Komplementäre und
Integrative Medizin
Zum Hauptinhalt springen Zum Seiten-Footer springen
Borreliosetagung in der Münch-Ferber-Villa, Hof
Integrative Medizin: News

Borreliosetagung in der Münch-Ferber-Villa, Hof

Von Jens Behnke

Komplementärmedizin

Nachbericht

Am 29.06.13 fand in Hof eine von der Carstens-Stiftung geförderte Tagung zum Thema "Borreliose" statt. Neben Dr. Johannes Wilkens referierten mehrere konventionelle Ärzte sowie ein homöopathischer Tierarzt, eine Phytotherapeutin und eine Botanikerin.

Am 29.06.13 fand in Hof eine von der Carstens-Stiftung geförderte Tagung zum Thema "Borreliose" statt. Organisiert wurde die Veranstaltung von Dr. Johannes Wilkens (Alexander von Humboldt Klinik, Bad Steben), welcher seit vielen Jahren als engagierter Projektleiter mit der Stiftung verbunden ist. Herr Dr. Wilkens hat sich u.a. durch seine Konzepte der differenzierten Misteltherapie bei Krebs sowie der anthroposophisch/homöopathischen Behandlung des Schlaganfalls in der komplementärmedizinischen Szene einen Namen gemacht.

Neben dem Veranstalter, der die Borrelioseerkrankung aus Sicht der anthroposophischen Medizin beleuchtete, referierten im Pavillon der Münch-Ferber-Villa mehrere konventionelle Ärzte sowie ein homöopathischer Tierarzt, eine Phytotherapeutin und eine Botanikerin. Von der klinischen Diagnosestellung über die Labormedizin bis hin zur Behandlung der Borreliose mit Extrakten der wilden Karde (Dipsacus sylvestris) wurde so ein breites Themenspektrum abgedeckt.

Bereits die Tatsache, dass eine ca. 25 Personen umfassende Borreliose-Selbsthilfegruppe mit dem Bus anreiste, spricht dafür, dass der Bedarf an Informationen, vor allem zu effektiven Behandlungsstrategien der vielgestaltigen Infektionskrankheit, groß ist.

Schwierige Diagnosestellung
Die Borreliose oder Lyme-Krankheit, an der in Deutschland schätzungsweise 6000 Menschen pro Jahr erkranken, wird durch das dem Syphiliserreger verwandte Bakterium Borrelia burgdorferi ausgelöst und hauptsächlich durch Zecken übertragen. Sie kann unterschiedliche Körpergewebe und Organe befallen, weshalb bereits die Diagnosestellung vielfach problematisch ist: Patienten leiden teilweise jahrelang unter Symptomen wie Hautveränderungen, Gesichtsmuskellähmungen (Neuroborreliose), Gelenkschmerzen (Lyme-Arthritis), Schwindelanfällen und Schwäche, ohne dass die Infektion als Ursache erkannt wird. Grund dafür ist, dass die Abgrenzung von anderen Erkrankungen, wie bspw. Multipler Sklerose oder Rheuma, nicht gelingt, weil der behandelnde Arzt nicht im Blick hat, dass es sich um eine Borreliose handeln könnte. Wirksame Therapiemaßnahmen werden dann zu spät oder gar nicht eingeleitet. Auch die Absicherung der Diagnose im Labor fällt nicht leicht, weil die Borrelien nur indirekt im Blut oder Nervenwasser nachweisbar sind.

Konventionelle Behandlung nicht unproblematisch
Der erste Verdacht auf Borreliose regt sich meistens dann, wenn die infektionstypische Wanderröte (Erythema chronicum migrans) nach einem Zeckenstich auftritt, an den sich aber nur ca. 50% aller Borreliosekranken erinnern können. Tritt dieser Hautausschlag auf, sind die Mittel der Wahl zur Therapie der Borreliose nach Meinung der weitaus meisten Experten Antibiotika, die je nach Krankheitsfall oral oder intravenös verabreicht werden. Vor allem bei frühzeitiger Behandlung kann auf diesem Wege vielfach Heilung erzielt werden. In vielen Fällen aber, vor allem chronischen, zeitigt die Antibiose keinen Erfolg, auch dann nicht, wenn sie häufig wiederholt wird (ca. 50% Therapieversager bei chronischen Patienten).

Möglichkeiten der Komplementärmedizin
Genau in dieser Situation lohnt sich nach Erfahrung einiger komplementärmedizinischer Therapeuten ein Therapieversuch mit Zubereitungen der wilden Karde (Tinktur oder Tee). Diese Pflanze wurde in Deutschland von dem Ethnobotaniker Wolf-Dieter Storl in die Borreliosetherapie eingeführt, als er selbst von der Erkrankung betroffen war. Er lehnte den Einsatz von Antibiotika strikt ab und sah sich in der indianischen und traditionellen chinesischen Medizin nach Heilmitteln um. Einzelne Patienten berichten seitdem immer wieder von einer Besserung ihrer Beschwerden durch Anwendung der Karde, wissenschaftliche Belege für ihre Wirksamkeit bei Borreliose existieren aber bislang nicht.

Neben diesem phytotherapeutischen Ansatz gibt es Erfahrungsberichte zur homöopathischen/ anthroposophischen Therapie der Borreliose mit Erreger-Nosoden in Hochpotenz (Borrelia burgdorferi D1000) und symptomspezifischen Mitteln, wie Ledum palustre, Vipera berus und Astragalus excapus, die eher in tiefen Potenzen verabreicht werden (unter D12). Außerdem wenden einige Behandler mit wechselndem Erfolg Biophotonen-Geräte (Bionic 880) an, die bestimmte heilsame Lichtfrequenzen erzeugen sollen. Chronisch kranke Borreliosepatienten profitieren offenbar auch von eher unspezifischen Maßnahmen, wie Darmsanierung und Entgiftung.

Als Ergebnis der Tagung kann festgehalten werden, dass die Borreliose eine zunehmend wichtiger werdende Krankheit ist, die u.a. wegen ihrer vielen Erscheinungsformen häufig schwer zu diagnostizieren und noch schwieriger zu therapieren ist. Der Bedarf an wirksamen Maßnahmen aus dem komplementärmedizinischen Bereich ist dementsprechend hoch.

Welche Therapiemethoden hier von Nutzen sein können, sollte wissenschaftlich geprüft werden. Die Carstens-Stiftung widmet sich daher weiterhin dem Thema Borreliose, um Betroffenen die bestmögliche Behandlung zu ermöglichen.