Komplementäre und
Integrative Medizin
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Carstens-Stiftung: Die Rolle der Mariendistel in der Pflanzenheilkunde
Studien kurz und knapp

Mariendistel bei Hepatitis C

Von Michèl Gehrke

Immunsystem Mariendistel

Silymarin, einem Extrakt der Mariendistel, konnten bereits anti-entzündliche und immunmodulatorische Eigenschaften zugeschrieben werden. Bei Patienten mit Lebererkrankungen erfreuen sich entsprechende Präparate großer Beliebtheit. Zu Recht?

Etwa 3% der Weltbevölkerung leidet an einer Infektion mit dem chronischen Hepatitis C-Virus (HCV). Die Erkrankung kann zur Zirrhose, zum Leberversagen und zu Leberkarzinomen führen. Eine anhaltende virologische Ansprechrate kann zwar durch eine Peginterferon/Ribavirin-Therapie erreicht werden, die häufig mit HCV-Protease-Hemmern kombiniert wird. Allerdings spricht ein nicht unerheblicher Teil der Patienten nicht auf diese Therapie an, andere können auf Grund von Komorbiditäten nicht auf diesem Wege behandelt werden. Alternativen sind also gefragt.

Silymarin, einem Extrakt der Mariendistel, konnten in Laborexperimenten anti-entzündliche und immunmodulatorische Eigenschaften zugeschrieben werden. Bei Patienten mit chronischen Lebererkrankungen erfreuen sich entsprechende Präparate großer Beliebtheit. Zu Recht?

Dieser Frage ging nun eine randomisierte, doppelblinde, placebo-kontrollierte Studie auf den Grund. 154 Patienten mit chronischer Hepatitis C wurden eingeschlossen. Bei allen hatte eine frühere Interferon-Therapie den Virus nicht anhaltend unterdrücken können, sodass es zu einem Anstieg der Alanin-Aminotransferase (ALT) auf 65 U/I gekommen war (das entspricht dem 1,5-Fachen des oberen Grenzwertes). Die Patienten wurden zufällig in drei Gruppen eingeteilt und erhielten für 24 Wochen entweder eine Tagesdosis von 420mg Silymarin, 700mg Silymarin, oder ein Placebo.

Als erfolgreich wurde die Behandlung dann angesehen, wenn eine Normalisierung der ALT auf 45 U/I oder weniger bzw. ein Rückgang um mindestens 50% auf weniger als 65 U/I erreicht werden konnte. Dies war nur bei zwei Patienten pro Gruppe der Fall, wobei es keine signifikanten Unterschiede zwischen den Gruppen gab. Auch die Virus-Konzentration im Blut und die Lebensqualität wurden durch Silymarin nicht signifikant beeinflusst.

Einschätzung

Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass hochdosiertes Silymarin keinen Vorteil in der Behandlung von Hepatitis C gegenüber Placebo aufweist.

Die Autoren heben noch einmal hervor, dass weniger Patienten als erwartet den gewünschten Normalisierungs-Endpunkt überhaupt erreicht haben. Sie führen zwei mögliche Erklärungsmodelle an: Eventuell war die Auswahl der Patienten nicht repräsentativ, oder aber die erwarteten Response-Raten waren höher angesetzt, als die tatsächlich in der Bevölkerung vorkommenden Response-Raten. Dieser Aspekt könnte in weiteren Studien geklärt werden.

Literatur

Fried MW, Navarro VJ, Afdhal N, Belle SH, Wahed AS, Hawke RL, Doo E, Meyers CM, Reddy KR; Silymarin in NASH and C Hepatitis (SyNCH) Study Group. Effect of silymarin (milk thistle) on liver disease in patients with chronic hepatitis C unsuccessfully treated with interferon therapy: a randomized controlled trial. JAMA. 2012 Jul 18;308(3):274-82. doi: 10.1001/jama.2012.8265. Abstract

Michèl Gehrke

Michèl Gehrke

M.A. Pressesprecher der Karl und Veronica Carstens-Stiftung

Telefon: 0201 56 305 61

E-Mail: m.gehrke@carstens-stiftung.de