Mit einer asiatischen Heilpflanze gegen den Katzenjammer
Ein Extrakt aus der Frucht des Japanischen Rosinenbaums reduzierte in einer Studie die Folgen übermäßigen Alkoholkonsums.
Das böse Erwachen erfolgt erst am nächsten Tag: Nach einem oder mehreren Gläschen alkoholischer Getränke zu viel sind allzu häufig Kopfschmerzen, Schwindelgefühle, Übelkeit und Erbrechen als unerwünschte Folgen eines feucht-fröhlichen Abends vorprogrammiert. In Asien wird schon seit langem der Japanische Rosinenbaum (Hovenia dulcis), eine im ost-asiatischen Raum angesiedelte Heilpflanze, im Rahmen der traditionellen Volksmedizin gegen die Folgen von Alkoholintoxikationen eingesetzt. Koreanische Wissenschaftler untersuchten im Rahmen einer kleinen Studie nun den Effekt eines standardisierten Extrakts aus der Frucht des Japanischen Rosinenbaums auf die alkoholinduzierten Unverträglichkeitssymptome bei Männern mit genetisch bedingtem Defizit des Enzyms Aldehyddehydrogenase 2 (ALDH2), welcher für die Hemmung des Alkohol-Abbaus verantwortlich ist. [1] Mithilfe der Studie versuchten die Wissenschaftler den volksmedizinischen Einsatz der Heilpflanze zur Linderung der mit einem übermäßigen Alkoholgenuss einhergehenden Symptome zu verifizieren sowie die Frage nach dem Wirkprinzip des verwendeten Extrakts zu klären.
Alkoholabhängigkeit
Möglichkeiten und Grenzen komplementärmedizinischer Therapien sowie Empfehlungen zur begleitenden Selbsthilfe
Möglichkeiten und Grenzen komplementärmedizinischer Therapien sowie Empfehlungen zur begleitenden Selbsthilfe
Annette Kerckhoff · Otto Ziehaus
ISBN: 978-3-86864-015-1
Erscheinungsjahr: 2011
6,90 EUR
Zum Shop »Sowohl in der Verum- als auch in der Placebogruppe waren bereits eine Stunde nach dem Alkoholkonsum auf der symptomatischen Ebene und auch hinsichtlich der Blutalkohol- und Acetaldehydmessungen die höchsten Werte zu beobachten. Im Vergleich mit der Placebogruppe zeigte sich bei den Probanden in der Verumgruppe jedoch eine signifikant schwächere Ausprägung spezifischer Symptome wie Kopfschmerz, Schwindel, Übelkeit und Schwäche, die aber nicht als positive Folge der Einnahme des pflanzlichen Extrakts auf den Acetaldehyd-Spiegel zu interpretieren ist, da sich in beiden Gruppen zu jeder Zeit die Acetaldehyd-Werte nicht unterschieden. Auch noch zwölf Stunden nach der Intervention war auf der Ebene der Symptomatik eine Überlegenheit des Verums im Vergleich zum Placebo zu beobachten. Verglichen mit der Placebo-Gruppe konnte jedoch in der Verum-Gruppe ein deutlich höherer Anstieg von Interleukin-10 sowie ein signifikanter Rückgang von Interleukin-6 festgestellt werden. Da sowohl Interleukin-6 als auch Interleukin-10 für die homöostatische Regulation der Entzündungsreaktion eine wesentliche Rolle spielen, sehen die Wissenschaftler in dieser Entwicklung den Wirkmechanismus des Hovenia-Extrakts in der Reduzierung der Symptome einer Alkoholintoxikaton begründet. Hinsichtlich der übrigen Entzündungsparameter war jedoch zwischen beiden Gruppen kein Unterschied feststellbar.
Einschätzung
Wie von den Wissenschaftlern aufgrund bereits gewonnener Erkenntnisse aus vergangenen Laboruntersuchungen erwartet, zeigten sich die positiven Effekte des Extrakts aus dem Japanischen Rosinenbaum auf den Verlauf der alkoholinduzierten Symptomatik nicht auf der Ebene der Blutalkohol- und Acetaldehyd-Werte, sondern lagen in der Regulierung der unter erhöhtem Alkoholkonsum aus dem Gleichgewicht geratenen inflammatorischen Reaktion begründet. Da die koreanischen Probanden dieser Studie jedoch eine genetisch bedingte Alkoholunverträglichkeit, einem bei asiatischen Volksgruppen verbreiteten Phänomen, aufwiesen, sind die Resultate nicht unmittelbar auf Angehörige anderer Bevölkerungsgruppen übertragbar. Zudem wurden lediglich männliche Probanden in die Studie inkludiert. Zukünftige Studien sollten dementsprechend neben einer höheren Probandenzahl auch Frauen einbeziehen. Außerdem wäre zu überprüfen, ob sich – wie zu erwarten wäre – die Effekte des Hovenia-Extrakts bei ProbandInnen ohne ALDH2-Defizit ähnlich wie in der vorliegenden Studie entfalten.
Literatur
1) Kim H, Kim YJ, Jeong, HY, Kim JY, Choi E-K, Chae SW, Kwon O. A standardized extract of the fruit of Hovenia dulcis alleviated alcohol-induced hangover in healthy subjects with heterozygous ALDH2: a randomized, controlled, crossover trial. J Ethnopharmacol 2017; 209: 167-174 Abstract