Komplementäre und
Integrative Medizin
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3 Pilotstudien: Fasten bei unerfülltem Kinderwunsch
Zwischenbericht Young Clinician Scientists

3 Pilotstudien: Fasten bei unerfülltem Kinderwunsch

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Integrative Medizin Ernährung

Trotz großer Fortschritte in der Reproduktionsmedizin gelingt es betroffenen Paaren in weniger als 60% der Fälle, ihren Kinderwunsch zu erfüllen. Nicht nur besteht bei den hormonellen Therapien und invasiven Eingriffen ein Nebenwirkungsrisiko, auch sind gescheiterte Versuche psychisch belastend. Daher fördert die Carstens-Stiftung die Forschung an einer potenziell risikoarmen und vielversprechenden Behandlungsoption bei unerfülltem Kinderwunsch – dem Fasten.

Denn ein wichtiger Faktor für die Fruchtbarkeit ist der Stoffwechsel-Hormon-Haushalt; und dieser ist durch Fasten beeinflussbar. Was dies genau für die Fruchtbarkeit von Paaren mit Kinderwunsch bedeutet, ist jedoch bisher nicht erforscht.

Fasten bei Zyklusstörungen (KiWuA)

Können Störungen des Eisprungs durch Fasten erfolgreich behandelt werden? Dies ist die erkenntnisleitende Frage, der Dr. Daniela Koppold, Charité Hochschulambulanz für Naturheilkunde am Immanuel Krankenhaus Berlin, und ihr Team in Studie A nachgehen. Die Rekrutierungsphase wurde im Januar 2023 mit 34 in die Studie eingeschlossenen Probandinnen beendet. Die Intervention ist bei allen Probandinnen abgeschlossen, die in der Fastengruppe waren, und die letzten Visiten werden voraussichtlich im Mai durchgeführt. Die Publikation der Ergebnisse ist für Herbst geplant.

In Kooperation mit dem Hasso-Plattner-Institut für digitale Gesundheit wurden bei 18 Probandinnen physische Parameter während des Fastens über sogenannte Wearables erhoben. Aufgrund der Komplexität der Methodik wird die finale Auswertung als eigene Publikation veröffentlicht werden. Es kann aber bereits verraten werden, dass sich interessante Tagesrhythmiken der Glucosedynamik, sehr hohe Ketonkörperwerte und eine gute Compliance in der Fastengruppe zeigten.

Zusätzlich soll erfasst werden, welche Faktoren nötig sind, damit sich das Fasten in der Stresssituation des Kinderwunsches gelingend in den Alltag integrieren lässt. Hierzu wurden qualitative Interviews mit acht Probandinnen durchgeführt. Die Analysen werden voraussichtlich noch drei Monate in Anspruch nehmen, die Publikation soll spätestens Mitte des Jahres eingereicht werden.

Fasten zur Verbesserung der Spermienqualität (KiWuB)

Studie B sucht eine Antwort auf die Fragestellung, ob sich durch regelmäßiges Kurzzeitfasten die Qualität der Spermien beim Mann verbessern lässt. Mit viel Motivationsarbeit bei den Berliner Kinderwunschpraxen und einigen urologischen Praxen konnten bisher 23 Probanden rekrutiert werden. Qualitative Interviews wurden bei bisher sechs Probanden durchgeführt und werden bis zur theoretischen Sättigung weitergeführt. Die Rekrutierung soll Ende März beendet werden, so dass die Auswertung nach Ablauf der Beobachtungszeit von sechs Monaten im Herbst erwartet wird. Die Publikation dieser Studie soll in einem Mixed-Methods-Ansatz sowohl die quantitativen als auch qualitativen Daten beinhalten und bis Ende des Jahres eingereicht werden.

Fasten vor künstlicher Befruchtung (KiWuC)

Studie C sollte klären, ob die Erfolgschancen einer künstlichen Befruchtung durch vorheriges Fasten erhöht werden können. Allerdings konnte bis Herbst 2022 nur eine einzige Probandin rekrutiert werden, sodass diese Studie eingestellt wurde.

Dafür wurde jedoch ein neues Teilprojekt ins Leben gerufen, das Licht auf die Rekrutierungsschwierigkeiten werfen soll, die sich bisher durchgehend bei naturheilkundlichen Kinderwunschstudien gezeigt haben. Hier sollen die Praxisteams / KinderwunschärztInnen dazu interviewt werden, was aus ihrer Sicht die Rekrutierungsschwierigkeiten verursacht hat. Auch das Forschungsteam selbst soll im Sinne einer Fokusgruppe interviewt werden. Ein eigens entwickelter Interviewleitfaden, der bei jedem Interview weiter verfeinert wird, wurde erstellt und angewandt. Bisher wurden in vier Praxen fünf ÄrztInnen interviewt, es wird auf die theoretische Sättigung hingearbeitet. Anschließend sind sechs Monate zur Datenanalyse und Publikationserstellung geplant.

Wissenschaftlicher Nachwuchs in der Integrativen Medizin

Eine Qualität des Projektes liegt im entstandenen Team an jungen WissenschaftlerInnen. Bei den Promovierenden ist eine bedeutsame Expertise in der Durchführung aber auch Einschätzung von Studien und ihren Ergebnissen vorhanden. Trotz der teilweisen Rekrutierungsschwierigkeiten haben einige von ihnen geäußert, sich auch zukünftig Forschung als Teil ihrer Arbeit vorstellen zu können. Sie teilen solidarisch angeeignetes Wissen, Quellen, Daten und Erkenntnisse, nicht nur untereinander, sondern auch mit anderen Promovierenden der Abteilung. Drei der Promovierenden haben außerdem in den vergangenen Semestern maßgeblich mitgewirkt an der Gestaltung und Durchführung des Promotionskolloquiums Integrative Medizin. Geplant ist von den Studierenden, Abstracts beim Weltkongress für Integrative Medizin 2023 sowie für den Charité/ÄGHE Fastenkongress im Juni einzureichen. Beim Doktorandenkongress im Rahmen der Summerschool Integrative Medizin werden voraussichtlich alle Promovierenden eine aktive Rolle spielen und ihre Projektergebnisse vorstellen.
 

Michèl Gehrke, M.A.
Michèl Gehrke, M.A.

Pressesprecher

Telefon: 0201 56 305 61