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Integrative Medizin
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Carstens-Stiftung: Bevölkerung fordert festen Platz für Homöopathie in Forschung und Lehre der Universitäten
Integrative Medizin: News

Bevölkerung fordert festen Platz für Homöopathie in Forschung und Lehre der Universitäten

Von Dr. Jens Behnke

Homöopathie

In einer repräsentativen Umfrage votierten mehr als drei Viertel der Befragten für öffentlich geförderte Forschung und plädierten für eine Integration der Methode in das Medizinstudium.

Die Homöopathie ist eines der weltweit am meisten verbreiteten und beliebtesten Therapieverfahren. Ungefähr die Hälfte der deutschen Bevölkerung hat bereits Erfahrungen mit dieser Behandlungsform gesammelt. (1) Der große Zuspruch der Patienten dürfte auf die hohe erlebte Wirksamkeit zurückzuführen sein: Im Rahmen einer Studie der Bertelsmann-Stiftung gaben beispielweise über 80% der Anwender an, dass sich Allgemeinbefinden, seelische Verfassung und körperliche Beschwerden durch eine homöopathische Behandlung verbessert hätten. (2) Eine zusammenfassende Betrachtung der Daten aus der Versorgungsforschung zur Homöopathie stützt diese subjektive Einschätzung: Eine Vielzahl an internationalen klinischen Studien zu unterschiedlichen Erkrankungen dokumentiert klinisch relevante Verbesserungen und eine gesteigerte Lebensqualität für Patienten, die sich homöopathisch behandeln lassen. (3) Diverse Untersuchungen dokumentieren zusätzlich signifikante Einsparungen konventioneller Arzneimittel unter homöopathischer Behandlung, zum Beispiel 50% weniger Antibiotika bei Infektionen der oberen Atemwege bei gleich gutem Krankheitsverlauf. (4)


Mehrheitsfähige Ideen zu Medizinforschung und Ärzteausbildung

Die deutsche Bevölkerung spricht sich in der Konsequenz dafür aus, dass die Homöopathie in Zukunft eine größere Rolle in Forschung und Lehre der Universitäten spielen soll. Dies belegt eine repräsentative Forsa-Umfrage im Auftrag des Bundesverbands der Pharmazeutischen Industrie (BPI) aus 2017 (1): Der Aussage "Die Universitäten sollten auch im Bereich der Homöopathie forschen." stimmten 85% der Befragten zu. Für eine Aufnahme in das Curriculum des Medizinstudiums sprachen sich 78% aus. Hierfür sollten nach mehrheitlicher Meinung Lehrstühle mit Professuren, die dezidiert der Homöopathie gewidmet sind, geschaffen werden.

Und die wissenschaftspolitische Realität?

Homöopathie ist laut aktueller Fassung der Approbationsordnung für Ärzte (5) ein mögliches Wahlpflichtfach im vorklinischen und klinischen Abschnitt des Medizinstudiums. Tatsächlich bieten aber nur ca. 10 Fakultäten bundesweit eine solche Studienmöglichkeit an. Die Initiative hierzu geht zudem von der homöopathischen Ärzteschaft und der Carstens-Stiftung aus (6). Die von der Bevölkerung geforderte strukturpolitische Unterstützung fehlt völlig. Oftmals bestehen sogar erhebliche Widerstände auf Seiten der Universitäten, obwohl viele Studierende Kenntnisse im Bereich Homöopathie erwerben möchten. Als Motiv für diesen Wunsch wird an erster Stelle die erlebte Ergänzungsbedürftigkeit der konventionellen Medizin angegeben. (7)

Von den über 4.000 Professuren auf den Gebieten Humanmedizin und Gesundheitswissenschaften in Deutschland, ist keine der Homöopathie gewidmet. (8) Wissenschaftliche Studien in diesem Bereich werden von der öffentlichen Hand nicht gefördert. Eine Finanzierung von Forschungsprojekten durch die Pharmaindustrie findet im homöopathischen Sektor ebenfalls nicht in nennenswertem Umfang statt. Mediziner und Naturwissenschaftler, die dem Forschungsauftrag der Bevölkerung entsprechend tätig werden wollen, sind somit auf private Drittmittelgeber angewiesen.

Die chronische Unterfinanzierung der Forschung zur Homöopathie führt möglicherweise zu einer Art selbsterfüllender Prophezeiung ihrer Kritiker: Obwohl es eine große Zahl von Studien zur Homöopathie gibt, die eine Wirksamkeit belegen, sinkt die Zahl derjenigen Arbeiten, die nach den jeweils neusten Kriterien für zuverlässig erklärt werden, innerhalb der letzten 20 Jahre kontinuierlich. (9) Denn die methodischen Standards der klinischen Forschung werden tendenziell immer höher. In Ermangelung finanzieller Mittel können aber kaum neue Studien durchgeführt werden, die modernen Anforderungen genügen. Innerhalb dieses Prozesses bewahrheitet sich somit eventuell langfristig die Behauptung, es gäbe keine ernstzunehmende wissenschaftliche Evidenz, die für die Homöopathie spräche, obwohl sie derzeit nach wie vor falsch ist. (10)

Initiative zeigen!

Weil den Bürgerinnen die Verfügbarkeit des Verfahrens sowie dessen Weiterentwicklung und Qualitätssicherung wichtige Anliegen sind, füllen sie die Lücke, welche die öffentliche Hand lässt, teilweise selbst: Beispielsweise konnte die Carstens-Stiftung als maßgeblicher Akteur auf diesem Gebiet im deutschsprachigen Raum mit Hilfe der Beiträge ihres Trägervereins Natur und Medizin in der Vergangenheit bereits wichtige Projekte zur Homöopathie fördern. (11, 12, 13) Aktuell wurde das Budget der Forschungsplattform Homöopathie, mit der hochwertige klinische Studien und Experimente im Bereich Grundlagenforschung gefördert werden sollen, aufgrund von zusätzlichen Spenden auf 700.000 EUR erhöht. (14) Dieser Einsatz der Bevölkerung für die wissenschaftliche Durchdringung der Homöopathie muss aber aufgrund der skizzierten Entwicklung möglichst konsequent in politisch relevantes Handeln überführt werden, um eine stärkere Gewichtung von Patientenpräferenz und Therapiefreiheit im Rahmen einer modernen Medizin zu erreichen. Denn eine öffentliche Finanzierung von Forschung und Lehre auf dem Gebiet der Homöopathie und eine vollwertige Integration in das deutsche Gesundheitssystem sind seit Langem überfällig.

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Referenzen zu "Bevölkerung fordert festen Platz für Homöopathie in Forschung und Lehre der Universitäten"

(1) BPI, 09.06.2017: Patienten vertrauen homöopathischen Arzneimitteln. Link
(2) Böcken J, Braun B, Meierjürgen R (Hrsg.): Gesundheitsmonitor 2014 – Bürgerorientierung im Gesundheitswesen. Kooperationsprojekt der Bertelsmann Stiftung und der Barmer GEK. Link
(3) Teut, Michael: Versorgungsforschung zur Homöopathie. Link
(4) Behnke, Jens: Vorteile der Homöopathie für Patienten und das Gesundheitssystem. Link
(5) Approbationsordnung für Ärzte. Link
(6) Behnke, Jens: Wahlfach Homöopathie. Link
(7) Jocham A, Berberat PO, Schneider A, Linde K: Why Do Students Engage in Elective Courses on Acupuncture and Homeopathy at Medical School? A Survey. Complement Med Res 2017, 24: 295-301. Abstract
(8) Statista: Anzahl der hauptberuflichen Professoren und Professorinnen an deutschen Hochschulen im Jahr 2016 nach Fächergruppen. Link
(9) Behnke, Jens: Meta-Analysen in der klinischen Forschung zur Homöopathie. Link
(10) Baumgartner S, Behnke J, Frei-Erb M, Kösters C, Teut M, Torchetti L, von Ammon K: Der aktuelle Stand der Forschung zur Homöopathie. Köthen: WissHom, 2016. Link
(11) Carstens-Stiftung: Naturheilkunde und Homöopathie in der Kinder- und Jugendmedizin. Link
(12) Carstens-Stiftung: Modellprojekt Homöopathie in der Pädiatrie. Link
(13) Carstens-Stiftung: Homöopathie bei weiblichen Fruchtbarkeitsstörungen. Link
(14) Carstens-Stiftung: Forschungsplattform Homöopathie. Link