Qigong, Tai Chi und Co.: Was bringen sie für die Gesundheit?
Die gesundheitlichen Vorteile von traditionellen chinesischen Meditations- und Bewegungstherapien wie Tai Chi und Qigong konnten bereits in zahlreichen Studien nachgewiesen werden. Insbesondere zur Erhaltung der Herzgesundheit eignen sich die Übungen.
Traditionelle chinesische Bewegungstherapien, unter denen Tai Chi und Qigong die bekanntesten darstellen, zeichnen sich durch eine Kombination aus Haltungs- und Atemübungen sowie meditativen Elementen aus. Sie können nicht nur körperliche Beschwerden lindern – regelmäßig ausgeübt können sie sich auch positiv auf das geistige Wohlbefinden auswirken. Potenzielle Einsatzgebiete, in denen die Bewegungstherapien als begleitende Maßnahmen genutzt werden können, um die Symptomatik zu verbessern und eine höhere Lebensqualität zu erreichen, sind Herzerkrankungen [1], Störungen des Gleichgewichts und der Gangsicherheit (z.B. bei Parkinsonpatienten) [2], Rückenschmerzen [3], Krebserkrankungen, insbesondere zur Verbesserung der Fatigue (Erschöpfungs-Syndrom) und der Depression. [4]
Gymnastik für Senioren
Einfache Übungen für zuhause, die schnell erlernt und sicher durchgeführt werden können
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ISBN: 978-3-96562-013-1
Erscheinungsjahr: 2020
12,00 EUR
Zum Shop »Weil sich die wissenschaftliche Welt bisher uneins über den Nutzen von Qigong, Tai Chi und anderen chinesischen Bewegungstherapien in der Prävention und Behandlung kardiovaskulärer Erkrankungen war, analysierten nun chinesische Forscher im Rahmen einer Meta-Analyse randomisierte Studien zu diesem Thema. Zur Analyse standen nach Ausschluss nicht-relevanter Arbeiten 35 Studien mit insgesamt 2249 Patienten mit einem kardiovaskulären Erkrankungshintergrund wie z.B. Bluthochdruck, erhöhte Cholesterinwerte u.a. zur Verfügung. Die eingeschlossenen Studien fokussierten jedoch auch physiologische Parameter wie Herzfrequenz und maximale Sauerstoffaufnahme sowie psychische Faktoren wie Depressionen. Obgleich keine signifikanten Unterschiede zwischen den Patientengruppen hinsichtlich der physiologischen Parameter identifiziert werden konnten, profitierten die Patienten unter Tai Chi, Qigong u.a. Bewegungstherapien wie beispielsweise Baduanjin hinsichtlich der Entwicklung von Depressionen und der Lebensqualität. Die Wissenschaftler resümieren, dass die Integration von traditionellen chinesischen Bewegungstherapien in die Therapie von Patienten mit Herzproblemen den Selbstheilungsmechanismus aktivieren könnte. Pauschalisieren lassen sich die Ergebnisse dieser Meta-Analyse jedoch nicht, da sowohl die Heterogenität hinsichtlich der methodologischen Studienqualitäten als auch der verschiedenartigen Auslegungen einzelner Richtung innerhalb der chinesischen Bewegungstherapien einen direkten Vergleich erschwert.
Auch Rückenschmerzen sind in die Riege der Volksleiden einzuordnen. Gemessen an den Fehltagen im Arbeitsleben führen sie zumindest in Deutschland die Statistik der Krankheiten an. Insbesondere im Alter zwischen 50 und 60 Jahren steigt die Prävalenz von Rückenschmerzen im Lenden- oder Halswirbelbereich an. Diese Gegebenheit nahmen Wissenschaftler der Charité in Berlin zum Anlass, die Effekte von Qigong oder Yoga bei Rückenschmerzen im Lendenbereich älterer Patienten über 65 Jahren zu untersuchen.[5] Die von der Karl und Veronica Carstens-Stiftung geförderte Studie lieferte leider ein enttäuschendes Ergebnis. Hinsichtlich Schmerzreduktion, Beweglichkeit und Lebensqualität schnitten Yoga oder Qigong nicht besser ab als keine zusätzliche Intervention. Zwar äußerten die Patienten ihre höchste Zufriedenheit mit den Therapiemaßnahmen, eine Besserung ihrer Rückenbeschwerden erfuhren sie aber nach einer Therapiezeit von insgesamt sechs Monaten nicht. Vermutet wird hinter dieser Entwicklung unter anderem das Alter der Patienten und der damit einhergehenden veränderten Schmerzwahrnehmung sowie eine nicht hinreichend lange Therapiephase. Die positiven Ergebnisse einer früheren Meta-Analyse, die die Effekte von Yoga bei Rückenschmerzen im Lendenwirbelbereich untersuchte, konnten in der vorliegenden Studie nicht bestätigt werden.
Einschätzung
Traditionelle chinesische Bewegungstherapien wie Qigong, Tai Chi, Baduanjin und andere sind sicher keine universellen Heilmittel für jedwede Erkrankung. Dennoch gibt es Erkenntnisse, dass sich diese Bewegungsformen in der begleitenden Therapie chronisch erkrankter Patienten als nebenwirkungsarme, unterstützende Behandlungsmaßnahme eignen. Die ganzheitliche Kombination von moderaten Bewegungsübungen mit meditativen Elementen und kontrollierter Atmung bildet eine gute Maßnahme gleichermaßen für Patienten mit schmerzbedingten Bewegungseinschränkungen wie für Menschen mit psychischen Beschwerden. Mittlerweile ist in vielen Städten und Landkreisen auch ein gutes Kursangebot zu finden. Geübte Patienten können die Übungsformen dann auch zu Hause durchführen.
Literatur
1. Wang X-Q, Pi Y-L, Chen P-J, Liu Y, Wang R, Li X, Chen B-L, Zhu Y, Yang Y-J, Niu Z-B. Traditional Chinese exercise for cardiovascular diseases: systematic review and meta-analysis of randomized controlled trials. J Am Heart Assoc 2016; 5: e002562. Doi:10.1161/JAHA.115.002562 Abstract
2. Yang Y, Qiu WY, Hao YL, Lv ZY, Jiao SJ, Teng JF. The efficacy of traditional Chinese medical exercise for Parkinson’s disease. A systematic review and meta-analysis. PLoS One 2016; 10(4): e 0122469 Abstract
3. Yuan QL, Guo TM, Liu L, Sun F, Zhang YG. Traditional Chinese medicine for neck pain and low back pain. A systematic review and meta-analysis. PloS One 2016; 10(2): e0117146 Abstract
4. Klein PJ, Schneider R, Rhoads CJ. Qigong in cancer care. A systematic review and construct analysis of effective Qigong therapy. Support Care Cancer 2016; Apr 5. Epub ahead of print, doi: 10.1007/s00520-016-3201-016-3201-7 Abstract
5. Teut M, Knilli J, Daus D, Roll S, Witt, CM. Qigong or Yoga versus no intervention in older adults with chronic low back pain – a randomized controlled trial. J Pain 2016; epub ahead of print. Doi: 10.1016/j.jpain.2016.03.003 Abstract