Komplementäre und
Integrative Medizin
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Carstens-Stiftung: Das Quartett aus Rosenwurz, Folsäure, Zink und Biotin sorgt für ein besseres Liebesleben.
Studien kurz und knapp

Pflanzliches Kombipräparat gegen frühzeitigen Samenerguss

Das Quartett aus Rosenwurz, Folsäure, Zink und Biotin sorgt für ein besseres Liebesleben.

Frühzeitiger Samenerguss (Ejaculatio praecox) ist eine häufige sexuelle Dysfunktion, von der 20-30 % der Männer im Alter von 18 bis 55 Jahren betroffen sind. Diese Störung kann temporär auftreten, aber auch lebenslang die Qualität des Liebeslebens und die Unbeschwertheit in einer Partnerschaft beeinflussen. Konventionelle Pharmazeutika, die bis auf ein Präparat (Dapoxin) nicht für diese Indikation zugelassen sind und „off-label“ verwendet werden, zeigen sich durchaus wirksam in der Behandlung, bergen jedoch alle das Risiko von Nebenwirkungen wie Erschöpfung, Benommenheit, Übelkeit bis hin zu Erbrechen, Durchfall und Schweißausbrüche sowie ein Nachlassen der Libido und Erektionsstörungen. Letzteres bedeutet den Teufel mit dem Belzebub austreiben, so dass nach alternativen Therapien ohne derartige Nebeneffekte geforscht wird.

In Italien wurde nun ein phytotherapeutischer Ansatz gewählt, bei dem ein Kombinationspräparat bestehend aus Rosenwurz (Rhodiola rosea), Zink, Folsäure und Biotin entwickelt und in einer ersten klinischen Studie [1] auf seine Verträglichkeit und Wirksamkeit untersucht wurde.

 

Über einen Zeitraum von 90 Tagen nahmen Männer, die Zeit ihres Lebens unter frühzeitigem Samenerguss litten, täglich nach dem Frühstück eine Tablette des unter dem Arzneinamen EndEP® laufenden Präparates ein. Am Ende der Behandlungsphase verzeichneten die Forscher im Vergleich zum Studienbeginn eine statistisch signifikante Steigerung der Ejakulationskontrolle sowie eine Verbesserung der sexuellen Lebensqualität. Die Compliance war mit 95,8 % sehr hoch, was vermutlich mit der guten Verträglichkeit des Arzneimittels zusammenhängt. Lediglich vier von 91 Studienteilnehmern gaben Nebenwirkungen wie leichte Übelkeit und schwache Kopfschmerzen an.

Einschätzung

Die Studienergebnisse stimmen auf den ersten Blick positiv, insbesondere hinsichtlich der Verträglichkeit des Präparates. Ob diese gute Verträglichkeit auch bei einer Langzeitanwendung gegeben ist, und das Präparat sich im Wirksamkeitsvergleich mit einem Placebo überlegen zeigt oder an die Effektivität von Dapoxin [2] heranreicht, muss jedoch in weiteren klinischen Studien untersucht werden. Eine Wunderwaffe gegen frühzeitigen Samenerguss wurde bisher also nicht gefunden, jedoch eine neue Perspektive eröffnet.

Achtung:

Das in dieser Studie verwendete, aber noch nicht in Apotheken erhältliche Präparat EndEP® sollte keinesfalls mit dem auf dem pharmazeutischen Markt erhältlichen Antidepressivum Endep® verwechselt werden!

Literatur

1) Cai T, Verze P, Massenio P, Tiscione D, Malossini G, Cormio L, Carrieri G, Mirone, V. Rhodiola rosea, folic acid, zinc and biotin (EndEP®) is able to improve ejaculatory control in patients affected by lifelong premature ejaculation: Results from a phase I-II study. Exp Ther Med 2016; 12(4): 2083-2087.Abstract

2) Sommer F, Gerwe M. Behandlungsoptionen der Ejaculatio praecox: Schwerpunkt auf Dapoxin. Blickpunkt DER MANN 2010; 8(1): 29-36.Abstract