Komplementäre und
Integrative Medizin
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Carstens-Stiftung: Akupunktur und Bewegung sind gut bei einem Hexenschuss.
Carstens-Stiftung: Akupunktur und Bewegung sind gut bei einem Hexenschuss.
Studien kurz und knapp

Akupunktur plus Hüftschwung gegen Hexenschuss

Von Petra Koczy, Dipl.-Biol.

Eine falsche Bewegung und schon verhindert der Schmerz in der Lendenwirbelsäule jedwede normale Aktivität. Schnelle und effektive Linderung bietet die Behandlung mit einer Kombination aus Akupunktur und Bewegung.

Viele Menschen haben es schon erlebt, beim Heben der Getränkekiste, beim Aussteigen aus dem Auto oder in einer anderen alltäglichen Situation: plötzlich schießt der Schmerz durch den Rücken und die Beweglichkeit ist von jetzt auf gleich erheblich eingeschränkt. Schnelle Hilfe ist hier wünschenswert, damit sich dieser Zustand nicht über einen längeren Zeitraum manifestiert. Der Einsatz einer neuen Behandlungstechnik, die Akupunktur mit Bewegungsübungen kombiniert, zeigte sich in einer Studie mit 60 Patienten erfolgreicher, als jede der beiden Therapien für sich allein [1].

Patienten im Alter von 20 bis 60 Jahren mit akuten, moderaten bis starken Schmerzen im Lendenwirbelsäulenbereich wurden randomisiert 4 Behandlungsgruppen zugeordnet: 

 

  1. Akupunktur-Bewegung: Setzen der Nadel, 20 min. Hüftbewegungen, Entfernen der Nadel
  2. Sham-Akupunktur-Bewegung: Scheinakupunktur, 20 min. Hüftbewegungen, Entfernen der Sham-Nadel
  3. Konventionelle Akupunktur: Setzen der Nadel, Verbleib der Nadel für 20 min., Entfernen der Nadel
  4. Physikalische Therapie: 20 min. Transkutane Elektrische Nerv Stimulation (TENS).

Die Schmerzintensität und die Stärke der Bewegungseinschränkung wurden mit zweierlei Mess-Skalen jeweils vor der Behandlung, unmittelbar danach und nach weiteren 24 Stunden ermittelt.

Die Patienten in allen vier Gruppen profitierten von der jeweiligen Behandlung sowohl hinsichtlich der Schmerzreduktion als auch hinsichtlich der Beweglichkeit. Den größten Effekt hatte jedoch die Therapie mit Akupunktur plus Bewegung. Unmittelbar nach der Behandlung waren Schmerz und Beweglichkeit im Vergleich zu den drei anderen Gruppen deutlich besser. Nach 24 Stunden hatten sich die Schmerzen und die Bewegungseinschränkung noch weiter vermindert.

 

Die Autoren der Studie erklären das Ergebnis folgendermaßen:

Akupunktur und Bewegungsübungen unterstützen sich gegenseitig, indem durch das Nadeln der akute Schmerz gedämpft wird und damit Bewegungen weniger schmerzhaft sind. Die Hüftbewegungen wiederum unterstützen durch die mit ihnen verbundenen Nervenimpulse die Schmerzreizverarbeitung im zentralen und peripheren Nervensystem. Auch tragen sie dazu bei, aus einer schmerzbedingten Schonhaltung wieder in eine normale Körperhaltung und normale Bewegungsabläufe zurück zu finden.

Aus Sicht der Traditionellen Chinesischen Medizin bewirken Akupunktur und Bewegung eine Aufhebung der Qi-Stagnation in Lenkergefäß und Blasenmeridian und eines Blutstaus in der Lumbalregion.

Einschätzung

Die vorgestellte Studie ist bisher die erste zu diesem Thema publizierte Arbeit. In einer anderen Studie wurde der Einfluss von Bewegung auf Schmerzlinderung durch Akupunktur im Allgemeinen betrachtet [2], jedoch nicht speziell hinsichtlich der Wirkung auf akute Rückenschmerzen. Methodisch zeigt die Untersuchung einige Schwächen (unzureichende Verblindung, geringe Teilnehmerzahl), so dass das Ergebnis nicht für eine uneingeschränkte Behandlungsempfehlung, jedoch als Basis für weitere Untersuchungen genutzt werden kann.

Literatur

1.) Lin R, Zhu N, Li X, et al. Acupuncture-movement therapy for acute lumbar sprain: a randomized controlled clinical trial. J Tradit Chin Med 2016; 36(1): 19-25. Abstract

2.) He GX. Effect of movement on acupuncture analgesia and its clinical significance. Acupunct Res 1982; 10(1): 1-8.