Komplementäre und
Integrative Medizin
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Carstens-Stiftung: Kann Katzenkralle die Nebenwirkungen einer Chemotherapie herabsetzen?
Studien kurz und knapp

Lindert die Katzenkralle Chemotherapie-Nebenwirkungen?

Von Rainer Lüdtke

Phytotherapie

Studie gibt keine zuverlässige Antwort: Katzenkrallentextrakte (Uncaria tomentosa) haben nicht das Potenzial, Nebenwirkungen von Chemotherapien zu lindern, behaupten brasilianische Forscher.

Die von südamerikanischen Indios traditionell verwendete Katzenkralle (Uncaria tomentosa) hat nicht das Potenzial, Nebenwirkungen von Chemotherapien zu lindern. Das berichten brasilianische Forscher aus einer Therapiestudie. In dieser wurden 43 Darmkrebspatienten untersucht, die sich sechs Zyklen einer Chemotherapie mit 5-Fluorouracil und Oxaliplatin unterziehen mussten. 20 von Ihnen erhielten täglich 300mg eines standardisierten Katzenkrallenextrakts, die restlichen 23 Patienten dienten als Kontrolle und erhielten keine zusätzliche Therapie.

Krebs und therapiebedingte Nebenwirkungen

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Annette Kerckhoff · Günther Spahn

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Während der sechs Therapiezyklen kam es zu Veränderungen im Blutbild (so geht z.B. die Leukozytenzahl zurück) – was aufgrund der Chemotherapie ja auch zu erwarten war. Ob diese Veränderungen aber unter der Katzenkrallentherapie weniger oder stärker ausgeprägt waren, ist der Veröffentlichung leider nicht eindeutig zu entnehmen. Das gilt auch für die Nebenwirkungen, auf die laut Titel der Studie das Hauptaugenmerk gelegt werden sollte. Hier zeigen die Autoren lediglich, dass knapp die Hälfte aller Patienten (46%) unter verstärkter Müdigkeit litten. Was aber fehlt, ist die Angabe, wie viele dieser Patienten zur Katzenkrallen- oder zur Kontrollgruppe gehörten.

Einschätzung

Leider hat diese Studie neben der mangelhaften Ergebnisdarstellung auch sonst erhebliche Schwächen. So wird die Studie zwar als randomisiert bezeichnet, ist es aber nicht. Wie die Autoren berichten, entschied nicht der Zufall, ob ein Patient zur Katzenkrallen- oder Kontrollgruppe gehörte, sondern einfach die Reihenfolge: Das Medikament wurde einfach abwechselnd jedem zweiten Patienten gegeben oder nicht gegeben. Das führt dazu, dass jeder Arzt und jeder Patient schon vor Therapiebeginn von der Zuteilung wissen konnte.

Auch während der Therapie wussten die Patienten jederzeit, ob sie mit Katzenkralle behandelt wurden oder nicht, da die Kontrollgruppe kein Placebo erhielt, sondern einfach unbehandelt gelassen wurde.

Literatur

Farias ILG, Ara MCS, Farias JG, Rossato LV, Elsenbach LI, Dalmora SL, Flores NMP, Durigon M, Cruz IBM, Morsch VM, Schetinger MRC. Uncaria tomentosa for Reducing Side Effects Caused by Chemotherapy in CRC Patients: Clinical Trial. eCAM 2011. doi:10.1155/2012/892182 Abstract