Komplementäre und
Integrative Medizin
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Schulmedizin und Komplementärmedizin sollten sich kooperativ ergänzen
Starke Stimmen Integrative Medizin

Schulmedizin und Komplementär­medizin sollten sich ergänzen

Von Redaktion Carstens-Stiftung

Auge Psyche Integrative Medizin

Drei Fragen an Prof. Dr. Ilse Strempel:
Die Augenärztin bekam im Jahr 2012 das Bundesverdienstkreuz von Bundespräsident Joachim Gauck verliehen, weil sie sich in ihrem Beruf weit über dienstliche Pflichten hinaus engagiert hat. Seit mehr als 35 Jahren erforscht Strempel z. B. neue Heilmethoden in ihrem Fachgebiet, der interdisziplinären Therapie des Glaukoms (Grüner Star). Im Vordergrund ihrer Tätigkeiten steht ihr Anliegen, als Vermittlerin zwischen wissenschaftlicher Schulmedizin und komplementärer Augenheilkunde tätig zu sein.

Was halten Sie von der fortwährenden Diskussion um den Nutzen der Komplementärmedizin?

"Schulmedizin und Komplementärmedizin sollten sich kooperativ ergänzen, um eine Erfahrungsmedizin auf allen Ebenen zu werden. Komplementärmedizin ist auch eine Einstellung zur Krankheit, die aber den Ausschließlichkeitsanspruch des schulmedizinischen Modells in Frage stellt. Grundsätzlich sollte jede strenge Einseitigkeit vermieden werden. Natürlich bergen unkonventionelle Verfahren, wie andere Verfahren auch, Chancen und Risiken zugleich. Will man sie jedoch als anerkannte Methoden in das therapeutische Spektrum miteinbeziehen, so sind mehr kontrollierte Studien erforderlich, denn Sachargumente und nicht die rein ideologischen Einstellungen sollen über ihre Anwendung entscheiden."

Welchen Einfluss hat unsere Psyche auf die Genesung? Und welche Rolle spielen komplementärmedizinische Methoden dabei?

Keine Angst vor Grünem Star

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Mit Entspannung der Krankheit entgegenwirken

Ilse Strempel

ISBN: 978-3-945150-82-5
Erscheinungsjahr: 2018, 5. Aufl.

20,00 EUR

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"Die Psyche kann krankmachen oder Heilung blockieren, und so kann auch nur über die Psyche selbst ein Heilungsprozess in Gang gesetzt werden. Heilung entsteht im Innersten des Menschen. Was heilt, wissen wir nicht, aber dass auch komplementärmedizinische Methoden dazu beitragen können, ist uralte Erfahrung. Wir haben selbst Studien durchgeführt, die im Wesentlichen darauf abzielten zu zeigen, dass Entspannungsmethoden in der Lage sind, enorme Wirkungen im Körper hervorzurufen. So konnten wir mit allen drei erforschten Verfahren (Autogenes Training, Hypnose, Musikmedizin) die Effekte auf den Augeninnendruck, auf Puls, Blutdruck, Atmung, Augendurchblutung, Hirnströme (besonders α-Rhythmus im EEG) und Stresshormone im Blut nachweisen. Seelisch-körperliche Interaktionen und die Wirkungsweise komplementärer Therapieformen lassen sich auf diese Weise wissenschaftlich belegen. Bei Heilung scheint es grundsätzlich darum zu gehen, ein heilendes Feld aufzubauen. Ob das von der Persönlichkeit des Therapeuten, d. h. seinem 'inneren Arzt' ausgeht oder ob andere Therapiemöglichkeiten in der Lage sind, dem Patienten die fehlende Energie zu vermitteln, ist nicht wichtig. Es gilt, im Patienten den eigenen inneren Heilungsprozess zu wecken. Das erfordert von Ärzten ein Umdenken und Bereitschaft zum Loslassen gewohnter therapeutischer Schemata sowie das Kennenlernen anderer Möglichkeiten zum Heil des Patienten. Auch der Patient bedarf seinerseits dringend einer anderen Einstellung zu sich, zu seinem Körper und den psychischen Bedingungen. Auch er muss erkennen, dass ein passives Reparierenlassen seiner Körpermaschine die eigentlichen Probleme nicht löst."

Was möchten Sie unseren Lesern mit auf den Weg geben?

"Jeder Mensch ist in hohem Maße dafür verantwortlich, welchen Verlauf sein Leben nimmt. Es gibt immer verschiedene Möglichkeiten, auf Ereignisse zu reagieren, wie immer auch unsere Entscheidung ausfällt, sie beeinflusst unser weiteres Leben. Wir sind keine passiven Zuschauer und Erleider des Dramas unseres Lebens, sondern aktive eigenverantwortliche Gestalter. Wir sollten die Verantwortung für die Lebensform, die wir uns selbst schaffen, auch für Krankheit und Gesundheit übernehmen. Dazu gehört, sich selbst richtig sehen und annehmen zu lernen, sich von der Vergangenheit zu lösen, sich selbst und anderen zu vergeben und das Herz der Liebe zu öffnen, d. h. der Liebe zu sich selbst und gleichermaßen zu anderen. Dieses sind Notwendigkeiten (um die Not zu wenden) zur Entwicklung eines sinnerfüllten Lebens, die durch Krankheit initiiert werden können. Augenkrankheiten wollen zu einer neuen Sehweise Anlass geben: Also schauen Sie hin, nehmen Sie wahr!"

Prof. Dr. Ilse Strempel

Ilse Strempel ist Fachärztin für Augenheilkunde. Bis zu ihrer Pensionierung 2012 leitete sie ihren eigenen Funktionsbereich Ophthalmopathologie und war stellvertretende Direktorin der Universitäts-Augenklinik Marburg.