Die Gewürznelke
Ihr süß, würzig-scharfer Duft erinnert an Lebkuchen oder klassische Wildgerichte – aber auch als Arznei hat die Gewürznelke zahlreiche Anwendungsgebiete.
Ihr süß, würzig-scharfer Duft erinnert uns an die Weihnachtsbäckerei, zum Beispiel an Lebkuchen und Pfeffernüsse, oder auch an klassische Wildgerichte, Rotkohl oder Glühwein: Gewürznelken gehören zu den bekanntesten Arzneidrogen und werden seit Jahrhunderten als Gewürz und Aromatisierungsmittel eingesetzt.
Verarbeitet man die Gewürznelke weiter, so erhält man Gewürznelkenöl, das ebenfalls zur Behandlung eingesetzt werden kann. Heute ist die Gewürznelke ein anerkanntes naturheilkundliches Arzneimittel – ausgezeichnet als Heilpflanze des Jahres 2010. In der ayurvedischen und besonders in der chinesischen Medizin war die Gewürznelke schon vor Jahrtausenden aufgrund ihrer starken bakteriziden und schmerzstillenden Wirkung beliebt. Nelken wurden zur Hemmung von Mundgeruch, gegen Brechreiz, Blähungen und Durchfall wie auch bei Bronchitis eingesetzt. Heute ist Nelkenöl hinlänglich als Öl gegen Zahnschmerzen und zur Desinfektion bekannt.
Die Heilkraft der Gewürze
32 Gewürzportraits und zahlreiche Rezepte – eine echte Medizin aus der Küche
32 Gewürzportraits und zahlreiche Rezepte – eine echte Medizin aus der Küche
Annette Kerckhoff · Dorothee Schimpf
ISBN: ISBN 978-3-945150-74-0
Erscheinungsjahr: 2017, 2. Aufl.
15,00 EUR
Zum Shop »Inhaltsstoffe und Wirkung
Das Aroma der Gewürznelken stammt in erster Linie von dem ätherischen Öl, das zu 15% in den Knospen enthalten ist. Eugenol ist dabei der Hauptbestandteil, daneben geringere Mengen an Eugenolacetat (bis zu 15%) und β-Caryophyllen (bis 7%). Weitere Inhaltsstoffe von Gewürznelken sind Flavonoide, Phenolcarbonsäuren, Gerbstoffe, Triterpene und geringe Mengen fettes Öl. Eugenol als Hauptkomponente ist Gegenstand einer Vielzahl von Untersuchungen und verfügt über nachweislich stark desinfizierende, schmerzhemmende und adstringierende (zusammenziehende) Eigenschaften. Es kann Bakterien, Pilze und Viren bis zu einem gewissen Grad abtöten. Bei Einnahme von Gewürznelken sind außerdem eine krampflösende Wirkung und eine Hemmung der Blutgerinnung zu beobachten.
Spanische Wissenschaftler fanden heraus, dass Gewürznelken zu den besten natürlichen Antioxidantien gehören. Gewürznelken besitzen einen hohen Gehalt an Phenolverbindungen, die antioxidative, entzündungs- und gerinnungshemmende Eigenschaften besitzen. Diese Antioxidantien in Gewürznelken können vor allem unsere Zellmembranen vor freien Radikalen schützen.
Studien [1-3] bestätigten die antioxidativen sowie entzündungs- und gerinnungshemmenden Eigenschaften der Gewürznelke und Forscher fanden heraus, dass "Nelken überdurchschnittlich gut die Lipidperoxidation reduzieren", was den Zellen die freien Radikale entzieht und somit den zerstörerischen Ablauf der Zellmembrane effektiv hemmen kann. Zum Verständnis: Lipidperoxidation ist der Prozess, in dem freie Radikale den Lipiden (d.h. Fetten) in den Zellmembranen Elektronen entziehen. Das Ergebnis dieses Vorgangs resultiert in einer Schädigung der Zellen. Nelken können diesen zerstörerischen Ablauf hemmen.
Gewürznelken bei Zahnschmerzen
Am bekanntesten ist die schmerzstillende Wirkung der Gewürznelke bei Zahnschmerzen [4]. Das Eugenol hat eine lokal betäubende, vor allem aber eine starke antibiotische Wirkung, so haben bei örtlicher Anwendung im Mund- und Rachenbereich Krankheitserreger kaum eine Chance: Entzündungen und Schmerzen werden gelindert und schädliche Erreger gleichzeitig effektiv bekämpft.
Dazu legt man eine oder zwei Gewürznelken auf den schmerzenden Zahn und beißt darauf. Wenn das nicht möglich ist, legt man die Gewürznelken neben den Zahn. Man behält die Nelken so lange im Mund, bis sie sich fast auflösen. Dann sollten sie ausgespuckt werden. Als Alternative dazu kann man auch reines Nelkenöl verwenden. Eine Möglichkeit ist, das Nelkenöl auf ein Wattestäbchen zu geben, und damit den betroffenen Zahn bzw. die schmerzhafte Region am Zahnfleisch zu betupfen. Wichtig ist, dass das Nelkenöl dort bleibt, wo es benötigt wird – nämlich am Zahn – und nicht größere Regionen von Zahnfleisch benetzt oder sogar mit dem Speichel in den Magen-Darm-Trakt abtransportiert wird. Bitte denken Sie daran, dass die ätherischen Öle die Schleimhäute reizen können.
Weitere Anwendungsgebiete
Laboruntersuchungen zeigen, dass Gewürznelken die so genannte glatte Muskulatur entspannen. Sie helfen daher bei Bauchkrämpfen infolge von Durchfall. Abkochungen werden wegen ihrer adstringierenden Wirkung bei Blähungen und Diarrhö eingesetzt [5].
Die entspannende und krampflösende Eigenschaft der Gewürznelke führt auch zu einer Anwendung bei Erkrankungen der Atemwege. Dadurch lindert die Gewürznelke Bronchialerkrankungen wie Husten und Asthma.
Ebenso wird sie bei Menstruationskrämpfen eingesetzt. Laborstudien zeigen, dass das Eugenol in den Gewürznelken die Fließeigenschaft des Blutes verbessert, was Thrombosen verhindern und auch Arteriosklerose vorbeugen kann [6].
Einschätzung
Neue Studien zu einzelnen Bestandteilen des ätherischen Öls aber auch zu den anderen Inhaltsstoffen der Gewürznelke bestätigen ihren Einsatz als Phytotherapeutikum. Im Mittelpunkt der Forschung steht dabei besonders der wirksamkeitsbestimmende Inhaltstoff des Nelkenöls, das Eugenol. Für diese Anwendungsgebiete liegen eindeutige klinische Studien vor, um von einer Wirksamkeit auszugehen:
- entzündliche Veränderungen der Mund- und Rachenschleimhaut
- Zahnschmerzen: örtliche Schmerzstillung
- Antiseptikum bei Wurzelkanalbehandlung
Daneben liegen zahlreiche Hinweise aus einer langen Anwendungstradition in der Volksmedizin und in der ärztlichen Erfahrungsheilkunde vor, die eine Wirksamkeit annehmen lassen – die jedoch (noch) nicht, durch Studien belegt wurde. Dazu zählen u.a.: Halsschmerzen, Hautkrankheiten, infektiöse oder entzündliche Infekte der oberen Atemwege, rauer Hals, Husten, Insektenstiche, Verhütung und Abschreckung von Insekten, Mundgeruch, Wundbehandlung.
Den ausführlichen Kompass Komplementärmedizin (KoKo) mit dem aktuellen Forschungsstand zur Gewürznelke finden Sie in der Ausgabe 6 der Mitgliederzeitschrift von Natur und Medizin.
Literatur
1) Chaieb K, Hajlaoui H, Zmantar T et al. The chemical composition and biological activity of clove essential oil. Eugenia caryophyllata (Syzigium aramaticum L. Myrtaceae): a short review. Phytother Res 2007; 21: 501-506 Abstract
2) Gayoso CW, Lima EO, Oliveira VT et al. Sensitivity of fungi isolated fram onychomycosis to Eugenia cariophyllata essential oil and eugenol. Fitoterapia 2005; 76: 247-249 Abstract
3) Chami N, Bennis S, Chami F et al. Study of anticandidal activity of carvacrol and eugenol in vitro and in vivo. Oral Miuobiol Immunol 2005; 20: 106-111 Abstract
4) Alqareer A et al., "The effect of clove and benzocaine versus placebo as topical anesthetics." J Dent. 2006 Nov;34(10):747-50. (Der Effekt von Gewürznelken und Bezocain im Vergleich zu einem Placebo als Schmerzmittel) Abstract
5) Santin JR, Lemos M, Klein-Junior LC et al. Gastroprotective activity of essential
oil of the Syzygium aramaticum and its major component eugenol in different animal models. Naunyn Schmiedebergs Arch Pharmacol 2011;383: 149-158 Abstract
6) Viuda-Martos M et al., "Antioxidant activity of essential oils of five spice plants widely used in a Mediterranean diet. Flavour and Fragrance Journal Vol 25, Issue 1, pages 13–19, January/February 2010. Abstract
Karen Schmidt
Karen Schmidt, M.A.
Medizinredakteurin bei Natur und Medizin
Telefon: 0201 56 305 62
E-Mail: k.schmidt@naturundmedizin.de