Pflanzliche Abführmittel: Vollkommen unbedenklich?
Die richtige Anwendung ist entscheidend: Verstopfung ist sehr unangenehm. Viele Betroffene wünschen sich daher schnelle und unbedenkliche Hilfe – und greifen vor allem zu pflanzlichen Präparaten. Doch auch hier sollte man vorsichtig sein und sich vor allem auch an die Dosierungsangaben halten, wie eine Studie zeigt.
Die Zahl der Menschen, die an Verstopfungen leiden, nimmt im Alter zu. Als Gegenmaßnahme wird dabei mitunter auf pflanzliche Abführmittel zurückgegriffen, da diese generell als gut verträglich und nebenwirkungsfrei gelten. Aber: Auch pflanzliche Abführmittel können unerwünschte Nebenwirkungen hervorrufen. Eine neue Studie zeichnet solche Fälle aus einem Zeitraum von neun Jahren nach (1).
Die Studie basiert auf Spontanberichten, die bei zwei Gesundheitsbehörden in Italien eingereicht worden sind. Im gesamten Zeitraum gingen dabei 26 Berichte über mögliche Nebenwirkungen pflanzlicher Abführmittel ein. Es handelte sich dabei um verschiedene Präparate (meist Mischpräparate), die als Nahrungsergänzungsmittel oder Medizinprodukte vertrieben wurden.
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Die häufigsten Beschwerden stellten Magenkrämpfe und Hautreaktionen dar. In 50% der Fälle lagen schwerwiegende Nebenwirkungen vor, wovon eine sogar lebensbedrohlich war. In drei Fällen konnten die pflanzlichen Arzneimittel sicher als Verursacher der Nebenwirkungen identifiziert werden, in 17 Fällen war der Zusammenhang wenigstens möglich und in den verbleibenden 6 Fällen war der Zusammenhang mangels Informationen unklar.
Die häufigsten Nebenwirkungen traten bei Beteiligung von Senna-Arten (z.B. Senna alexandrina, auch als Sennes- oder Sennablätter bekannt) und Rhabarber-Arten (Rheum sp.) auf. Auch bei Aloe (Aloe sp.), Süßholz (Glycyrrhiza glabra), Fenchel (Foeniculum vulgare) und Löwenzahn (Taraxacum sp.) wurden häufiger Nebenwirkungen berichtet.
Die Einnahmedauer lag zwischen erstmaliger Anwendung und mehreren Jahren. Generell wurden die verschiedenen Präparate eher häufiger oder länger als empfohlen eingenommen, so dass man bei diesen Fällen von Missbrauch sprechen kann.
Die Autoren fassen zusammen, dass bestimmte pflanzliche Abführmittel nur als Akutmittel eingesetzt werden sollten, nicht über längere Zeiträume. Für regelmäßige Anwendungen kommen eher Ballaststoffe in Frage, die generell besser toleriert werden.
Einschätzung
Die Gesamtanzahl von nur 28 Berichten mit unterschiedlichsten Produkten in einem Zeitraum von neun Jahren ist gering, aber die Autoren weisen auch darauf hin, dass sich hinter der geringen Anzahl an gemeldeten Fällen wahrscheinlich eine große Dunkelziffer verbirgt.
Trotzdem ist dieser Bericht kein Grund, pflanzliche Abführmittel generell zu meiden, zumal die hier berichteten Fälle meist auftraten, wenn die Mittel zu lange oder in zu hohen Dosen angewendet worden waren. Der Bericht ist eher als Hinweis zu werten, dass man beim Auftreten unerwünschter Nebenwirkungen auch die Einnahme pflanzlicher Präparate als Verursacher in Betracht ziehen sollte und den Dosierungsempfehlungen folgen sollte.
Literatur
Vitalone A, Menniti-Ippolito F, Raschetti R, Renda F, Tartaglia L, Mazzanti G. Surveillance of suspected adverse reactions to herbal products used as laxatives. Eur J Clin Pharmacol. 2012 Mar;68(3):231-8. Abstract