Anti-Krebs-Mittel aus dem Meer?
Die homöopathische Arznei Murex wird aus Meeresschnecken gewonnen und vor allem bei typischen Frauenbeschwerden eingesetzt. Studien untersuchten jetzt die Wirkung dieser Arznei auf menschliche Krebszellen.
Organische Substanzen aus Meeresschnecken sind in den letzten Jahrzehnten vermehrt in den Fokus der Forschung geraten, da sie oftmals biologische Aktivität gegen Krebszellen oder gegen Bakterien, Viren oder Pilze an den Tag gelegt haben. Da auch die homöopathische Arznei Murex aus solchen Meeresschnecken (Purpurschnecken) gewonnen wird und unter anderem bei Gebärmutter- und Brustkrebs empfohlen wird, wurde die Aktivität gegen verschiedene menschliche Krebszelllinien untersucht (1).
In Laborversuchen wurden Zellkulturen von Darm- und Brustkrebszellen sowie leukämischen Zellen angezogen. Diese wurden mit Murex purpurea (1M) in normaler oder aufkonzentrierter Lösung behandelt. Zum Vergleich wurden aus Eiern einer anderen Meeresschnecke (Dicathais orbita), die zur selben Familie wie die Purpurschnecken gehört, zwei nicht homöopathische Extrakte gewonnen und mit den Krebszellen versetzt.
Die Extrakte aus den Eiern führten, in Abhängigkeit von der eingesetzten Menge, bei vier von sechs Krebszelllinien zum deutlichen (>50%) Absterben der Krebszellen im Vergleich zur Negativkontrolle. Bei den beiden verbleibenden Krebszelllinien und einer nicht tumoralen Rattenzelllinie wurden mit der höchsten Konzentration der Eiextrakte 30-50% der Zellen abgetötet. Ein vergleichbarer Effekt wurde weder mit der normalen homöopathischen Murex-Lösung noch mit der aufkonzentrierten Murex-Lösung beobachtet. Allein bei einer leukämischen Zelllinie wurden ca. 30% der Zellen durch das aufkonzentrierte homöopathische Murex abgetötet.
Einschätzung
Diese Laborstudie zeigt keinen Nutzen von Murex zur Behandlung von Krebserkrankungen an. Dieses Ergebnis wird aber keinen zu großen Einfluss auf die Verwendung von Murex haben, da die Hauptanwendung in der Homöopathie zwar allgemein bei Beschwerden im Bereich der weiblichen Geschlechtsorgane liegt, aber nicht speziell bei Brust- oder Gebärmutterkrebs. Als interessant bleibt festzuhalten, dass die Autoren in der gekauften homöopathischen Lösung noch Spuren der organischen Substanzen aus den Purpurschnecken nachweisen konnten.
Literatur
Kirsten Benkendorff, Cassandra M. McIver, and Catherine A. Abbott, “Bioactivity of the Murex Homeopathic Remedy and of Extracts from an Australian Muricid Mollusc against Human Cancer Cells,” Evidence-Based Complementary and Alternative Medicine, vol. 2011, Article ID 879585, 12 pages, 2011. doi:10.1093/ecam/nep042 Abstract