Komplementäre und
Integrative Medizin
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Carstens-Stiftung: Eier wirken sich schlecht auf das Herz aus.
Studien kurz und knapp

Eier, Cholesterin und Herzgesundheit: Kein Widerspruch

Selbst bei genetischer Vorbelastung muss nicht auf Eier verzichtet werden.

Bunte Ostereier sind schön anzusehen, aber gefährden sie durch ihre hohe Cholesterinlast bei hohem Verzehr besonders zu Ostern nicht unsere Herzgesundheit, wie doch immer wieder propagiert? Die Teilergebnisse einer finnischen Langzeitstudie (Kuopio Ischaemic Heart Disease Risk Factor Study) rehabilitieren den schlechten Ruf des Hühnereis. [1,2]  So fand man im Rahmen der Studie heraus, dass Männer, die durchschnittlich vier Eier pro Woche essen, ein 37 Prozent geringeres Risiko zeigten, Diabetes Typ 2 zu entwickeln. Auch die Blutglukose-Werte waren in der Gruppe der Eierkonsumenten niedriger.

Natürlich herzgesund

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Die Krankheit verstehen und an einem herzgesunden Lebensstil arbeiten; mit zahlreichen Tipps und Anleitungen

Andreas Michalsen · Anna Paul

ISBN: 978-3-96562-063-6
Erscheinungsjahr: 2022, 2. Aufl.

17,00 EUR

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Die aktuellen Ergebnisse der Studie beziehen sich nun auf die Fragestellung, welche Risikofaktoren eine bestimmte genetische Veranlagung hinsichtlich des Fettstoffwechsels bei erhöhtem Konsum cholesterinreicher Nahrung wie z.B. Eier für die Entwicklung einer koronaren Arterienkrankheit bzw. die Dicke der Intima-Media (Innenwände der Halsschlagadern) darstellt. Der Apolipoprotein-Phänotyp ApoE4 bildet den stärksten genetischen Faktor in der Ablagerung, dem Transport und der Verstoffwechslung von Cholesterin und ist mit am häufigsten in der finnischen Bevölkerung zu finden.

Neben den Ernährungsgewohnheiten, besonders im Hinblick auf den Verzehr cholesterinhaltiger Lebensmittel wie Eier, wurde über eine durchschnittliche Beobachtungszeit von insgesamt 21 Jahren auch der Lebensstil der mehr als 1000 männlichen Probanden erhoben. Rund ein Drittel der finnischen Männer waren Träger des Gens ApoE4. Im Mittel verzehrten die Männer, die zu Beginn der Studie zwischen 41 und 60 Jahre alt waren, vier mittelgroße Eier pro Woche, die rund 30 Prozent des Gesamtcholesterinkonsums entsprachen. 15 Prozent der Studienteilnehmer aßen sogar mindestens ein Ei pro Tag, waren aber sportlich aktiver und ernährten sich ansonsten gesünder als die Männer mit moderatem oder gar keinem Eierkonsum.
 
Selbst Männer mit einer Cholesterinaufnahme von 520 Milligramm pro Tag, in der auch ein Ei enthalten ist, wiesen kein höheres Risiko für arteriosklerotische Veränderungen auf als jene mit niedrigem Cholesterinkonsum. Dies gilt auch für die cholesterinanfällige Gruppe, den Trägern der Genvariante ApoE4.

Artikel: Eier, Cholesterin und Herzgesundheit: Kein Widerspruch

Einschätzung

Ein Ei pro Tag erhöht selbst bei Risikokandidaten mit einer genetischen Prädisposition die Gefahr eines Schlaganfalls oder eines Herzinfarkts nicht, so das Fazit der finnischen Wissenschaftler. Die sehr akribische Erhebung der täglich verzehrten Nahrungsmittel zeichnet die Studie als aussagekräftig aus, obgleich die Probandenanzahl größer hätte sein dürfen. Ein relevanter Schwachpunkt der Studie bildet die fehlende Kenntnis über die Zubereitungsform der konsumierten Eier, denn es könnte für das Ergebnis entscheidend sein, ob man Eier in gekochter, gebratener oder frittierter Form zu sich nimmt.
Unabhängig von der verzehrten täglichen Eiermenge bleibt zur Erhaltung der Herzgesundheit zu empfehlen, für regelmäßige Bewegung und einen ansonsten gesunden Lebensstil zu sorgen. Dann darf es auch mal ein Ei mehr sein.

Literatur

1) Virtanen JK et al. Egg consumption and risk of incident type 2 diabetes in men: the Kuopio Ischaemic Heart Disease Risk Factor Study. Am J Nutr 2015; 101(5): 1088-1096 Abstract

2) Virtanen JK, Mursu J, Virtanen HEK, Fogelholm M, Salonen JT, Koskinen TT, Voutilainen S, Tuomainen T-P. Associations of egg and cholesterol intakes with carotid intima-media thickness and risk of incident coronary artery disease according to apolipoprotein E phenotype in men: the Kuopio Ischaemic Heart Disease Risk Factor Study. Am J Nutr 2016; 103: 895-901 Abstract