Komplementäre und
Integrative Medizin
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Homöopathie bei Nebenwirkungen einer Krebstherapie
Studien kurz und knapp

Homöopathie bei Nebenwirkungen einer Krebstherapie

Von Rainer Lüdtke

Homöopathie Haut

In einer systematischen Übersichtsarbeit wurden randomisierte Therapiestudien zur Wirksamkeit einer homöopathischen Therapie bei der Behandlung von Nebenwirkungen einer Radio-, Chemo- oder Hormontherapie bei Krebspatienten zusammengefasst und bewertet. Kombinationspräparat und Creme sind erfolgversprechend.

Zusammenfassung
In einer systematischen Übersichtsarbeit wurden randomisierte Therapiestudien zur Wirksamkeit einer homöopathischen Therapie bei der Behandlung von Nebenwirkungen einer Radio-, Chemo- oder Hormontherapie bei Krebspatienten zusammengefasst und bewertet. 7 Studien verglichen die homöopathische Therapie mit einem Placebo, eine Studie verglich gegen eine Standardtherapie. Als Erfolg versprechend wurden das Kombinationspräparat Traumeel S® bei Chemotherapie bedingter Stomatitis und eine Calendula haltige Creme bei zur Vorbeugung einer Dermatitis bei Bestrahlungen eingestuft.

Krebs und Nebenwirkungen der Therapie

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Die konventionelle Krebstherapie sinnvoll ergänzen und deren Nebenwirkungen mildern

Annette Kerckhoff · Günther Spahn

ISBN: 978-3-96562-071-1
Erscheinungsjahr: 2022, 4. Aufl.

6,90 EUR

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Allgemeine Einschätzung
Diese Arbeit wurde im Rahmen der Cochrane-Collaboration durchgeführt, was per se ein Gütesiegel für die methodische Qualität einer systematischen Übersichtsarbeit ist. Die Ergebnisse müssen (und können) daher als vollständig und aussagekräftig bewertet werden.

Vor allem ist den Autoren dafür zu danken, dass Sie im Rahmen ihrer Arbeit nicht noch eine statistische Meta-Analyse durchgeführt haben. Eine solche wäre sinnlos gewesen, da die 8 Studien in keiner Weise vergleichbar sind: insgesamt wurden 7 verschiedene homöopathische Therapieansätze zur Behandlung von 7 verschiedenen Nebenwirkungen nach 3 grundsätzlich verschiedenen Krebstherapien (Chemotherapie, Bestrahlung, Hormontherapie) untersucht. Damit kommt die Arbeit allerdings auch nicht über den Status eines reinen Sammelns und Zusammenstellens von Informationen hinaus. Der Neuigkeitswert der Arbeit ist gering: Dass Traumeel S bei der Behandlung der Stomatitis Erfolg versprechend ist, ist an vielen anderen Stellen schon hinreichend gewürdigt worden, dass eine klassisch-homöopathische Behandlung in zwei Studien bei Östrogenmangelsyndrom nach Hormontherapie nicht erfolgreich war, ebenfalls.

Und so hat die Studie nur wirklich eine Überraschung zu bieten: dass sich eine homöopathische Calendula-Salbe zur Prävention einer Dermatitis einer Standardbehandlung überlegen gezeigt hat. Doch gerade bei dieser Studie gibt es erhebliche Zweifel, ob es sich tatsächlich um eine homöopathische Therapie handelt. Die Calendula ist weder homöopathisch aufbereitet (potenziert) worden, noch wurde sie auf der Basis des Simile-Prinzips verabreicht.

Weiterführender Kommentar
Welchen Wert haben Übersichtsarbeiten, die acht Studien mit völlig unterschiedlichem Design zu völlig unterschiedlichen Therapien bei völlig unterschiedlichen Erkrankungen zusammenfassen? Aus wissenschaftlicher Sicht: keinen. Eine zusätzliche Erkenntnis lässt sich durch die Zusammenstellung nicht gewinnen. Auch aus ärztlicher Sicht, ist der Nutzen einer solchen Arbeit gering: Wer Hilfe bei der Entscheidung sucht, ob er eine bestimmte Therapie bei einer bestimmten Erkrankung einsetzen soll oder nicht, findet diese nicht.
Und so bleibt für diese Arbeit lediglich ein politischer Nutzen. Mit Hilfe einer anerkannten und validierten wissenschaftlichen Methode kann zweierlei gezeigt werden: zum einen: es gibt ernstzunehmende und hochwertige (das Risiko einer Ergebnisverzerrung wurde überwiegend als gering eingeschätzt) wissenschaftliche Forschung in der Homöopathie. Zum anderen: die Hypothese, dass jegliche homöopathische Behandlung eine Placebobehandlung ist, kann so global nicht aufrecht erhalten werden, zumindest nicht nach dem neuesten Stand der wissenschaftlichen Erkenntnis.

Ernährung bei Krebs

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Erprobte Rezepte für die speziellen Bedürfnisse von Krebspatienten

Sabine Pork

ISBN: 978-3-96562-014-8
Erscheinungsjahr: 2020, 4. Aufl.

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Für einen politischen Nutzen ist es allerdings wenig hilfreich, wenn eine Studie in die Übersichtsarbeit eingeschlossen wird, bei der erhebliche Zweifel bestehen, dass es sich um eine Studie zur Homöopathie handelt. Bei dem zur Diskussion stehenden Calendula-Präparat ist es allein der Hersteller (Laboratoire Boiron, Lyon, Frankreich), aus dem ein Bezug zur Homöopathie ablesbar ist. In der wissenschaftlichen Originalarbeit wird das Wort Homöopathie nicht verwendet und es ist an keiner Stelle zu erkennen, dass die Salbe in dieser Studie auf der Basis des Similie-Prinzips angewendet wurde, eine Minimalanforderung für eine Studie zur Homöopathie.
Wissenschaftlich bleibt die Botschaft: in einer randomisierten Doppelblindstudie, der eine hohe methodische Qualität und damit ein geringes Biasrisiko attestiert werden kann, hat sich das homöopathische Kombinationsmittel Traumeel S ® als einem Placebo überlegen erwiesen. Dieses ist die bestmögliche wissenschaftliche Evidenz zum Thema und sollte daher auch entsprechend gewürdigt werden.

Literatur

Kassab S, Cummings M, Berkovitz S, van Haselen R, Fisher P: Homeopathic medicines for adverse effects of cancer treatments. Cochrane Database Syst Rev 2009:CD004845. Abstract