Komplementäre und
Integrative Medizin
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Carstens-Stiftung: Inwieweit Lymphdrainage oder Traditionelle Massage Migräne verhindern können.
Carstens-Stiftung: Inwieweit Lymphdrainage oder Traditionelle Massage Migräne verhindern können.
Studien kurz und knapp

Migräne in den Griff bekommen

Das wünschen sich alle, die regelmäßig von diesen heftigen Kopfschmerzen geplagt werden. Inwieweit Lymphdrainage oder Traditionelle Massage die Häufigkeit und Intensität der Attacken verhindern können, untersuchten Neurologen in einer randomisierten Studie.

Migräne unterschiedlichster Ausprägung - mit und ohne Aura, Übelkeit, Erbrechen, Licht-, Geräusch- oder Geruchsüberempfindlichkeit – sowie unterschiedlicher Häufigkeit und Dauer beeinträchtigt bei nahezu jeder fünften Person den privaten und beruflichen Lebensalltag. Eine pharmakologische Prophylaxe führt bei etwa 50 % der Patientenzu einer Verringerung der Attacken. Neben Ausdauersport, Entspannungsverfahren, Biofeedback und Akupunktur werden als weitere nicht-pharmakologische Behandlungsmethoden Massage und Lymphdrainage zur Prävention von Migräneanfällen eingesetzt. Während die Effektivität der erstgenannten Therapieverfahren bereits durch klinische Studien belegt und ihr Einsatz in die Praxisrichtlinien aufgenommen wurde, stand eine entsprechende Wirksamkeitsuntersuchung für die beiden letztgenannten, manuellen Therapien noch aus.<content style="font-size: 12px; ">1789</content> 

Diese Lücke soll nun die vorliegende randomisierte Studie an 64 Migränepatienten mit und ohne Aura ansatzweise schließen. Die überwiegend weiblichen Probanden im Alter von 35 bis 55 Jahren mit mindestens zwei Attacken pro Monat wurden computergestützt randomisiert drei Behandlungsgruppen zugeordnet: 1. Lymphdrainage an Gesicht, Kopf und Nacken, 2. Traditionelle Massage der Schädel-, Halswirbelsäulen- und oberen Rückenmuskulatur ohne Triggerpunktmassage, 3. Keine manuelle Therapie. Bereits vier Wochen vor Behandlungsbeginn begannen alle Teilnehmer ein Schmerztagebuch zu führen und setzten dies während der 8-wöchigen Behandlungsphase bis zum Ende der Nachbeobachtungsphase nach weiteren vier Wochen fort. Lymphdrainage und Traditionelle Massage erfolgten einmal wöchentlich für 30 Minuten. Zu Beginn der Studie und nach jeweils vier Wochen wurden alle Teilnehmer ärztlich untersucht und füllten zwei Fragebögen (Headache Disability Inventory HDI; Center for Epidemiologic Studies Depression Score CESD-20) zur Erfassung ihres physischen und psychischen Zustandes aus. Die entsprechende Einschätzung des untersuchenden Arztes wurde mittels Clinical Global Impression (CGI) erhoben. Ebenfalls dokumentiert wurde die Einnahme von Arzneimitteln gegen akute Migränezustände.

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In beiden Behandlungsgruppen sank die Häufigkeit der Migräneattacken und die Anzahl der Migränetage deutlich im Vergleich zur Kontrollgruppe. In der Lymphdrainage-Gruppe benötigten die Probanden signifikant weniger Antimigräne-Medikamente im Vergleich zur Ausgangsphase und im Vergleich zur Kontrollgruppe. Die Massagegruppe benötigte am Ende der Studie zwar auch weniger Medikamente als zu Beginn, jedoch erreichte der Unterschied keine statistische Signifikanz. Diese wurde aber im Vergleich mit der Kontrollgruppe erreicht. Die Probanden, die eine Behandlung mit Lymphdrainage erhalten hatten, litten darüber hinaus weniger unter einer Lichtüberempfindlichkeit als jene, die einer Massagebehandlung oder keiner manuellen Behandlung unterzogen worden waren. Alle Probanden, die eine manuelle Therapie erhalten hatten, konstatierten am Ende der Studie eine bessere Lebensqualität.

Einschätzung

Die beiden bisher ausschließlich aufgrund von Erfahrungswerten zur Migräneprophylaxe eingesetzten manuellen Therapieverfahren hielten einer ersten klinischen Prüfung stand, wobei sich die Lymphdrainage hinsichtlich einzelner Messparameter wie der Photophobie gegenüber der Traditionellen Massage als überlegen erwies. Sollte in weiteren größer angelegten Studien ihre Evidenz bestätigt werden, könnten die manuellen Anwendungen zukünftig als weitere nicht-pharmakologische Behandlungsmöglichkeiten in die entsprechenden Praxisrichtlinien aufgenommen werden.

Literatur

Happe S, Peikert A, Siegert R, Evers S. The efficacy of lymphatic drainage and traditional massage in the prophylaxis of migraine: a randomized, controlled parallel group study. Neurol Sci 2016; 37: 1627-1632. Abstract