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Integrative Medizin
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Carstens-Stiftung: Die Behandlung von Erkältungen mit Echinacea
Integrative Medizin: News

Die Behandlung von Erkältungen mit Echinacea

Die häufigst genannte Pflanze zur Vorbeugung und Behandlung von Erkältungen ist Echinacea (Sonnenhut). Ob Echinacea bei Erkältungen tatsächlich helfen kann oder als vorbeugende Maßnahme sinnvoll ist, ist wissenschaftlich jedoch umstritten.

Eine Erkältung ist eine Infektion der oberen Luftwege mit Viren (selten mit Bakterien), die über eine Tröpfcheninfektion (Niesen, Husten) übertragen werden können. Von der Ansteckung bis zum Ausbruch der Krankheit (Inkubationszeit) vergehen zwei bis fünf Tage. Die Infektion entwickelt sich zumeist absteigend: Zuerst befallen die Viren die Nasen- und Rachenschleimhaut, von dort können sie auf die Bronchien (akute Bronchitis) oder Nasennebenhöhlen (Sinusitis) übergreifen. Bekannt sind rund 200 Virusarten, die Erkältungssymptome verursachen, Rhinusviren und Coronaviren gehören zu den häufigsten.


Die Erkrankung ist normalerweise harmlos und dauert rund eine Woche. Meist tritt sie in den Herbst- und Wintermonaten auf. Durchschnittlich bekommt jeder Erwachsene zwei- bis viermal im Jahr eine Erkältung, Kinder zwischen sechs- und zehnmal, wobei Kleinkinder häufiger betroffen sind. Die medikamentöse Behandlung einer Erkältung richtet sich überwiegend gegen die Symptome und nicht gegen die Ursachen. Um die Symptome zu lindern, setzt man in der Schulmedizin schmerzlindernde oder -stillende Arzneimittel, schleimlösende und abschwellende Mittel sowie hustendämpfende Codein-Präparate ein.

Zur Immunsteigerung bei Infekten empfiehlt die Naturheilkunde die Einnahme von Extrakten aus Thuja occidentalis (Lebensbaum), Baptisia tinctoria (blaue Färberhülse) oder Eupatorium perfolatium (Wasserhanf). Bei akuten Anzeichen von Infekten eignen sich immunstärkende Nahrungsergänzungsmittel wie Vitamin C und Zink. Auf eine vitaminreiche Ernährung sollte man ebenso achten wie darauf viel zu trinken. Zudem steigert ein temperaturansteigendes Fußbad die Abwehrkräfte.

Grippe und Infekte

Grippe und Infekte

Michael Elies · Annette Kerckhoff

ISBN: 978-3-96562-001-8
Erscheinungsjahr: 2. Aufl. 2019, 10,5x16 cm

6,90 EUR

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Die häufigst genannte Pflanze zur Vorbeugung und Behandlung von Erkältungen ist Echinacea (Sonnenhut). Der Sonnenhut gehört zur Familie der Korbblütler und wird heute zur Unterstützung bei Atemwegs- oder Harnwegsinfekten eingesetzt. In der Medizin finden meist Echinacea angustifolia, Echinacea pallida und Echinacea pupurea Verwendung. Dabei wird, je nach Medikament, der Wirkstoff aus unterschiedlichen Teilen der Pflanze gewonnen. Die Wirkprinzipien der Heilpflanze sind nicht vollständig geklärt, man geht davon aus, dass es vor allem zu einer allgemeinen Stärkung des Immunsystems kommt.

Ob Echinacea bei Erkältungen tatsächlich helfen kann oder als vorbeugende Maßnahme sinnvoll ist, ist wissenschaftlich umstritten. Ende der 80er Jahre bewerteten Experten des Bundesinstituts für Arzneimittel Echinacea positiv bei der unterstützenden Behandlung rezidivierender Infekte im Bereich der Atemwege und der ableitenden Harnwege [1]. Jetzt hat ein amerikanisches Wissenschaftlerteam eine Neubewertung vorgelegt, und zwar in Form einer Meta-Analyse [a] randomisierter [b] plazebokontrollierter [c] Studien [2].

Zwei Fragen stellte sich das Team um Sachin Shah. Zum einen untersuchten sie, ob Echinacea die Häufigkeit von Erkältungen verringern kann, wenn es vorbeugend eingenommen wird. Auf der Grundlage von insgesamt neun verschiedenen Studien belegten sie eine signifikante [d] Überlegenheit von Echinacea gegenüber Placebo. Demnach verringert sich die Wahrscheinlichkeit, eine Erkältung zu bekommen, um etwas mehr als die Hälfte, wenn man Echinacea über mehrere Wochen vorbeugend einnimmt. Nimmt man zusätzlich noch Vitamin C und Propolis (Bienenharz) ein, kann man die Zahl der Neuerkrankungen sogar um mehr als 80% reduzieren. Die Erfolge von Echinacea konnten sowohl in Experimenten nachgewiesen werden, in denen man die Patienten künstlich und absichtlich mit Rhinoviren infizierte, als auch in Studien, in denen natürliche Neuinfektionen beobachtet wurden.

Zum anderen wiesen die Forscher nach, dass Echinacea auch zur Behandlung bestehender Erkältungen sinnvoll eingesetzt werden kann und die Erkältungsdauer beeinflusst. Dieser Analyse lagen sieben Studien zugrunde. Demnach verkürzt eine Echinacea-Therapie die Krankheitsdauer im Mittel um 1,4 Tage, wobei es unerheblich ist, ob Echinacea allein oder in Kombination mit anderen Wirkstoffen eingenommen wird. Damit bestätigt diese Studie erneut die Ergebnisse einer früheren Meta-Analyse, die ebenfalls zu positiven Schlussfolgerungen für die Echinacea-Therapie kommt [3]. Wobei letztere Meta-Analyse allerdings keine Effekte von Echinacea als vorbeugende Maßnahme nachweisen konnte.

Zusammengefasst heißt das: Unabhängig von der Gattung, dem Pflanzenteil aus dem das Medikament gewonnen wurde und der Konzentration können Ecchinacea-Präparate positive und deutliche Effekte auf Erkrankungshäufigkeit und Krankheitsdauer erzielen. Eine Kombination mit anderen Wirkstoffen scheint sich vorteilhaft auszuwirken.

Einschränkend ist zu bemerken, dass sich die Meta-Analyse von Shah, ebenso wie die allermeisten Einzelstudien, auf die Wirksamkeit, aber nicht auf die Sicherheit von Echinacea konzentrierte. Auf die Analyse möglicher Nebenwirkungen wurde wenig Wert gelegt. Im Allgemeinen wurde in den Studien nur von seltenen Nebenwirkungen berichtet, vor allem von Magen-Darm-Störungen und Hautausschlag. Weitere Untersuchungen im Hinblick auf die verschiedenen Gattungen der Heilpflanze, die Qualität der Präparate, die Dosis, unterschiedliche Infektionswege sowie auf die Objektivität der Zielgrößen sind daher erforderlich.

[a] Eine Meta-Analyse erfasst die Ergebnisse aller Primäruntersuchungen zu einem bestimmten medizinischen Forschungsgebiet (hier: Datenlage zur Wirksamkeit von Echinacea bei Erkältungen).
[b] Eine Studie nennt man randomisiert, wenn die Patienten nach dem Zufallsprinzip der Behandlung mit Echinacea oder einer Kontrollbehandlung (z. B. Plazebo) zugeteilt werden.
[c] Ein Plazebo ist ein Scheinmedikament, das genauso aussieht wie das zu prüfende Medikament aber stofflich unwirksam ist.
[d] Signifikant ist ein statistischer Fachbegriff, der andeutet, dass es unwahrscheinlich ist, dass die beiden verglichenen Therapien (in diesem Fall Echinacea und Placebo) gleich wirksam sind.

Einschätzung

Aus Sicht der Carstens-Stiftung ergeben sich aus der bisherigen Forschung folgende Schlussfolgerungen:
Nach dem Stand der Wissenschaft sind Echinacea-Extrakte sowohl bei der Behandlung von Erkältungen als auch zur Vorbeugung wirksam.
Die Datenlage im Hinblick auf Erkrankungshäufigkeit und Krankheitsdauer ist gut, die Ergebnisse können als aussagekräftig gelten.
Es ist unklar, in welchem Ausmaß eine Ergänzung mit anderen Wirkstoffen sinnvoll ist und wie diese den positiven Effekt beeinflussen.
Über Nebenwirkungen von Ecchinacea ist bisher wenig bekannt, vor allem nicht bei Langzeiteinnahme oder Überdosierungen.
Es ist ein aus allen Wissenschaftsbereichen bekanntes Phänomen, dass Studien mit eher negativen Ergebnissen seltener veröffentlich werden als solche mit positiven Ergebnissen. Dieses ist auch bei den Echinacea-Extrakten möglich. Daher wurde in dieser Zusammenfassung möglicherweise die Wirksamkeit der Echinacea-Extrakte etwas überbewertet.
Die Empfehlungen zur Tagesdosis sind abhängig von der Echinaceaart. Für Echinacea pupurea empfiehlt die Deutsche Arzneimittelkommission 900mg täglich. Die Empfehlung der WHO für Echinacea angustifolia beträgt 3g pro Tag.
Beim Kauf eines Echinacea-Präparates sollten Sie auf die Konzentration des Wirkstoffs achten, einige auf dem Markt erhältliche Mittel enthalten nur einen verschwindend geringen Anteil.

Literatur

1) Monografie der Kommission E zu Echinacea purpurea. Bundesanzeiger 1989, Heftnr. 43.

2) Sachin A Shah, Stephen Sander, C Michael White, Mike Rinaldi, Craig I Coleman. Evaluation of echinacea for the prevention and treatment of the common cold: a meta-analysis. Lancet Infectious Diseases 2007;(7):473-80. Abstract

3) Linde K, Barret B, Wölkart K, Bauer R, Melchardt D. Echinacea for preventing and treating the common cold, Cochrane Database Syst Rev 2006; 1:CD000530. Abstract