Mindful Steps bei Patient*innen mit COPD
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COPD Mind-Body-Medizin
Wie kommt ein 12-monatiges Mind-Body-Programm zur Förderung der körperlichen Aktivität bei COPD-Patient*innen an? Qualitative Interviews mit den Teilnehmenden sollen Aufschluss geben (1).
Hintergrund
COPD (Chronic Cardiopulmonary Disease) schränkt Betroffene deutlich in ihrer körperlichen Aktivität ein, da es dabei unter anderem zu Ermüdung und Atemnot kommen kann (2-4). Der damit einhergehende Bewegungsmangel und die mögliche Angst vor der Bewegung können wiederrum zu einer Verschlechterung der Symptome und des Krankheitsbildes führen (4,5). Aufgrund dessen sind Maßnahmen zur langfristigen Förderung der täglichen körperlichen Aktivität erforderlich und genau da soll die Multikomponenten-Intervention Mindful Steps ansetzen.
Mindful Steps wurde zur Förderung des Bewegungsverhaltens von Patient*innen mit COPD und Herzinsuffizienz entwickelt und in einer randomisiert kontrollierten Pilotstudie mit 41 Proband*innen hinsichtlich Durchführbarkeit untersucht (6). Die Intervention wurde dabei im Vergleich zu früheren Anwendungen („Every Step Counts“ und „Taking Healthy Steps“; 7,8) modifiziert, um zusätzliche Komponenten der Selbstregulierung erweitert und sollte 12 Monate durchgeführt werden.
Die Intervention
Jede Person erhielt einen Schrittzähler, der in Verbindung mit einer Website verwendet wurde. Mithilfe des Schrittzählers wurde gewährleistet, dass die Teilnehmer*innen ihre täglichen Schritte aufzeichneten, Feedback zu ihrem Bewegungsverhalten erhielten und Ziele festgelegt werden konnten. Mithilfe der Website erhielten sie außerdem Motivationsbotschaften und Tipps zum Selbstmanagement und Zugriff auf ein Online-Forum zum Austausch mit anderen Teilnehmer*innen. Mindful Steps integrierte zusätzlich Mind-Body Elemente. Dazu zählten Video-Lehrpläne für achtsames Gehen (mit Themen wie z.B. Motivation zur Bewegung, Bauchatmung, die Freude an der Bewegung usw.) Live-Gruppenunterrichtsstunden, eine Video-Bibliothek mit Mind-Body Übungen (passend zu den Live-Kursen) und eine Art Belohnungsprogramm, bei dem die Teilnehmer*innen für erreichte Ziele Sterne erhielten.
Die hier vorliegende qualitative Studie hat nun mithilfe von durchgeführten Interviews die Erfahrungen der Teilnehmer*innen mit Mindful Steps und den wahrgenommenen Einfluss auf das Gehen und die Gesundheit erfasst (1).
Die Interviews
Für die qualitative Studie wurden sowohl nach sechs als auch nach zwölf Monaten halbstrukturierte Interviews durchgeführt. Der Fokus lag dabei darauf, inwiefern die Intervention Mindful Steps insgesamt akzeptiert wurde und wie die einzelnen Komponenten dabei empfunden wurden. Während der Interviews wurden sowohl offene als auch direkte Fragen gestellt.
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Zum Shop »Ergebnisse der Interviews
Insgesamt haben 19 Teilnehmer*innen (63 % weiblich; durchschnittliches Alter = 70,2 Jahre, SD = 6,95), die der Interventionsgruppe zugeteilt wurden, die 6-Monats-Interviews abgeschlossen und 17 die 12-Monats-Interviews.
Die 6-Monats-Interviews zeigten, dass vor allem der Schrittzähler mit der Feedback-Funktion und den Zielvorgaben als hilfreich für die eigene Überwachung und zur Motivation angesehen wurde. Von den Mind-Body Elementen wurden speziell die Live-Kurse und die dazu passenden Videos aus der Bibliothek, vor allem zum Thema Körperbewusstsein, als hilfreich angesehen. Auch nach 12 Monaten waren der Schrittzähler und die Live-Kurse die am häufigsten genutzten Komponenten. Daneben gab es auch einige Kritikpunkte, die die Teilnehmer*innen nannten. Manche fanden die Benutzung der Website schwierig (vermutlich wegen des Alters), einige beschrieben das Wetter als entscheidenden oder auch limitierenden Faktor für ihre körperliche Aktivität und wenige andere Teilnehmer*innen beklagten sich über körperliche Beschwerden (vor allem nach 12 Monaten), die sie an der Aktivität hinderten.
Insgesamt erlernten die Teilnehmer*innen eine Vielzahl an Strategien, die für sie persönlich hilfreich hinsichtlich ihres Bewegungsverhaltens waren. Dazu zählten unter anderem die Körperwahrnehmung, die Regulierung des Schritttempos, Mind-Body-Techniken und die Atemregulierung. Diese haben den Teilnehmer*innen vor allem mehr Zuversicht gegeben und dadurch auch die Angst vor der körperlichen Aktivität genommen, wodurch das Gehen als angenehmer beschrieben wurde. Die erlernten Strategien wurden auch nach 12 Monaten weiterhin als hilfreich angesehen und angewendet. Nur wenige Teilnehmer*innen berichteten über einen eher begrenzten Einfluss auf ihr Bewegungsverhalten oder die Gesundheit.
Einschätzung
Da die meisten Teilnehmer*innen hilfreiche Strategien hinsichtlich der Körperwahrnehmung, Atemregulierung, Selbstregulierung etc. erlernen konnten, legt die vorliegende qualitative Studie nahe, dass Mindful Steps mit seinen integrierten Mind-Body Elementen durchaus einen positiven Einfluss auf das Bewegungsverhalten und auch die Gesundheit von COPD-Patient*innen haben kann.
Dennoch merken die Autoren an, dass weitere Forschung notwendig ist. Zum einen, um herauszufinden welche einzelnen Interventionskomponenten genau mit der körperlichen Aktivität in Zusammenhang stehen, bzw. ob manche besser wirken als andere, und um zu untersuchen, ob die Integration von Mind-Body Komponenten das Bewegungsverhalten wirklich langfristig (länger als 12 Monate) ändern kann. Zum anderen sollten mögliche Lösungsansätze für die von den Teilnehmer*innen genannten Schwierigkeiten (z.B. Wetter, körperliche Beschwerden) bedacht werden – ggf. ist eine weitere Anpassung der Intervention nötig.
In diesem Zusammenhang sei noch auf die individuellen Eigenschaften der COPD-Patient*innen verwiesen: Zeigt Mindful Steps immer eine Wirkung oder gibt es einschränkende Faktoren, z.B. die Ausgeprägtheit der Symptome, die körperliche und/oder psychische Verfassung etc.? Verallgemeinerbare Aussagen können hierzu – auch aufgrund der geringen Probandenzahl – noch nicht getroffen werden. Größer angelegte Studien, die die hier dargestellten Ergebnisse bestätigen können, wären wünschenswert.
Literatur zu "Mindful Steps bei Patient*innen mit COPD"
1) Kraemer KM, Kilgore K, Litrownik D, et al. A Web-Based Mind-Body Intervention (Mindful Steps) for Promoting Walking in Chronic Cardiopulmonary Disease: Insights From a Qualitative Study. Global Advances in Integrative Medicine and Health. 2023;12. doi:10.1177/27536130231212169. Link
2) Waschki B, Kirsten AM, Holz O, et al. Disease progression and changes in physical activity in patients with chronic obstructive pulmonary disease. Am J Respir Crit Care Med. 2015;192: 295-306. Link
3) Polkey MI, Moxham J. Attacking the disease spiral in chronic obstructive pulmonary disease. Clin Med. 2006;6:190-196. Link
4) Troosters T, van der Molen T, Polkey M, et al. Improving physical activity in COPD: towards a new paradigm. Respir Res. 2013;14:115-118. Link
5) Yohannes AM, Alexopoulos GS. Depression and anxiety in patients with COPD. Eur Respir Rev. 2014;23:345-349. Link
6) Litrownik D, Gilliam EA, Wayne PM, et al. Development of a novel intervention (mindful steps) to promote long-term walking behavior in chronic cardiopulmonary disease: protocol for a randomized controlled trial. JMIR Res Protoc. 2021; 10:e27826. Link
7) Moy ML, Collins RJ, Martinez CH, et al. An internet-mediated pedometer-based program improves health-related quality-of life domains and daily step counts in COPD: a randomized controlled trial. Chest. 2015;148:128-137. Link
8) Moy ML, Weston NA, Wilson EJ, Hess ML, Richardson CR. A pilot study of an internet walking program and pedometer in COPD. Respir Med. 2012;106:1342-1350. Link