Komplementäre und
Integrative Medizin
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Globuli in der Krebstherapie
Studien kurz und knapp

Globuli in der Krebstherapie

Von Daniela Hacke

Homöopathie

Eine retrospektive Datenanalyse zeigt, dass die Überlebenszeit von Krebspatienten mit fataler Prognose durch die begleitende Gabe von homöopathischen Mitteln verlängert werden könnte.

Obwohl in Europa laut Erhebungen aus den Jahren 2003 und 2005 zwischen 12 und 24% der Krebspatienten Homöopathie als Begleittherapie der konventionellen Behandlungsmethoden wählten, erweist sich die Studienlage zur Überlebenszeit in diesem Kontext als höchst dürftig. [1,2] Bisher liegen zu dieser Fragestellung lediglich Kasuistiken vor.

Diagnose Krebs

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Seelische Stabilisierung beim Diagnoseschock und Linderung von Nebenwirkungen

Michael Elies · Annette Kerckhoff

ISBN: 978-3-96562-079-7
Erscheinungsjahr: 2. Aufl. 2023

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An der medizinischen Universität Wien nahmen Wissenschaftler im Rahmen der Ambulanz "Homeopathy in Malignant Diseases" nun diese Situation zum Anlass, eine retrospektive Analyse von Patientendaten vorzunehmen. [3] Insgesamt wurden Daten von 538 Patienten mit malignen Krebserkrankungen aus einem Zeitraum von vier Jahren ausgewertet, die zusätzlich zur konventionellen onkologischen Behandlung mit homöopathischen Mitteln therapiert wurden. Die homöopathische Behandlung setzte sich aus je einem 90-minütigen Anamnesegespräch sowie je 30-minütigen Folge-Konsultationen in Abständen von acht bis zwölf Wochen zusammen. Ein nach der von der Clinica Santa Croce in Locarno entwickelten Methode der homöopathischen Krebsttherapie ausgebildeter Homöopath verschrieb den Patienten auf individueller Basis Q-Potenzen, in Akutfällen auch C-Potenzen. Die Nachbeobachtungszeit betrug 54 bis 66 Monate. Eines der Einschlusskriterien waren mindestens drei Besuche der Patienten in der Ambulanz während ihrer Krebstherapie.

Krebs und Nebenwirkungen der Therapie

Krebs und Nebenwirkungen der Therapie

Die konventionelle Krebstherapie sinnvoll ergänzen und deren Nebenwirkungen mildern

Annette Kerckhoff · Günther Spahn

ISBN: 978-3-96562-071-1
Erscheinungsjahr: 2022, 4. Aufl.

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Das Hauptziel der Studie bestand darin, die reelle Überlebenszeit der in die Analyse eingeschlossenen Patienten mit der zu erwartenden Überlebenszeit, wie sie in der Literatur dokumentiert ist, zu vergleichen. Von den 538 dokumentierten Fällen erfüllten 54 die Einschlusskriterien und standen für die Analyse zur Verfügung. Aus der Gesamtbetrachtung ging hervor, dass mehr als die Hälfte der Patienten (65%) die zu erwartende Überlebenszeit entweder erreichte oder aber sogar noch überschritt. Im Mittel zeigten sich abhängig von der jeweiligen Krebserkrankung bis zu drei Mal höhere Überlebenszeiten, so z.B. beim kleinzelligen Lungenkarzinom: 9,8 bis 13,5 Monate in der Literatur dokumentierte prognostizierte Überlebenszeit versus 47 Monate erreichte Überlebenszeit als Ergebnis der vorliegenden retrospektiven Analyse. Für einige der sieben Krebserkrankungen erwies sich der Unterschied im Vergleich jedoch als nicht signifikant.

Einschätzung

Obwohl die Erkenntnisse aus dieser retrospektiven Analyse auf den ersten Blick vielversprechend erscheinen, sind doch diverse Details zu bemängeln. Mit 54 Patienten ist die für die Analyse zur Verfügung stehende Patientenanzahl sehr niedrig. Auch die Tatsache, dass Patientendaten von nur einer Klinik verwendet wurden, ist von Nachteil. Desweiteren gab es Inkonsistenzen hinsichtlich der von den Patienten erhaltenen konventionellen Krebstherapie. Ein interessanter Aspekt ist jedoch, dass eine frühere Untersuchung ergeben hatte, dass das subjektive Wohlbefinden von Krebspatienten – ein Indikator für längere Überlebenszeit im Kontext von Krebserkrankungen - durch eine begleitende homöopathische Behandlung gesteigert werden konnte. [4]  Übertragen auf die vorliegende Analyse könnte diese Erkenntnis ein wichtiger Faktor hinsichtlich der hier beobachteten verlängerten Überlebenszeit der Krebspatienten darstellen. Inwieweit die Spekulation zutrifft, dass komplementärmedizinische Begleittherapien, insbesondere die Homöopathie, auf der neuro-immunologischen Ebene positive Prozesse anstoßen, die das Krebswachstum beeinflussen, sollte in Studien mit einer größeren Patientenanzahl und geeignetem methodischen Setting weiterverfolgt werden.

Literatur zu Globuli in der Krebstherapie

Molassiotis A, Fernandez-Ortega P et al.: Use of complementary and alternative medicine in cancer patients: a European survey. Ann Oncol 2005; 16(4): 655-663 Abstract

Streuli A, van der Weg F. Use of alternative medicine by patients with cancer in a rural area of Switzerlang. Swiss Med Wkly 2003; 19(133): 233-240 Abstract

Gaertner K, Müllner M, Friehs H, Schuster E, Marosi C, Muchitsch I, Frass M, Kaye AD. Additive homeopathy in cancer patients: retrospective survival data from an homeopathic outpatient unit at the Medical University of Vienna. Complement Ther Med 2014; epub ahead of print Abstract

Rostock M, Naumann J, Guethlin C et al. Classical homeopathy in the treatment of cancer patients: a prospective observational study of two independent cohorts. BMC Cancer 2011; 11: 19 Abstract