Komplementäre und
Integrative Medizin
Zum Hauptinhalt springen Zum Seiten-Footer springen
Überblickstudie zu Glaukom, Katarakt und Altersabhängige Makuladegeneration.
Studien kurz und knapp

Unter der Lupe: Ganzheitliche Medizin bei Augenerkrankungen

Von Daniela Hacke M.A.

Auge Komplementärmedizin

Welche komplementärmedizinischen Verfahren sich bei Glaukom, Katarakt und altersabhängiger Makuladegeneration als wirksam erwiesen haben, zeigen Wissenschaftler nun im Rahmen einer umfassenden Übersichtsarbeit auf.

Inwiefern sich komplementäre und alternative Methoden als wirksam in der Versorgung von Patienten mit Glaukom, Katarakt oder AMD erwiesen haben, untersuchten nun Wissenschaftler der Universität Witten/Herdecke im Rahmen eines systematischen Reviews. [2] Mit dem Ziel, in diesem Kontext das gesamte Spektrum komplementärmedizinischer Verfahren zu erfassen, schlossen sie in ihre Übersichtsarbeit Verfahren wie die Phytotherapie, Akupunktur/Akupressur, Biofeedback sowie andere alternative Heilverfahren in ihre Untersuchung ein. Studien zu Nahrungsergänzungsmitteln (Vitamine oder Antioxidantien) wurden nicht berücksichtigt, da bereits schon eine gute Informationsbasis zu diesem Therapiegebiet existiert.

Insgesamt flossen 30 Studien aus dem Zeitraum 1990 bis 2013 mit randomisiert-kontrolliertem und nicht-randomisiert vergleichendem Studiendesign, ausschließlich publiziert in Zeitschriften mit Peer-Review, in die Analyse ein. Dreizehn Studien befassten sich mit Glaukom-, zwölf Studien mit AMD- und fünf Studien mit Katarakt-Patienten.

Die im Rahmen der vierzehn phytotherapeutischen Studien untersuchten pflanzlichen Heilmittel umfassten Gingko biloba, Erigon breviscapus, THC/Cannabidiol, Safran, Anthocyane sowie Mixturen der traditionellen chinesischen, japanischen und ayurvedischen Medizin. In den neun Akupunktur-Studien kamen unter anderem Akupunktur in klassischem Sinne, Laserakupunktur, Akupressur sowie die Elektro-Akupunktur zum Einsatz. In vier Studien wurde untersucht, inwiefern der Einsatz der Biofeedback-Therapie, deren Ziel es ist, die Wahrnehmung von Körpersignalen zu stärken, um sie bewusst zu beeinflussen, positive Effekte bei AMD aufweisen. Weitere im Rahmen von zwei Studien eingesetzten Behandlungsmethoden umfassten Entspannungsverfahren, eine dritte Studie untersuchte die Effekte einer Sauerstoff-Therapie bei AMD-Patienten.

Die der Übersichtsarbeit zugrundeliegenden Studien wurden von den Wissenschaftlern als fast durchweg methodisch hochwertig eingestuft - ein wichtiger Faktor für die Aussagekraft des systematischen Reviews. Hinsichtlich der Wirksamkeit der einzelnen Verfahren stellte sich die Phytotherapie am besten dar. So zeigte sich die Hälfte der Studien zur Phytotherapie als statistisch signifikant wirksam. Sowohl in der Behandlung des Glaukoms, Katarakts und der AMD schnitt die Therapie mit Heilpflanzen bzw. pflanzlichen Mixturen besser ab als Akupunktur oder eines der anderen untersuchten Verfahren.

Einschätzung

Die in dieser Übersichtsarbeit präsentierten Ergebnisse füllen insofern eine Lücke, als sie zum ersten Mal einen Überblick über das Wirkungsprofil des gesamten Spektrums komplementärmedizinischer Verfahren als Behandlungsmethoden weit verbreiteter Augenerkrankungen wie Glaukom, Katarakt und AMD liefern, wie es in der Forschung abgebildet ist. Die Wissenschaftler weisen jedoch darauf hin, dass die verschiedenen Methoden nur eingeschränkt miteinander vergleichbar sind. Dennoch kann man auf der Suche nach evidenzbasierten, komplementärmedizinischen Methoden in diesem systematischen Review Aufschluss erhalten, welche Behandlungsmethode sich bei welcher der drei untersuchten Augenerkrankungen als aussichtsreich erweisen könnte.

Literatur

1) Wolfram C, Pfeiffer N. Weißbuch zur Situation der ophthalmologischen Versorgung in Deutschland, September 2012 Abstract

2) Welte AK, Hahn U, Büssing A, Krummenauer F. Ergebnisse eines systematischen Reviews zu Einsatz und berichtetem therapeutischen Nutzen komplementärmedizinischer Methoden in der Augenheilkunde. Klin Monatsbl Augenheilk 2016; epub ahead of print. DOI: 10.1055/s-0042-106901 Abstract