verringert.

In beiden Gruppen hatte sich die Größe der Leber signifikant reduziert und der Schweregrad der Fettleber signifikant verbessert, die Leberfunktions-Marker blieben stabil. Curcuma zedoaria Rosc. und Vitamin E lagen hier gleichauf ohne nennenswerte Gruppenunterschiede.

Einschätzung

Die Ergebnisse legen nahe, dass Vitamin E und Curcuma zedoaria Rosc. in der Behandlung der nicht-alkoholischen Fettleber (NAFLD) vergleichbar effektiv sind (auch Nebenwirkungen gab es in keiner der beiden Gruppen), mit eventuell sogar leichten Vorteilen für die Zitwer(wurzel). Insofern erscheint der Versuch lohnenswert, die Ergebnisse mit einer größeren Zahl von Proband*innen zu bestätigen. Interessant ist zudem die Frage, ob die Einnahme von Curcuma zedoaria Rosc. sich auch für die Prävention eignen könnte?

Literatur zu "Fettleber – Zitwer oder Vitamin E?"

1) Ashraf A, Rather SA, Mehraj M. "Evaluation of Curcuma zedoaria Rosc. in the management of non-alcoholic fatty liver Disease: A Randomized, single blind, controlled trial". Arab J Gastroenterol. 2025 Feb;26(1):112-119. doi: 10.1016/j.ajg.2025.01.004. Epub 2025 Jan 28. PMID: 39880723. Link

2) J.S. Doodley, A. Lok, G. Garcia-Tsao, M. Pinzani. Sherlock’s disease of the liver and the biliary system (13th ed.), Wiley Blackwell (2018), pp. 540-554. Link

3) A. Hormati, S. Rezvan, R.K. Matlob, S. Ahmadpour, S.K. Matlob. Epidemiology and Risk Factor of Non-Alcoholic Fatty Liver Diseases in Iran and Worldwide: A Literature Review. GOVARESH, 26 (1) (2021), pp. 6-16. Link

4) D. Carneros, G. López-Lluch, M. Bustos. Physiopathology of lifestyle interventions in non-alcoholic fatty liver disease (NAFLD). Nutrients, 12 (11) (2020), p. 3472, 10.3390/nu12113472. Link

5) F. Nassir. NAFLD: Mechanisms, treatments, and biomarkers. Biomolecules, 12 (6) (2022), p. 824. Link

6) S.H. Ralston, I.D. Penman, M.W.J. Strachan, R.P. Hobson. Davidsons Principle and Practice of Medicine (23rd Ed.), Elsevier, Churchill Livingstone (2018), pp. 882-885. Link

7) Y.P. Munjal. API textbook of Medicine Vol (1.10th ed.), The Association of Physicians of India, Mumbai (2015), pp. 1199-1203. Link

8) M. Shengir, T. Chen, E. Guadagno, A.V. Ramanakumar, P. Ghali, M. Deschenes, et al. Non-alcoholic fatty liver disease in premenopausal women with polycystic ovarian syndrome: A systematic review and meta-analysis. Journal of Gastroenterology and Hepatology, 5 (4) (2021), pp. 434-445, 10.1002/jgh3.12512. Link

9) M.S. Kwak, D. Kim. Non-alcoholic fatty liver disease and lifestyle modifications, focusing on physical activity. Korean j Intern Med, 33 (2018), pp. 64-74. Link

10) S. Arshia, R. Mohd, M.A. Siddiqui. Effect of zanjabīl (zingiber officinale) in non- alcoholic fatty liver disease- a randomized controlled trial. ijapr, 8 (2) (2020), 10.47070/ijapr.v8iSupply2.1694. Link

11) A. Amirinejad, A.S. Totmaj, F. Mardali, A. Hekmatdoost, H. Emamat, M. Safa, et al. Administration of hydro-alcoholic extract of spinach improves oxidative stress and inflammation in high-fat diet-induced NAFLD rats. BMC Complementary Med Ther, 21 (1) (2021), p. 221, 10.1186/s12906-021-03396-x. Link

12) Z. Maleki, S. Jazayeri, O. Eslami, F. Shidfar, A.F. Hosseini, S. Agah, et al. Effect of soy milk consumption on glycemic status, blood pressure, fibrinogen and malondialdehyde in patients with non-alcoholic fatty liver disease: a randomized controlled trial. Complement Ther Med, 28 (44) (2019), pp. 44-50, 10.1016/j.ctim.2019.02.020. Link

13) R. Darvish Damavandi, F. Shidfar, M. Najafi, L. Janani, M. Masoodi, J. Heshmati, S. Ziaei. Effect of portulaca oleracea (purslane) extract on inflammatory factors in nonalcoholic fatty liver disease: A randomized, double-blind clinical trial. Journal of Functional Foods, 102 (2023), 10.1016/j.jff.2023.105465. Link

14) R. Lobo, K.S. Prabhu, S. Annie, S. Arun. Curcuma Zedoaria Rosc, [white turmeric]: A review of its chemical, pharmacological, and ethnomedicinal properties. Journal of Pharmacy and Pharmacology, 61 (1) (2009), pp. 13-21. Link

15) A.M. Kayum, I.A. Qaiyyum, A. Jabeen, M. Nawab. Review on pharmacological and therapeutic profile of zaranbad [curcuma zedoaria rosc]. World Journal of Pharmaceutical Sciences, 9 (1) (2021), pp. 60-66. Link

16) Standardization of single drugs of Unani Medicine. New Delhi: CCRUM. Ministry of Health and Family Welfare, 2 (2006), pp. 289-294. Link

Michèl Gehrke, M.A.
Michèl Gehrke, M.A.

Pressesprecher

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