Komplementäre und
Integrative Medizin
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Integrative Medizin bei psychischen Erkrankungen
Unsere Projekte

Integrative Medizin bei psychischen Erkrankungen

Von Michèl Gehrke, M.A.

Psyche Komplementärmedizin

Carstens-Stiftung fördert Studie mit 50.000 EUR

Allein in Deutschland sind jährlich 27,8% der erwachsenen Bevölkerung von einer psychischen Erkrankung betroffen. Das entspricht 17,8 Millionen Menschen oder anders ausgedrückt – der Einwohnerzahl von Nordrhein-Westfalen. (1,2) Und niemand ist davor gefeit, denn die Entstehung ist multikausal, u.a. ist langandauernder Stress ein Risikofaktor. Umso wichtiger ist die Frage, welchen Beitrag die Komplementärmedizin in der Behandlung leisten kann, wenn die Seele leidet. Die Carstens-Stiftung fördert daher mit rund 50.000 EUR ein Projekt, das dieser Frage auf den Grund geht.

Im Projekt INTEGRAL (INTEGRative Medizin für mentALe Gesundheit) werden unter der wissenschaftlichen Leitung der Universität Potsdam, Professur für Sozial- und Präventivmedizin, die psychiatrisch bzw. psychotherapeutisch arbeitenden Stationen von zwei Kliniken mit unterschiedlichem Therapieangebot miteinander verglichen.

Das Fachkrankenhaus Bethanien Hochweitzschen arbeitet mit einem konventionellen Ansatz, der sowohl psychotherapeutische Einzel- und Gruppenverfahren aus verschiedenen Schulen (Verhaltenstherapie, tiefenpsychologisch-psychodynamische Verfahren, sozialpsychiatrische Therapieformen) und Soziotherapie als auch moderne Psychopharmakotherapie und neurobiologische Verfahren beinhaltet.

In der Klinik für Integrative Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie Zschadraß kommen neben der Regelbehandlung zusätzlich komplementärmedizinische Verfahren zum Einsatz, darunter die Behandlung mit Naturprodukten (Phytotherapie, Nahrungsergänzungsmittel), Mind-Body Therapien (z.B. Meditation, Tai Chi) oder manuelle Verfahren (Massage). Außerdem ist die Berücksichtigung gesunder Ernährung und Bewegung Bestandteil des Versorgungskonzeptes.

An beiden Kliniken werden je 120 Patienten in die Studie aufgenommen, wobei darauf geachtet wird, gleichmäßig die vier Diagnosegruppen Organische psychische Störungen, Substanzabhängigkeiten, Störungen aus dem schizophrenen Formenkreis sowie zusammengefasst affektive Störungen und neurotische Belastungs- und somatoforme Störungen abzudecken.

Bei Patienten, die sich bereit erklären an der Studie teilzunehmen, werden zu Beginn sowie zum Ende ihres stationären Krankenhausaufenthaltes mehrere Parameter erhoben, darunter:

  • Krankheitsschwere
  • Genesungsprozess
  • Lebensqualität
  • Therapieeinheiten
  • Medikamenteninanspruchnahme
  • Patientenzufriedenheit

Sechs Monate nach der Entlassung werden die Probanden zusätzlich noch einmal befragt.

Allgemein gesprochen werden komplementäre Verfahren in die stationäre psychiatrische Versorgung bislang nur sehr selten integriert. Sollte sich in der Studie zeigen, dass Patienten deutlich von diesen zusätzlich angewendeten Verfahren profitieren, könnte dies ein Umdenken in der Kliniklandschaft anstoßen.

Literatur

1) Jacobi F, Höfler M, Strehle J, Mack S, Gerschler A, Scholl L, Busch MA, Maske U, Hapke U, Gaebel W, Maier W, Wagner M, Zielasek J, Wittchen H­U (2014) Psychische Störungen in der Allge­meinbevölkerung. Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland und ihr Zusatzmodul "Psychische Gesundheit" (DEGS1­MH). Nerven­arzt 85:77–873. Link

2) DGPPN. Dossier (2018): Psychische Erkrankungen in Deutschland. Schwerpunkt Versorgung. Link

Michèl Gehrke

Michèl Gehrke

M.A. Pressesprecher der Karl und Veronica Carstens-Stiftung

Telefon: 0201 56 305 61

E-Mail: m.gehrke@carstens-stiftung.de