Komplementäre und
Integrative Medizin
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Carstens-Stiftung: Akupunktur unterstützend in der Parkinson-Therapie
Studien kurz und knapp

Akupunktur: Ein guter Partner in der Parkinson-Therapie

Von Daniela Hacke

Parkinson Akupunktur

Zur Unterstützung der konventionellen Medikation erzielt Akupunktur eine höhere Effektivität in der Linderung der Beschwerden als diese allein und kann somit die Lebensqualität von Parkinson-Patienten deutlich erhöhen.

Laut der Angaben der Deutschen Parkinson-Gesellschaft sind weltweit rund 4,1 Mill. Menschen, also knapp zwei Prozent der Weltbevölkerung im Alter von über 60 Jahren an Morbus Parkinson, der zweithäufigsten neurodegenerativen Erkrankung nach Morbus Alzheimer, erkrankt. Zwischen 250.000 und 280.000 Betroffene mit dieser Erkrankung sind in Deutschland verzeichnet. [1] Die  früher auch als „Schüttellähmung“ bezeichnete Erkrankung ist durch einen Mangel an dem Nervenbotenstoff Dopamin gekennzeichnet, der durch das kontinuierliche Absterben von speziellen Nervenzellen verursacht wird. Diese Entwicklung lässt sich bisher mit den Mitteln der gegenwärtigen Medizin – wie z.B. durch die Gabe von Medikamenten wie Levodopa (L-Dopa) – nicht aufhalten, sondern nur verzögern. Trotz der Ergänzung der L-Dopa-Präparate mit sog. Decarboxylase-Hemmern können periphere Nebenwirkungen wie Übelkeit und Erbrechen, Kreislaufprobleme, Schwindel und bei höheren Dosierungen auch Schlafstörungen auftreten, weswegen begleitende Maßnahmen zur Reduzierung dieser Medikation zunehmend im Fokus der Forschung stehen.

Parkinson

Parkinson

Das Leben mit der Erkrankung länger selbstbestimmen - mit Hilfe von Homöopathie und Anthroposophie

Annette Kerckhoff · Johannes Wilkens

ISBN: 978-3-945150-69-6
Erscheinungsjahr: 2017, 2. Aufl.

6,90 EUR

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Akupunktur hat in den vergangenen Jahren in der Behandlung der Parkinson-Erkrankung immer mehr an Bedeutung gewonnen. Mittlerweile liegt für diese Behandlungsform eine kontinuierlich wachsende Evidenz vor, in deren Rahmen sich Akupunktur als effektive Methode zur Linderung der parkinsonspezifischen Symptome, zur Verzögerung des Voranschreitens der Erkrankung und zur Senkung der Parkinson-Medikation wie L-Dopa erwiesen hat.
Sieben Datenbanken (MEDLINE, EMBASE, Cochrane Libary, China National Knowledge Infrastruktur [CNKI] und drei koreanische medizinische Datenbanken) wurden systematisch auf relevante Artikel durchsucht. Inkludiert wurden randomisierte Studien, in denen entweder manuelle Akupunktur, Elektro- oder Schädelakupunktur in Begleitung oder im Vergleich mit einer konventionellen Behandlung (Madopar, Levodopa), Placeboakupunktur oder keiner Behandlung bei Patienten mit der Diagnose Morbus Parkinson zur Anwendung kamen.
Nach Ausschluss nicht zutreffender Publikationen standen den Wissenschaftlern noch 25 Studien zur Verfügung, in denen im Rahmen der Akupunkturbehandlungen insgesamt 65 verschiedene Punkte verwendet wurden. In keiner der Studien wurde nur ein einzelner Akupunkturpunkt stimuliert; alle verwendeten mehrere Punkte in Kombination. Die am häufigsten genadelten Punkte in der Therapie der Parkinsonpatienten waren LR3, GB34 und vor allem GV20. Die in den Studien verwendete Verlaufsbeurteilungsskala zur Bewertung der parkinsonspezifischen Symptome bildete die sog. UPDRS-Skala (Unified Parkinson’s Disease Rating Scale), deren vier Abschnitte sich auf verschiedene krankheitsspezifische Beschwerden und Beeinträchtigungen konzentrieren: kognitive Funktionen/Verhalten und Stimmung, Aktivitäten des täglichen Lebens, Motorik und Komplikation der Behandlung (zeitnah gemessen). Außerdem wurde in einigen Studien die Webster Skala zur Erhebung des Schweregrads des Parkinson-Syndroms verwendet.

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Je nach verwendeten Mess-Skalen differenzieren die Wissenschaftler zwischen den verschiedenen Designs der in die Analyse eingeschlossenen Studien hinsichtlich Kontrollgruppe oder Begleitmedikation. Interessant ist das Ergebnis der gepoolten (zusammengefassten) Datenanalyse, die der Akupunkturbehandlung in Begleitung der konventionellen Therapie eine höhere Effektivität in der Linderung parkinsonspezifischer Symptome attestiert als keine oder aber eine alleinige Behandlung mit konventionellen Mitteln. Hinsichtlich der Gesamtbewertung der Ergebnisse ergibt sich eine signifikante Überlegenheit der Akupunktur im Vergleich mit der konventionellen Behandlung in zwei Studien und ein signifikanter Effekt der Akupunktur in Begleitung der konventionellen Therapie im Vergleich mit letzterer in alleiniger Verwendung in 14 Studien.

Einschätzung

Inwiefern die durch die vorliegende Meta-Analyse erhaltenen Ergebnisse als so verlässlich einzustufen sind, dass man von einer belegten klinischen Evidenz von Akupunktur in der Parkinsonbehandlung sprechen kann, sei dahingestellt. Dazu zeigt sich die Heterogenität der inkludierten Studien hinsichtlich der Verwendung verschiedener Akupunkturpunkte sowie Erhebung mittels unterschiedlicher Mess-Skalen zu groß. Ob das Resultat der Meta-Analyse auf die westliche Welt übertragbar ist, bleibt ebenfalls unbeantwortet, wurden doch alle der inkludierten Studien in asiatischen Staaten wie Korea und China durchgeführt. Die Wissenschaftler konstatieren jedoch aufgrund der Ergebnisdaten, dass Akupunktur in Begleitung der konventionellen Medikation letztlich zu einer Verstärkung des Behandlungserfolgs führt und empfehlen in der therapeutischen Akupunkturpraxis die Berücksichtigung der Punkte LR3, GB34und GV20, da deren Nadelung sich in den betreffenden Studien als effektiv gezeigt hatte.

Als weiterführende Überlegung weisen die Wissenschaftler auf den Erfolg der chinesischen Heilkräutertherapie bei Parkinson hin, die sich in vergangenen Studien der Placebo- sowie der konventionellen Therapie als signifikant überlegen zeigte. Interessant wäre somit für zukünftige Parkinsonstudien die Kombination einer Heilpflanzentherapie mit Akupunktur gegen die konventionelle Behandlung zu untersuchen.

Literatur

1) Webseite der Deutschen Parkinson Gesellschaft e. V. (Aufruf am 7.4.2017) Zur Webseite

2) Lee S-H, Lim S. Clinical effectiveness of acupuncture on Parkinson disease. A PRISMA-compliant systematic review and meta-analysis. Medicine 2017; 96(3): e5836 Abstract