Komplementäre und
Integrative Medizin
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Nachbericht zum Stiftungssymposium 2022

Carstens-Stiftung versammelt Speerspitze der Komplementären und Integrativen Medizin

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Integrative Medizin

Nach ganzen drei Jahren konnte die Carstens-Stiftung endlich wieder die Beteiligten ihrer vergangenen und aktuellen Förderprojekte zum fachlichen Austausch in Präsenz einladen. Die Corona-Pandemie hatte ein früheres Stiftungssymposium verhindert. Entsprechend groß war die Resonanz: 60 WissenschaftlerInnen und MedizinerInnen aus ganz Deutschland kamen zusammen, um Studiendesigns, Forschungsergebnisse und Entwicklungen in der Komplementären und Integrativen Medizin (KIM) zu diskutieren.

Forschung am Puls der Zeit

Wenn auf dem Stiftungssymposium eines deutlich wurde, dann, dass KIM insbesondere in der Therapie von Zivilisationserkrankungen ein großes Potenzial besitzt. Diese deckt die Carstens-Stiftung mit dem Spektrum ihrer Förderprojekte großräumig ab. Das Symposiumsprogramm mit  17 Vorträgen stellte dabei lediglich einen Auszug der derzeitigen Fördertätigkeit dar.

So konnte Dr. Wiebke Kohl-Heckl (Kliniken Essen-Mitte) zeigen, dass sich durch Bewegung, Ernährungsumstellung und Entspannung nicht nur das Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen senken lässt. Auch bei bereits vorliegender Hypertonie beispielsweise sind diese Verfahren, supportiv zur medikamentösen Therapie eingesetzt, wirksam. Im Idealfall helfen sie sogar dabei, die Zahl der notwendigen Medikamente zu reduzieren und damit eine Polypharmazie zu vermeiden.

Bluthochdruck

Bluthochdruck

den Druck mithilfe der Naturheilkunde senken

Andreas Michalsen · Karen Schmidt · Marc Werner

ISBN: 978-3-96562-065-0
Erscheinungsjahr: 3. Aufl. 2022

6,90 EUR

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Beachtlich sind auch die Ergebnisse in Bezug auf psychische Erkrankungen. So entwickelte Dr. Holger Bringmann (Diakoniewerk Zschadraß, Charité Berlin) mit der Meditationsbasierten Lebensstilmodifkation, kurz MBLM, ein neuartiges Therapieverfahren, das die Lebensphilosophie des Patanjali Yogas, einen gesunden Lebensstil (körperliche Übungen, Atem-Übungen, Ernährungsinterventionen) sowie Mantra-Meditation integral vereint. Dieses erwies sich nicht nur bei leichter bis mittelgradiger Depression gegenüber der Standardtherapie als überlegen. Da das Programm modularisiert ist, wird es sich zukünftig auch in anderen Bereichen anwenden lassen, um die Lebensqualität von PatientInnen zu verbessern.

Dr. Petra Voiß (Kliniken Essen-Mitte) führte u.a. eine randomisiert-kontrollierte Studie mit Frauen durch, die nach einer Brustkrebs-Erkrankung unter einer manifesten Schlafstörung litten. Tatsächlich schlafen Menschen mit Krebserkrankung häufig schlecht, was sich nicht nur negativ auf die Lebensqualität sondern leider auch die Prognose auswirkt. In der Studie bewirkte Ohrakupunktur eine deutliche Verbesserung der Schlafqualität, reduzierte außerdem Fatigue und Angst der Probandinnen.

Krebs und therapiebedingte Nebenwirkungen

Krebs und therapiebedingte Nebenwirkungen

Die konventionelle Krebstherapie sinnvoll ergänzen und deren Nebenwirkungen mildern

Annette Kerckhoff · Günther Spahn

ISBN: 978-3-945150-60-3
Erscheinungsjahr: 2016, 3. Aufl.

6,90 EUR

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Schlafstörungen sind u.a. auch Gegenstand des Projektes von Dr. Dr. Jan Valentini (Universitätsklinikum Tübingen). Hier soll allerdings geprüft werden, ob PatientInnen im Alter von 70 Jahren oder mehr durch ein multimodales Therapiekonzept aus Akupunktur und Musiktherapie profitieren. Ebenso soll die Eignung von Meditation für diese in der Forschung bislang leider viel zu wenig beachtete Gruppe der Gesellschaft eruiert werden.

Das Projekt BrainFitNutrition von Prof. Dr. Elmar Gräßel (Universitätsklinikum Erlangen) und PD Dr. Christian Keßler (Immanuel Krankenhaus, Charité Berlin) läuft gerade an. Geplant ist eine prospektive Interventionsstudie mit 200 Menschen, die unter einer leichten kognitiven Beeinträchtigung (mild cognitive impairment, MCI) mit Gedächtnisschwäche leiden. Innerhalb von 5 Jahren entwickelt sich eine solche MCI bei einem großen Teil der Betroffenen zu einer Demenz, wenn nicht gegengesteuert wird. "Ziel des Projektes ist, die kognitiven Fähigkeiten von Menschen mit MCI durch eine Kombination aus computergestütztem kognitiven Training mit der Modifikation der Ernährung stärker zu verbessern, als dies mit einer Komponente allein möglich wäre", so Prof. Gräßel. Es werden noch Teilnehmende gesucht.

Demenz

Demenz

Naturheilverfahren und Ordnungstherapie – Vorbeugung, Linderung von Symptomen und Steigerung der Lebensqualität

Annette Kerckhoff · Johannes Wilkens

ISBN: 978-3-945150-95-5
Erscheinungsjahr: 2018, 2. Aufl.

6,90 EUR

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Auch für das Projekt von Dr. Daniela Liebscher (Immanuel Krankenhaus, Charité Berlin) können sich noch Interessenten melden. Sie prüft Fasten als Intervention bei unerfülltem Kinderwunsch: "Wir wissen, dass sich vor allem übermäßiges Körpergewicht und Stoffwechselprobleme negativ auf die Fruchtbarkeit auswirken. Fasten führt nicht nur zu einer Gewichtsabnahme, sondern löst durch die Nahrungskarenz auch eine bessere Stoffwechselbalance im Nachgang aus." Drei Studien soll klären, ob Störungen des Eisprungs bei normal- und übergewichtigen Frauen durch Fasten erfolgreich behandelt werden können, ob die Qualität der Spermien beim Mann durch regelmäßiges Kurzzeitfasten verbessert werden kann, und ob eine künstliche Befruchtung durch vorheriges Fasten häufiger zum Erfolg führt.

Nachhaltigkeit für eine gesunde Zukunft

Aktuell liegt ein Förderschwerpunkt in der Therapie des Post-Covid-Syndroms, hier ist die zweite Ausschreibungsrunde in der Entscheidungsphase. Viele der auf dem Symposium diskutierten Projekte sind überdies Teil des Programms Young Clinician Scientists oder des Habilitationsprogramms der Carstens-Stiftung.

Der Begriff Young Clinician Scientist beschreibt ein Ideal: Die Ärztin oder den Arzt, die oder der sowohl die Praxis der Patientenversorgung als auch den aktuellen Stand der Wissenschaft kennt. Denn nur wer sich auf dem Laufenden hält und selbst forschend tätig ist, kann das aus der medizinischen Forschung gewonnene Wissen gleich in die Versorgung seiner Patientinnen und Patienten umsetzen. "So kommen die guten Ergebnisse schnellstmöglich dort an, wo sie gebraucht werden", sagt Nicole Germeroth, Geschäftsführerin der Carstens-Stiftung.

Damit das Wissen erhalten bleibt, ist es notwendig, dass es Einzug in die Ausbildung der Ärztinnen und Ärzte hält. Noch immer fehlt es jedoch an langfristig ausgelegten Lehrstühlen an den Universitäten oder anders ausgedrückt: an Professorinnen und Professoren, die die Integrative Medizin nachhaltig an zukünftige Ärztegenerationen vermitteln. "Wir sind stolz darauf, hier einen wesentlichen Beitrag durch unsere Förderung leisten zu können", so Germeroth. "Sollten sich keine unvorhergesehenen Verzögerungen mehr ergeben – in der Hoffnung auf ein Abklingen der Pandemie – wird es bis 2025 acht mögliche Professorinnen und Professoren in der Integrativen Medizin geben, die heute noch schmerzlich vermisst werden."

 

Michèl Gehrke, M.A.
Michèl Gehrke, M.A.

Pressesprecher

Telefon: 0201 56 305 61