Komplementäre und
Integrative Medizin
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Effektive Hilfe bei Schwangerschafts­erbrechen
Carstens-Stiftung: Konventionelle und alternative Therapien zur Behandlung von Übelket und Erbrechen während der Schwangerschaft.
Studien kurz und knapp

Effektive Hilfe bei Schwangerschafts­erbrechen

Die Wirksamkeit und Wirtschaftlichkeit konventioneller und alternativer Therapien zur Behandlung von Übelkeit und Erbrechen während der Schwangerschaft beleuchtet eine umfangreiche systematische Übersichtsarbeit aus Großbritannien.

Die freudige Erwartung eines Kindes wird bei circa 50 % bis 85 % der Frauen zu Beginn einer Schwangerschaft durch Übelkeit und Erbrechen getrübt. Die Symptome tauchen oft ab der 6. bis 8. Schwangerschaftswoche auf und klingen meist bis zur 20. Woche wieder ab. Etwa ein Drittel dieser Frauen benötigen medizinische Unterstützung bis hin zu einer stationären Behandlung. Hyperemesis gravidarum, die stärkste Ausprägung des Krankheitsbildes, ist gekennzeichnet von unstillbarem Erbrechen, Dehydration, Störung des Elektrolythaushaltes, Mangelernährung sowie Gewichtsverlust und ereilt etwa 0,3 % - 1 % der Schwangeren.

Die Babyfibel

Die Babyfibel

Homöopathie, Schüßler Salze, Heilpflanzen u.v.m. für Schwangere und junge Mütter

Michael Elies · Annette Kerckhoff

ISBN: 978-3-945150-52-8
Erscheinungsjahr: 2016

12,00 EUR

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Das Ziel einer aktuellen Publikation [1] ist es, einen fundierten Überblick über die Wirksamkeit pharmakologischer und nicht-pharmakologischer Therapien gegen Schwangerschaftserbrechen zu geben, weiteren Forschungsbedarf festzustellen und mittels einer Kosten-Nutzen-Analyse zu ermitteln, welche Verfahren am besten für eine Implementierung in das britische Gesundheitswesen geeignet sind. Auf dem Prüfstand standen bei den konventionellen Verfahren der Einsatz von Antiemetika, Corticosteroiden, Infusionen sowie künstliche Ernährung (per Sonde oder Infusion); bei den komplementären Verfahren wurde die Studienlage zur Verwendung von Aromatherapie, Ingwer, Vitamin B6-Supplementierung und Akupressur, Akupunktur sowie Nervenstimulation ausgewertet. Etwa 45 % aller 73 in den Review eingeschlossenen Studien waren von guter Qualität. Die häufigsten Kombinationen gegeneinander getesteter Therapien waren: Akupressur/Placebo (12), Steroide/Standardbehandlung (7), Ingwer/Placebo (6), Ingwer-Vitamin B6 (6), Vitamin B6/Placebo (4). Ein verbreitetes Ergebnis in den Studien war eine Verbesserung der Symptome innerhalb von wenigen Tagen in allen Versuchsgruppen (auch der Placebo-Gruppe).

In 45 Publikationen kamen eine oder mehrere der genannten komplementären Therapieverfahren zum Einsatz. Ingwer zeigte sich bei weniger schwerer Symptomatik überlegen gegenüber Placebo. Akupressur reduzierte bei milden bis moderaten Symptomen sowohl Übelkeit als auch Brechreiz, jedoch waren die Ergebnisse in keiner der Studien statistisch signifikant. Aromatherapie bewirkte keine Verbesserung im Vergleich zur Standardbehandlung. Vitamin B6 senkte vor allem in höherer Dosierung die Schwere der Symptome. Die Kombination von Vitamin B6 mit einem Antihistaminikum zeigte insbesondere präventiv verabreicht eine positive Wirkung. Antihistamine und Metoclopramid erwiesen sich ebenfalls nur bei schwächeren Symptomen wirksamer als ein Placebo-Präparat.

Einschätzung

Dieser ausführliche systematische Review ist gut geeignet, sich einen Überblick über die Evidenzlage zu den verschiedenen Therapieverfahren gegen Übelkeit und Erbrechen in der Schwangerschaft zu verschaffen und den aufgezeigten Forschungsbedarf für weitere Studien abzuschätzen.

Eine tiefgehende Kosten-Nutzen-Analyse konnten die Autoren letztendlich mangels entsprechender Datengrundlagen nicht durchführen. Ihre Berechnungen basieren auf Kostenangaben des National Health Service und sind somit nur bedingt auf das deutsche Gesundheitswesen übertragbar.

Literatur zu Effektive Hilfe bei Schwangerschafts­erbrechen

1) O’Donnell A, McParlin C, Robson SC, Beyer F, Moloney E, Bryant A, et al. Treatments for hyperemesis gravidarum and nausea and vomiting in pregnancy: a systematic review and economic assessment. Health Technol Assess 2016; 20(74): 1-306.Abstract