Komplementäre und
Integrative Medizin
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Rhythmische Massage bei Patientinnen mit Monatsblutungen und primärer Dsymenorrhoe kann schmerzlindern wirken
Studien kurz und knapp

Rhythmische Massage wirkt schmerzstillend bei Regelschmerzen

Von Daniela Hacke M.A.

Menstruelle Beschwerden Massage Schmerz

Das in der anthroposophischen Medizin angewandte Verfahren erwies sich in regelmäßiger Anwendung bei Patientinnen mit primärer Dysmenorrhoe in einer aktuellen Studie als erfolgreiche Methode zur Schmerzlinderung.

Bis zu 90% der heranwachsenden Mädchen und Frauen in der körperlich fruchtbaren Zeit leiden kurz vor und bzw. während der Monatsblutung unter krampfartigen Unterleibsschmerzen (primäre Dysmenorrhoe). Die Schwere der Beschwerden rangiert von leichtem Unwohlsein in der Unterleibsregion bis hin zu heftigen Schmerzen, die die betroffenen Frauen oftmals dazu zwingen, der Arbeit oder Schule fern zu bleiben. Man nimmt an, dass eine erhöhte Konzentration von Prostaglandin F2a im Blut der Frauen verantwortlich für die Beschwerden ist. Üblicherweise werden zur Schmerzbekämpfung entzündungshemmende Medikamente wie nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) oder hormonale Kontrazeptiva empfohlen, die jedoch in manchen Fällen Nebenwirkungen und Unverträglichkeiten verursachen können.

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Im Rahmen einer von der Karl und Veronica Carstens-Stiftung teilfinanzierten Studie untersuchten Wissenschaftler aus diesem Grund nun die Effekte einer wöchentlich durchgeführten rhythmischen Massage im Vergleich mit einer Herzratenvariabilität (HRV)-Biofeedbacktherapie oder aber Standardbehandlung.[1] Die in den 1920er Jahren von der anthroposophischen Ärztin Ita Wegman entwickelte rhythmische Massage leitet sich von der klassisch-schwedischen Massage ab, ist aber im Vergleich mit dieser eher durch spezifische Rhythmen und kreisförmige Massagebewegungen geprägt. Nicht nur körperliche Beschwerden sollen durch diese spezielle Form der Massage angesprochen werden, sondern es sollen darüber hinaus positive Effekte auf die Stimmung und die Selbstheilungskräfte des Behandelten erzielt werden. Bei der HRV-Biofeedbacktherapie steht die Synchronisierung von Puls und Atmung zwecks Verbesserung der Herzfrequenz und einer infolgedessen verbesserten Regulation des autonomen Nervensystems unter Verwendung eines Biofeedback-Geräts im Vordergrund.

Mithelfen

„Der Arzt und die Ärztin der Zukunft sollen zwei Sprachen sprechen, die der Schulmedizin und die der Naturheilkunde und Homöopathie. Im Einzelfall sollen sie entscheiden können, welche Methode die beste für den Patienten ist.“

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In die multizentrische Studie wurden 60 Frauen zwischen 16 und 46 Jahren mit wiederkehrenden Regelschmerzen eingeschlossen, und diese zufällig drei Gruppen zugeteilt. Über einen Gesamtzeitraum von zwölf Wochen erhielten 23 Frauen in der ersten Gruppe einmal pro Woche eine rhythmische Massageeinheit von 30-45 Minuten, gefolgt von einer 15- bis 20-minütigen Ruhephase. 20 Teilnehmerinnen in der zweiten Gruppe wurden in der HRV-Biofeedbackbehandlung geschult und führten diese dann selbst zuhause aus. Insgesamt nahmen die Patientinnen jeweils an bis zu 5 Sitzungen zur Intensivierung der erlernten Therapie teil. Die restlichen 17 Patientinnen in der Kontrollgruppe behielten die von Ihnen üblicherweise angewendeten Maßnahmen zur Linderung ihrer Menstruationsbeschwerden (z.B. Schmerzmitteleinnahme, leichtes körperliches Training, Wärmeapplikationen) bei. Rhythmische Massagen wurde in der Filderklinik und anderen Therapiezentren in Filderstadt sowie in Tübingen verabreicht, während die Patientinnen in der HRV-Biofeedbacktherapie-Gruppe nach einer Anweisung und unter Verwendung eines im Rahmen der Studie zur Verfügung gestellten und individuell auf die einzelnen Anwenderinnen eingestellten Biofeedback-Gerätes ein tägliches 15-minütiges Herzratenvariabilitätstraining absolvieren sollten. Primärer Endpunkt der Studie bestand in der Ermittlung der mittleren Schmerzintensität. Sekundäre Zielparameter bildeten die Messung der maximalen Schmerzintensität, der Herzratenvariabilität, der Häufigkeit und Höhe des Schmerzmittelkonsums sowie der Einschränkung der Aktivitäten im Alltagsleben durch menstruationsbedingte Schmerzen (Lebensqualität) während der akuten Menstruationsphasen nach Ablauf der zwölf Wochen.

Hinsichtlich der mittleren sowie maximalen Schmerzintensität und der Lebensqualität waren signifikante Unterschiede zugunsten der beiden Interventionsgruppen (Massage, HRV-Biofeedback) im Vergleich mit der Kontrollgruppe zu beobachten. Beide Gruppen konnten somit gleichermaßen gute Erfolge in der Senkung der Menstruationsschmerzen erzielen. In der Massage-Gruppe griffen nach Ablauf der Therapiephase im Vergleich zum Studienbeginn um 10 % weniger Teilnehmerinnen zu Schmerzmitteln, während in der HRV-Biofeedbacktherapie-Gruppe der Konsum an Analgetika um 8 % anstieg. Zwölf Teilnehmerinnen in allen drei Gruppen brachen die Studie aus verschiedenen Gründen ab (Zeitmangel, Ortswechsel, Schwangerschaft, Unzufriedenheit mit der HRV-Biofeedbackbehandlung).

Einschätzung

Diese erste randomisierte Studie zum Einsatz rhythmischer Massage bei primärer Dysmenorrhoe konnte erste positive Tendenzen hinsichtlich Schmerzlinderung und Verbesserung der Lebensqualität bei Patientinnen mit wiederkehrenden Menstruationsschmerzen durch wöchentliche Anwendung der Massage aufzeigen. Es konnte ein leichter Vorteil dieser Behandlungsform gegenüber der HRV-Biofeedback-Therapie festgestellt werden. Im Vergleich mit der in Selbstanwendung durchführbaren HRV-Biofeedbackbehandlung oder anderen zu Hause durchführbaren Maßnahmen zur Schmerzreduktion in der menstruellen Phase stellt sich die Durchführung der rhythmischen Massage allerdings aufwendiger dar, da sie zur Erzielung eines positiven Effekts von einem dementsprechend ausgebildeten (Physio-)Therapeuten praktiziert werden sollte. Andererseits zeigten die Patientinnen in der Massage-Gruppe eine deutlich höhere Bereitschaft, die Massageanwendungen regelmäßig in Anspruch zu nehmen, was möglicherweise an der Wertschätzung der im Vergleich mit der Biofeedback-Therapie höheren Behandlungskosten begründet liegen könnte. Weitere randomisierte Studien unter Einbeziehung einer größeren Probandenzahl und potenzieller anderer Therapiemöglichkeiten als Kontrolle (Yoga, Entspannungsverfahren o.Ä.) über einen längeren Zeitraum sind jedoch notwendig, um die hier erlangten Tendenzen bzgl. einer Schmerzlinderung durch regelmäßige rhythmische Massagebehandlungen zu festigen.

Weitere Maßnahmen zur Prävention und Linderung von Menstruationsschmerzen:

  • Tee (Schafgarbe, Gänsefingerkraut, Mönchspfeffer, Frauenmantel, Eisenkraut, Brennnessel)
  • Lavendelölbad
  • Einreibungen des Unterbauchs mit Melissenöl
  • Wärme (Wärmflasche, Körnerkissen, Wärmepflaster)
  • Regelmäßiges, moderates Training (Yoga, Pilates, leichtes Lauftraining)
  • Ausgewogene Ernährung, reich an Vitamin B6 (z.B. in Vollkornbrot, Walnüssen, Linsen), Omega-3-Fettsäuren (z.B. in Lein- oder Rapsöl, Lachs), Magnesium (Bananen, Nüsse, Haferflocken, Quinoa, Amaranth) und Vitamin E (Himbeeren, Erdnüsse, Mandeln, Weizenkeim- und Sonnenblumenöl)
  • Akupressur (weitere Informationen: https://akupressurpunkte-liste.de/beschwerden/menstruationsbeschwerden.htm)
  • Schüssler-Salz 7: Magnesium phosphoricum D6  („Heiße 7“, 10 Tabletten in heißem Wasser aufgelöst)
  • Pflanzliche Präparate gegen Regelschmerzen (Wirkstoff: Mönchspfeffer)

Literatur

1) Vagedes J, Fazeli A, Boening A, Helmert E, Berger B, Martin D. Efficacy of rhythmical massage in comparison to heart rate variability biofeedback in patients with dysmenorrhea. A randomized, controlled trial. Complement Ther Med 2019 42: 438-444 Abstract