Hilfe bei Entzündung der Mundschleimhaut durch Chemotherapie
Mundspülungen mit Kamille und Minze sowie die Anwendung von Honig wirken präventiv und kurativ bei Chemotherapie-induzierter oraler Mukositis.
Eine der häufigsten und sehr störenden Nebenwirkungen der Chemotherapie zur Behandlung einer Krebserkrankung oder zur Vorbereitung einer Stammzellentransplantation ist die orale Mukositis. Je stärker die Dosierung des Chemotherapeutikums, umso häufiger kommt es zu einer Entzündung der Mundschleimhaut; Kinder sind ungefähr dreimal so oft davon betroffen wie Erwachsene. Die Entzündung geht mit Schwellungen, Schmerzen und der Bildung von Geschwüren einher, wodurch das Sprechen sowie die Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme eingeschränkt oder sogar unmöglich und eine künstliche Ernährung des Patienten erforderlich wird. Um den Leidensdruck zu lindern und weitere Komplikationen zu vermeiden, werden verschiedene pharmakologische aber auch nicht-pharmakologische Behandlungsmethoden als Begleittherapie eingesetzt. Zwei unterschiedliche, komplementärmedizinische Ansätze wurden in zwei Studien aus dem Iran und der Türkei gewählt.
Krebs und Nebenwirkungen der Therapie
Die konventionelle Krebstherapie sinnvoll ergänzen und deren Nebenwirkungen mildern
Die konventionelle Krebstherapie sinnvoll ergänzen und deren Nebenwirkungen mildern
Annette Kerckhoff · Günther Spahn
ISBN: 978-3-96562-071-1
Erscheinungsjahr: 2022, 4. Aufl.
6,90 EUR
Zum Shop »In der zweiten Studie wurde der Chemotherapie-induzierten Mukositis von Kindern und Jugendlichen zusätzlich zur Standardbehandlung mit Honiganwendungen entgegengewirkt [2]. Die 6 bis 17 Jahre alten Studienteilnehmer erhielten aufgrund einer Leukämie oder eines Lymphoms eine Chemotherapie. Während in der Kontrollgruppe bei allen Teilnehmern erst zu Studienanfang die chemotherapeutische Behandlung begann und noch keine Mukositis aufgetreten war, wurden in die Honig-Gruppe sowohl Kinder vor der Chemotherapie ohne orale Mukositis eingeschlossen, als auch Kinder die bereits aufgrund erster Chemobehandlungen eine Mukositis entwickelt hatten. Dadurch konnten die Wissenschaftler sowohl die präventive als auch die kurative Wirksamkeit des Honigs untersuchen. Das Auftragen des natürlichen Blütenhonigs auf die Mundschleimhaut, Lippen und Zähne erfolgte mit Unterstützung der Eltern über einen Zeitraum von 21 Tagen viermal täglich alle sechs Stunden. Die jungen Patienten wurden dazu aufgefordert, den Honig für mindestens 1 Minute im Mund zu behalten, ehe sie ihn hinunterschlucken durften. Die verabreichte Honigmenge richtete sich nach dem Körpergewicht der Kinder. Die regelmäßigen Kontrollen der Mundschleimhaut wurden von einem Hämatologen durchgeführt, dem nicht bekannt war, welche der Kinder zusätzlich zur Routinebehandlung Honiganwendungen bekamen und welche nicht.
Mehr Informationen zu den gesundheitsfördernden Wirkungen von Honig können Sie dem exklusiv für Mitglieder von Natur und Medizin publizierten Ratgeber „Honig. Die Heilkraft aus der Wabe“ von Wolfgang Gleißner, Jörg Hasenbein und Annette Kerckhoff entnehmen.
Während in der Kontrollgruppe im Laufe der 21 Tage zunehmend mehr konventionelle Mundpflegemittel und Antibiotika eingesetzt wurden, konnte deren Verwendung in der Honiggruppe reduziert werden, da das Ausmaß der oralen Mukositis ab dem 8. Tag nachließ. Die Honigbehandlung führte bei über 80 % der Kinder in der Honig-Gruppe zu einer vollständigen Genesung, während diese in der Kontrollgruppe nur bei 5 % der Teilnehmer eintrat. Der Zeitraum bis zum Beginn der Besserung war bei den Teilnehmern, die schon präventiv vor dem Auftreten einer Mukositis mit Honig behandelt wurden, mit durchschnittlich 4,9 Tagen signifikant niedriger als bei den anderen Kindern der Honig-Gruppe (14,8 Tage) und bei der Kontrollgruppe (19,3 Tage).
Einschätzung
Die Ergebnisse der beiden Studien zeigen, dass eine ergänzende Behandlung der Chemotherapie-induzierten oralen Mukositis mit Mundspülungen auf pflanzlicher Basis (Kamille und Minze) oder mit Honig die Schwere und Dauer der Mundschleimhautentzündung deutlich herabsetzen und somit den Einsatz von Antibiotika, Analgetika und Antiphlogistika verringern kann. Infolgedessen werden auch weitere Komplikationen, wie die Erfordernis einer künstlichen Ernährung oder die Entwicklung einer Sepsis verhindert.
Die Behandlung mit Honig ist vor allem auch für jüngere Kinder (Kleinkinder) eine interessante Option, da sie oft noch nicht in der Lage sind, über einen ausreichenden Zeitraum mit einer Mundspülung zu gurgeln, ohne die Flüssigkeit zu verschlucken. Durch die Adhäsivität des Honigs kann die Einwirkzeit auf der Mundschleimhaut erhöht werden.
Beide Behandlungsmethoden verursachen nur geringfügige zusätzliche Ausgaben zur Standardbehandlung und senken die Kosten unmittelbar durch den geringeren Bedarf an konventionellen Medikamenten sowie mittelbar durch die Prävention von Komplikationen und deren kostenintensive Therapie.
Literatur
1) Tavakoli Ardakani M, Ghassemi S, Mehdizadeh M, Mojab F, Salamzadeh J, Ghassemi S, Hajifathali A. Evaluating the effect of Matricaria recutita and Mentha piperita herbal mouthwash on management of oral mucositis in patients undergoing hematopoietic stem cell transplantation: A randomized, double blind, placebo controlled clinical trial. Complement Ther Med 2016; 29: 29-34. Abstract
2) Kobya Bulut H, Güdücü Tüfekci F. Honey prevents oral mucositis in children undergoing chemotherapy: A quasi-experimental study with a control group. Complement Ther Med 2016; 29: 132-140. Abstract