Komplementäre und
Integrative Medizin
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Mit der richtigen Atemtechnik den Säurefluss eindämmen
Studien kurz und knapp

Mit der richtigen Atemtechnik den Säurefluss eindämmen

Von Daniela Hacke

Mind-Body-Medizin Magen-Darm Reflux

Regelmäßige Atemübungen lindern Reflux-Symptome: Charakteristisch für die Refluxkrankheit ist eine Funktionsstörung des Schließmuskels der Speiseröhre. Mit Bauchatmungstraining lässt sich die Situation verbessern.

Jeder Zehnte in westlichen Ländern leidet unter der sogenannten gastroösophagealen Refluxkrankheit. Charakteristisch für diese Erkrankung ist eine Funktionsstörung des unteren Schließmuskels der Speiseröhre, der eigentlich einen Rückfluss des Nahrungsbreis aus dem Magen verhindern soll. Mit gezieltem Bauchatmungstraining lässt sich die Situation erheblich verbessern.

Im Rahmen der prospektiven Studie wurden neunzehn Patienten mit nicht-erosiver Refluxerkrankung oder abgeheilter Ösophagitis (Entzündung der Schleimhaut der Speiseröhre) per Zufall auf zwei Gruppen aufgeteilt. Die Probanden der ersten Gruppe führten – anfangs noch unter Anleitung eines Physiotherapeuten – mindestens 30 Minuten am Tag Bauchatmungsübungen durch, während die Kontrollgruppe keine Therapie erhielt.

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Die regelmäßige Durchführung von Übungen zur Bauchatmung, die auch gern von professionellen Sängern zur Optimierung ihres Stimm-Potenzials genutzt werden, soll bewirken, dass der untere Schließmuskel der Speiseröhre (Ösophagussphinkter) trainiert und gestärkt wird. So kann die Funktionsfähigkeit des Schließmuskels allmählich erhöht und der Rückfluss der Magensäure in die Speiseröhre gestoppt werden. Die Probanden in der Atemtrainingsgruppe bekamen eine CD mit einem 30-minütigen Programm, dass ihre Motivation steigern sollte, die Übungen zu Hause durchzuführen.

Bei Bedarf war es den Teilnehmern erlaubt, ihre Medikamente wie z.B. Antazida, einzunehmen. Die Säuremessung per PH-Metrie ergab einen signifikanten Rückgang der Säurebelastung in der unteren Speiseröhre bei den Probanden in der Atemtraining-Gruppe.

Einschätzung

Diese Studie zeigt: Nur wer kontinuierlich sein Atemtraining absolviert, profitiert. In der Nachbeobachtungsphase waren alle Probanden – auch die aus der Kontrollgruppe – angehalten, die vorgegebenen Übungen regelmäßig durchzuführen. Bei elf dieser Patienten, die unermüdlich trainierten, war selbst nach neun Monaten noch ein bedeutender Rückgang der Reflux-spezifischen Symptome zu beobachten, mit der Folge, dass auch der Verbrauch der Medikation sank.

Die Schwächen der Studie liegen aber eindeutig in der geringen Probandenzahl sowie der fehlenden Verblindung. Die Wissenschaftler geben auch zu, dass die manometrische Messmethode zur Bestimmung der Kontraktionen des Schließmuskels nicht präzise genug war.

Der Ansatz eines regelmäßigen Bauchatmungstrainings sollte aber in zukünftigen Studien weiter beleuchtet werden. Gemeinsam mit einer Umstellung der Ernährung und anderen Maßnahmen zur Linderung der Refluxbeschwerden wie z.B. das Einnehmen von Heilerde gegen den Säurefluss, kann diese Methode, die ohne Aufwand zu Hause durchgeführt werden kann, den betroffenen Patienten nur zugute kommen.

Literatur

Eherer Aj, Netolitzky F, Högenauer C, Puschnig G, Hinterleitner TA, Scheidl S, Kraxner W, Krejs GJ, Hoffmann KM. Positive effect of abdominal breathing exercise on gastroesophageal reflux disease: a randomized, controlled study. Am J Gastroenterol 2012; 107: 372-378 (doi:10.1038/ajg.2011.420) Abstract