Komplementäre und
Integrative Medizin
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Klinik für Naturheilkunde und Integrative Medizin

Klinik für Naturheilkunde und Integrative Medizin
Modellklinik: Über 20 Jahre erfolgreiche Forschungsförderung

Integrative Onkologie, Schmerztherapie, Mind-Body Medizin, Schröpfen oder Akupunktur: Von 2000 an ermöglichte die Carstens-Stiftung wegweisende Forschung an den Evang. Kliniken Essen-Mitte (KEM). Dazu zählen insbesondere klinische Studien, Metaanalysen, Cochrane Reviews und internationale Surveys zur Nutzung, Wirksamkeit und Sicherheit vielfältiger komplementärmedizinischer Verfahren.

Entwicklung der komplementärmedizinischen Forschung

Im Jahre 2021 blickt die Klinik für Naturheilkunde und Integrative Medizin der Evang. Kliniken-Essen-Mitte unter Leitung von Herrn Prof. Gustav Dobos sowie die klinikeigene Forschungsabteilung unter Leitung von PD Dr. Holger Cramer auf mehr als zwanzig Jahre erfolgreiche Forschungsförderung durch die Karl und Veronica Carstens-Stiftung zurück. Vor allem in den letzten 10 Jahren ließ sich eine deutliche Zunahme der klinischen wie auch der Public Health-Forschung verzeichnen, durch welche sich die Klinik als eines der weltweit führenden Zentren der komplementärmedizinischen Forschung etablierte.

Kaderschmiede für Komplementärmediziner

Dass sich die Klinik und insbesondere deren Forschungsabteilung schon immer für die Ausbildung des wissenschaftlichen Nachwuchs eingesetzt hat, lässt sich aus der Anzahl der abgeschlossenen medizinischen und naturwissenschaftlichen Doktorarbeiten ablesen:

Anzahl der Doktorarbeiten an der Klinik für Naturheilkunde und Integrative Medizin
Abbildung: Abgeschlossene medizinische und naturwissenschaftliche Dissertationen

Neben den 57 abgeschlossenen Dissertationen promovieren derzeit 50 Ärzte, Medizinstudenten und Naturwissenschaftler bei Herrn Prof. Gustav Dobos und Herrn PD Dr. Holger Cramer.

Darüber hinaus wurden an der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach Stiftungsprofessur für Naturheilkunde (Prof. Dr. Gustav Dobos) zwei Wissenschaftler habilitiert: Herr Univ.-Prof. Dr. Andreas Michalsen, der 2009 als Stiftungsprofessor für Klinische Naturheilkunde an die Charité – Universitätsmedizin Berlin berufen wurde, und Herr Prof. Dr. Jost Langhorst, seit 2019 Leiter der Klinik für Integrative Medizin und Naturheilkunde am Klinikum Bamberg.

Frau Prof. Dr. Romy Lauche, langjährige wissenschaftliche Mitarbeiterin der Forschungsabteilung der Klinik, ist nach Stationen in Sydney und Bamberg seit 2020 Associate Professor und Forschungsleitung am National Centre for Naturopathic Medicine der australischen Southern Cross University.

Der Internist und Onkologe Dr. Günther Spahn, der direkt aus den Kliniken Berlin-Buch der Charité nach Essen gekommen war, leitete von 2000 bis 2005 und unterstützt von der Carstens-Stiftung die ersten klinischen Studien der Abteilung. Nach Stationen in Zürich und Öschelbronn ist er nun niedergelassener Arzt in Mainz.

Frau Prof. Dr. Frauke Musial, die von 2005 bis 2010, finanziert durch die Carstens-Stiftung, als Forschungsleiterin an der Klinik für Naturheilkunde tätig war, wurde 2010 auf eine Forschungsprofessur an das renommierte National Research Center in Complementary and Alternative Medicine (NAFKAM) an der Universität Tromsö, Norwegen berufen.

Ihr Nachfolger, der aktuelle Forschungsleiter der Klinik PD Dr. Holger Cramer, habilitierte sich 2016 und ist neben seiner Tätigkeit an der Klinik Adjunct Associate Professor am National Centre for Naturopathic Medicine der australischen Southern Cross University sowie Editor-in-Chief des Journal of Alternative and Complementary Medicine, einer der weltweit führenden wissenschaftlichen Fachzeitschriften im Bereich der Komplementärmedizin.

Daneben umfasst die Forschungsabteilung der Klinik sechs hauptamtliche wissenschaftliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter (Dr. Petra Klose, Dr. Heidemarie Haller, Dr. Anna Koch, Dennis Anheyer, MA, Melanie Höxtermann, MSc, Marleen Schröter, MSc) sowie zwei durch Stipendien der Carstens-Stiftung unterstützte Ärztinnen (Dr. Petra Voiß, Dr. Wiebke Kohl). Damit hat sich die Abteilung zu einer echten „Kaderschmiede“ für herausragende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler im nationalen und internationalen komplementärmedizinischen Bereich entwickelt.

Die Anzahl der Publikationen bewegt sich mit jährlich 35 bis 50 wissenschaftlichen Veröffentlichungen in internationalen Fachzeitschriften mit Peer Review-System und einem durchschnittlichen kumulierten jährlichen Impact Factor von über 120 in den letzten 5 Jahren auf konstant sehr hohem, international wettbewerbsfähigem Niveau.

Anzahl der Publikationen an der Klinik für Naturheilkunde und Integrative Medizin
Abbildung: Veröffentlichungen in Zeitschriften mit Peer Review-System
Abbildung: Kumulierter Impact Factor
Abbildung: Kumulierter Impact Factor

Vielfältiges Themenspektrum

Die Inhalte der wissenschaftlichen Arbeiten umfassen vor allem die Themen chronische Schmerzen, kardiologische und gastrointestinale Erkrankungen. Hier spiegelt sich der klare Bezug zur Inneren Medizin wider. Gerade in den letzten 10 Jahren ist darüber hinaus die integrative Onkologie ein Schwerpunktthema der Forschung geworden.

Bezüglich therapeutischer Schwerpunkte hat sich die Abteilung der Erforschung vielfältiger naturheilkundlicher Verfahren gestellt. Dabei stand – mit über 160 Arbeiten zu Yoga, Achtsamkeit und multimodalen Verfahren – vor allem die Erforschung der Mind-Body Medizin sowie weiterer nicht-pharmakologischer Methoden wie Schröpfen, Akupunktur und Fasten im Vordergrund. Pharmakologisch wurde insbesondere die Phytotherapie und Traditionelle Indische Medizin fokussiert.

Abbildung: Untersuchte Therapiemethoden
Abbildung: Untersuchte Therapiemethoden

Die Forschungsabteilung der Klinik für Naturheilkunde und Integrative Medizin an den Evang. Kliniken Essen-Mitte hat sich in den letzten zwei Dekaden zu einem der führenden deutschen Methodenzentren in der Komplementär- und Integrativmedizin entwickelt. Dabei stehen klinische Forschungsansätze klar im Vordergrund: In den letzten 20 Jahren wurden 45 randomisierte Studien sowie 134 systematische Übersichtsarbeiten, Metaanalysen und Cochrane Reviews durchgeführt oder begleitet.

Abbildung: Forschungsmethodiken
Abbildung: Forschungsmethodiken

Von der klinischen Forschung zur Public Health-Forschung und zurück

In den letzten Jahren sind diese klinischen Ansätze um Methoden aus der Public Health-Forschung ergänzt worden: Mittels Big Data sowie nationalen und internationalen Surveys wird die Prävalenz sowie Gründe und Ziele der Nutzung komplementärmedizinischer Methoden untersucht – als Grundlage wie auch Rationale für die Überprüfung deren Wirksamkeit und Sicherheit. Da die Forschung der Klinik einen streng patientenorientierten Ansatz verfolgt, werden darüber hinaus ebenso Methoden der qualitativen Forschung angewandt, um das subjektive Patientenerleben und mögliche Wirkmechanismen und -mediatoren zu analysieren.

Es ist und bleibt eine zentrale Aufgabe der Abteilung, weiterhin klinische Studien zu naturheilkundlichen Verfahren durchzuführen, die bisher wenig erforscht sind, aber in der klinischen Praxis häufig angewendet werden. Ebenso bleibt das Aggregieren der vorhandenen Forschung in systematischen Reviews und Metaanalysen essentiell, um Sicherheit und Effektivität der Methoden in der Gesamtschau der vorhandenen Evidenz beurteilen zu können.

Das wissenschaftliche Engagement würde weniger Generalisierung finden, würden die Ergebnisse nicht Eingang in die medizinischen Behandlungsleitlinien finden. Aus diesem Grunde haben sich Herr Prof. Michalsen, Frau Prof. Musial, Herr Prof. Langhorst und zuletzt insbesondere Forschungs- und Lehrkoordinatorin Frau Dr. Petra Klose seit mehr als 10 Jahren und verstärkt seit der Aufnahme der Deutschen Gesellschaft für Naturheilkunde (DGNHK) in die Arbeitsgemeinschaft wissenschaftlich-medizinischer Fachgesellschaften (AWMF) im November 2018 sehr erfolgreich in medizinischen Leitlinien engagiert. Die folgende Aufzählung zeigt einen Ausschnitt der wichtigsten bisherigen Leitlinien, in denen evidenzbasierte naturheilkundliche Therapieverfahren aufgrund des besonderen Engagements von Mitarbeitern der Abteilung Eingang in die Behandlungsempfehlungen gefunden haben:

Nationale Versorgungsleitlinien – ständige Aktualisierungen

Asthma seit 2015
Kreuzschmerz seit 2016
Chronisch obstruktive Lungenerkrankung seit 2017
Diabetes seit 2017
Depression seit 2019
Koronare Herzkrankheit seit 2019
Hypertonie seit 2019

S3 Leitlinien

Fibromialgie (mit Updates) seit 2009
Husten 2012- 2013
Rhinosinusitis 2012-2014
Halsschmerzen 2012
Morbus Crohn (mit Updates) seit 2012
Opioide bei Nichttumorschmerz (mit Updates) seit 2013
Nicht erholsamer Schlaf –Schlafstörungen (mit Updates) seit 2014
Rohe Rheumatoide Arthritis (mit Updates) seit 2016
Magen CA (mit Updates) seit 2016
Hormontherapie in der Menopause 2016-2019
Funktionelle Körperbeschwerden 2017-2018
Colitis Ulcerosa (mit Updates) seit 2010
Reizdarm (mit Updates) seit 2008
Morbus Crohn (mit Updates) seit 2010
Komplementärmedizin in der Behandlung von onkologischen PatientInnen (mit Updates) seit 2017
Divertikelkrankheit/Divertikulitis (mit Updates) seit 2018

Europäische Leitlinie der Crohn und Colitis Organisation

Colitis Ulcerosa 2015 – 2018

Fazit und Ausblick

Durch fundierte Forschung wird die Naturheilkunde und Komplementärmedizin an den Evang. Kliniken Essen-Mitte (KEM) innerhalb der akademischen Medizin weiter etabliert werden. Dankbar sind wir für die Unterstützung durch Stiftungen, ohne diese wäre der bisherige Fortschritt nicht möglich gewesen. Ziel der Stiftungsförderung ist es daher, durch die finanzielle und akademische Unterstützung von Einrichtungen und Personen die Etablierung der Naturheilkunde und Komplementärmedizin an den KEM innerhalb der konventionell bewährten Medizin weiter zu entwickeln. Dazu gehört Forschung ebenso wie die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses.

Dabei darf jedoch nicht vergessen werden, dass Forschung das Ziel der Etablierung des Fachs nur dann befördern wird, wenn die Forschungsergebnisse Eingang in Behandlungsleitlinien finden.

Nur so können naturheilkundliche Therapien neben konventionellen Therapien in die Versorgung Eingang finden. Innerhalb der letzten Jahrzehnte hat sich das Prinzip der Evidenzbasierung der Medizin als Konsens durchgesetzt. Für die Naturheilkunde und Komplementärmedizin an den KEM stellt dieses Prinzip vor allem eine große Chance dar, durch gutes, wissenschaftliches Arbeiten die Tradition der Erfahrungsheilkunde und das zugleich junge Forschungsfach zu etablieren. Ohne die nachhaltige Förderung durch Stiftungen wäre dieses Ziel in Deutschland unerreichbar.

Bibliografie der wissenschaftlichen Originalarbeiten an der Klinik für Naturheilkunde und Integrative Medizin an den Evang. Kliniken Essen-Mitte (KEM)

Originalarbeiten, Klinik für Naturheilkunde und Integrative Medizin an den KEM in Essen (Stand März 2021)
Artikel: Klinik für Naturheilkunde und Integrative Medizin Modellklinik: Über 20 Jahre erfolgreiche Forschungsförderung