Komplementäre und
Integrative Medizin
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Carstens-Stiftung: Kommen Sie gesund durch den Winter: Vorbeugen Tag für Tag
Gesundheitstipps kompakt

Kommen Sie gesund durch den Winter: Vorbeugen Tag für Tag

Von Dr. Michael Elies

Erkältung und Infekt

Die Tage werden dunkler, nasser und kälter – Erkältungsviren haben Hochsaison. Sie lauern auf der Türklinke, der PC-Tastatur oder dem Einkaufswagen im Supermarkt. Da wir uns etwa alle vier Sekunden ins Gesicht fassen, ist es für die Viren kein Problem, über Nase oder Mund in unseren Körper zu gelangen. Damit beginnt aber nicht automatisch eine Erkältung, jeder Vierte bleibt glücklicherweise ohne Symptome. Für dieses Glück sind anscheinend unsere Gene hauptverantwortlich (die nach neueren Untersuchungen sogar im Sommer und Winter unterschiedlich aktiv sind), aber wir können auch dem Immunsystem durch unser tägliches Verhalten auf die Sprünge helfen.

Das Immunsystem

Das Immunsystem ist ein über den ganzen Körper verteilter Verbund von Zellen und Geweben, die ständig in Bewegung und Austausch sind. Das gute Funktionieren unseres Immunsystems bei der Abwehr gegen Eindringlinge wie Bakterien, Viren, Pilze oder Parasiten, aber auch z. B. bei der Zerstörung von Krebszellen, ist überlebenswichtig. Dabei basiert die Abwehrfunktion unseres Körpers auf zwei Grundpfeilern: der angeborenen (unspezifischen) und der erworbenen (spezifischen) Immunantwort. Beide arbeiten in der Regel Hand in Hand: Ein akuter Schnupfen mit Triefnase und Husten ist demnach ein Anzeichen, dass unser Körper gerade damit beschäftigt ist, ungebetene Gäste schnell wieder loszuwerden (unspezifische Immunantwort). Hat er dies geschafft, bilden sich nützliche Antikörper, die das Erkältungsvirus beim nächsten Angriff sofort unschädlich machen können (spezifische Immunantwort). Daher ist es nicht ratsam, die körpereigenen Abwehrreaktionen sofort komplett durch Medikamente zu unterdrücken. Denn wenn sich keine spezifischen Antikörper bilden, haben die Viren das nächste Mal wieder leichtes Spiel.

Grippe und Infekte

Grippe und Infekte

Michael Elies · Annette Kerckhoff

ISBN: 978-3-96562-001-8
Erscheinungsjahr: 2. Aufl. 2019, 10,5x16 cm

6,90 EUR

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Naturheilkundliche Vorbeugung, oder: Der Erfolg hat viele Väter

Die wichtigsten Voraussetzungen für ein starkes und einsatzbereites Immunsystem sind, dass wir uns wohl fühlen, zufrieden sind, uns ausreichend an der frischen Luft bewegen, gesund essen und gut und ausreichend schlafen. Hand aufs Herz, wer von uns schafft das jeden Tag? Ein schlechtes Gewissen aber wäre nun gerade fehl am Platz, denn neuere wissenschaftliche Erkenntnisse zeigen uns, dass die Psyche einen unmittelbaren Effekt auf das Immunsystem hat. Menschen mit einem hohen Maß an Wohlbefinden bilden auch vermehrt Abwehrstoffe. Hierzu mein erster Tipp: Schauen Sie nach dem Aufstehen in den Spiegel und lächeln sich bewusst an (Männer haben es da etwas leichter, die Grimassen beim Rasieren wirken in der Regel komisch und bringen einen selbst zum Schmunzeln). Das Gehirn empfindet durch die Spiegelwirkung das Lächeln als das eines Fremden und mit diesem ersten positiven Erlebnis starten Sie gut gelaunt in den Tag (und wie der Tag anfängt, so geht er auch weiter).

Kann man Gesundheit essen?

Hippokrates (460 – 377 v. Chr.) wird die Sentenz zugeschrieben:

Eure Heilmittel sollen eure Nährmittel sein und eure Nährmittel sollen eure Heilmittel sein.

In der Tat gibt es viele Nahrungsmittel, die das Immunsystem positiv beeinflussen, eine Auswahl davon möchte ich Ihnen im Sinne eines, meines, ess-gesunden Tages vorstellen:

Morgens: Sanddornsaft

Sanddorn enthält außerordentlich viel Vitamin C (Ascorbinsäure), das u. a. für eine gute Wundheilung erforderlich ist und die Abwehrkräfte stärkt. Bei einer täglichen Zufuhr von einem Gramm Vitamin C verringern sich die Erkältungsdauer und die Anfälligkeit für Erkältungen. Außerdem ist Vitamin C ein wichtiger Radikalenfänger. Freie Radikale sind chemisch aggressive Stoffe, die in unserem Organismus bei bestimmten komplexen Stoffwechselprozessen entstehen oder von außen auf den menschlichen  Organismus  einwirken (z. B. Alkohol, Rauchen, UV-Strahlung) und Zellstrukturen angreifen und zerstören können. Sanddorn ist in verschiedenen Formen in gutsortierten Drogeriemärkten, Reformhäusern und Apotheken erhältlich. Ich bevorzuge den ungesüßten Muttersaft und empfinde ihn angenehm säuerlich am Morgen (und der Volksmund weiß: "Sauer macht lustig", also auch wieder das Wohlbefinden steigernd). Man kann ihn aber auch mit einem Löffel Honig kombinieren (hier sollten Sie Imkerhonig aus Ihrer Region wählen, da er die ökologischen Faktoren Ihrer Umwelt perfekt abbildet).

Frühstück: Haferflocken & Leinöl

Drei Esslöffel Haferflocken mit einer Tasse Wasser und einer Prise Salz kurz aufgewellt ist ein leichtes, ballaststoffreiches Frühstück. Hafer ist reich an den antioxidativen Vitaminen A, C und E sowie Eisen und Zink. Zink ist unter anderem für das Immunsystem des Darmes von Bedeutung, Diabetiker haben häufig einen Zinkmangel und sind erkältungsanfällig.
Über die Haferflocken auf dem Teller gebe ich einen Esslöffel Leinöl. Leinöl ist ein hochwertiges und gesundes Öl, das besonders reich an mehrfach ungesättigten Fettsäuren ist. Diese Fettsäuren unterstützen nicht nur die Abwehr, sondern wirken zudem günstig auf die Hormonproduktion, den Zellstoffwechsel, Gelenke und Haut. Frisches, hochwertiges Leinöl ist im Geschmack relativ neutral bis bitternussig. Bitte beachten Sie: Leinöl darf nicht zum Braten verwendet werden und sollte im Kühlschrank aufbewahrt werden.

Vormittags: Apfel und Nüsse

Apfel
Äpfel sollten besonders in den Herbst- und Wintermonaten täglich auf dem Speiseplan stehen. Nicht umsonst heißt es: "An apple a day keeps the doctor away" (auf Deutsch: "Ein Apfel pro Tag hält den Doktor fern"). Am Vormittag gegessen sorgt er dafür, dass unser Blutzucker stabil bleibt und zudem versorgt er uns mit vielen guten Inhaltsstoffen. Ein Apfel enthält insgesamt etwa 20 Vitamine und Mineralstoffe, abwehrsteigernde Polyphenole sowie für die Verdauung wichtige Ballaststoffe. Wichtig zu wissen: Bis zu 70 Prozent der Vitamine im Apfel befinden sich in der Schale oder unmittelbar darunter. Die Schale eines Apfels enthält je nach Sorte etwa fünf bis 35 Milligramm Vitamin C. Wer zu allergischen Reaktionen neigt, sollte alte und in der Farbe eher rote Apfelsorten bevorzugen, ggf. den Apfel schälen und/oder dünsten.

Nüsse
Nüsse sind ein idealer Snack für zwischendurch. Sie sind zink- und eisenhaltig. Für das Lymphsystem werden traditionell Walnüsse empfohlen (diese sind in der Regel auch verträglich, wenn eine Allergie auf Haselnüsse/Frühblüher besteht).

Tee zum Heilen und Genießen

Tee zum Heilen und Genießen

Mit einer „Tee-Apotheke“ und zahlreichen Arzneiteemischungen

Michael Elies · Annette Kerckhoff

ISBN: 978-3-945150-88-7
Erscheinungsjahr: 2018, 2. Aufl.

17,00 EUR

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Für zwischendurch: Ingwertee

Die Ingwerwurzel enthält Scharfstoffe und ätherisches Öl. Diese Inhaltsstoffe wirken anregend auf die Verdauung und auf die Abwehrkräfte. In der chinesischen Medizin gilt der Ingwer vor allem als eine erwärmende Pflanze, die kältebedingten Erkrankungen entgegenwirkt. Für die tägliche Abwehrstärkung ist Ingwertee (zwei bis drei Scheiben frische Ingwerwurzel auf einen Liter Wasser) geeignet, bei drohendem Infekt wird höher dosiert: Schälen Sie ein etwa daumengroßes Stück frische Ingwerwurzel und raspeln Sie es auf einer feinen Reibe. Mit einem Liter kochendem Wasser übergießen, zugedeckt ca. 10 Minuten ziehen lassen.

Rote-Beete-Smoothie

In letzter Zeit verbreiten sich viele Rezepte mit püriertem Obst bzw. Gemüse als Getränk, die so genannten Smoothies. Abwehrsteigernd ist folgendes Rezept für zwei Personen: 1 Apfel, 2 Rote Beten (frisch geschält oder vakuumiert), dazu der Saft 1 Zitrone, 1 TL Honig, ½ TL Ingwer (frisch gerieben oder als Pulver), 100 ml Apfelsaft, 100 ml Wasser, 1 EL Leinöl). Alle Bestandteile werden nacheinander im Mixer oder mit dem Zauberstab auf niedriger Stufe püriert. Die Rote Bete enthält neben den Vitaminen A, C, und E die der B-Gruppe, dazu Eisen und Zink. Der Ingwer als Scharfstoffdroge fördert die Durchblutung der Schleimhäute und wirkt nach traditionell chinesischer Vorstellung erwärmend auf den Unterleib, wichtig bei Neigung zu Blasenentzündungen.

Hauptmahlzeit

Saisonal und möglichst naturbelassen lauten die Schlagworte für die immungesunde Hauptmahlzeit. Im Herbst/Winter ist dann der Tisch reich gedeckt: Als Vorspeise Karotten- oder Feldsalat (mit hohem Gehalt an Vitamin A), ggf. mit dem exotischen Sesam oder Avocado als selenreichen Nahrungsmitteln oder traditionell mit Zwiebeln und Apfelspalten. Als Hauptgang haben Sie die Qual der Wahl bei den Kohlsorten, die reich an den antioxidativ wirkenden Vitaminen A, C, E und Zink sind. Kräftige Gewürze wie Knoblauch (selenreich), Pfeffer oder Meerrettich mit seinen Senfölen werden Sie instinktiv in der kalten Jahreszeit bevorzugen, wenn Sie Fleisch oder Fisch verzehren.
Oder Sie wählen ein entlastendes Essen in Form von Pellkartoffeln mit Leinöl und Quark, früher das traditionelle Freitagsgericht statt Fisch.
Zum Nachtisch dürfen es dann Mangos (die viel Vitamin A enthalten, nach traditionell-medizinischer Vorstellung den Darm beruhigen und homöopathisch bei müdem Aussehen um die Augen, einem Frühsymptom von Infekten, angezeigt sind) oder Sauermilchprodukte (Vitamin B6, B12, E) sein. Beiden ist gemeinsam, dass sie erfahrungsheilkundlich das Immunsystem des Darmes positiv beeinflussen.

Abendessen

Der Volksmund sagt: "Frühstücke wie ein Kaiser, esse zu Mittag wie ein König und abends wie ein Bettelmann." Dem ist aus immunologischer Sicht eigentlich nichts hinzuzufügen.

Kneipp, Sauna und Co.: Alles Gute für die Abwehr!

Sie haben bislang die Wasseranwendungen nach Pfarrer Kneipp vermisst?
Ideal wäre es schon, morgens auf der Wiese tauzutreten oder im Winter barfuß durch den Schnee zu laufen. Für den Großstädter reicht es aber zur Abhärtung aus, morgens in der (Dusch-)Wanne wasserzutreten (Wassertemperatur 14-16 Grad, also so wie es aus dem Hahn kommt). Wechselduschen sind demgegenüber ein sehr viel stärkerer Reiz.
Bei Neigung zu Nasennebenhöhlenbeschwerden eignet sich der Kneipp'sche Gesichtsguss und/oder die morgendliche Nasendusche. Die Nasenspülung mit Salzwasser ist das beliebteste und bewährteste Hausmittel der Natur und Medizin Mitglieder. Sie dient der mechanischen Reinigung der Nasengänge von Verkrustungen, Staub und Pollen, die die Gesundheit belasten, zu Erkältungen führen und natürlich insbesondere Allergikern zu schaffen machen. Daneben wird die Durchblutung in der Nasenschleimhaut angeregt, das Salz wirkt desinfizierend. Angenehm und praktisch in der Handhabung ist eine Nasendusche, die z. B. in Kombination mit Portionsbeuteln Emser Salz angeboten wird. Das Emser Salz enthält über 20 Mineralstoffe und Spurenelemente, man kann grundsätzlich aber auch mit Kochsalz oder Meersalz arbeiten.

Abends: Sauna oder ein warmes Fußbad

Regelmäßiges Saunieren hat einen immunstärkenden Effekt. Die Intensität muss jeweils der aktuellen Verfassung angepasst werden. Die sanftere Alternative zur Stabilisierung des Immunsystems ist das abendliche warme Fußbad. Als tägliche Routine ist es genau das Richtige, um innerlich abzuschalten und dem Körper noch einmal durch die warmen Füße die notwendige Bettschwere zu geben. Ein warmes Fußbad mit körperwarmem Wasser und etwa 10-15 Minuten Dauer beugt einer Erkältung vor und hilft bei Erschöpfung. Geeignete Badezusätze sind Meersalz oder Natron. Beide Zusätze wirken hautausleitend und entsäuernd. Ein Schuss Apfelessig hingegen hat eine erfrischende Wirkung und beugt Fußpilz vor.

Kühler Kopf und Füße warm, machen den besten Doktor arm.

Und zu guter Letzt: Der Mittagsschlaf. Wenn möglich, sollte auch an eine Mittagspause oder gar einen kurzen Mittagsschlaf gedacht werden – eine halbe Stunde ist wunderbar, manche kommen auch mit einem kurzen Nickerchen von 10-15 Minuten aus und fühlen sich danach rundum erfrischt – und erweisen ihrer Gesundheit einen großen Dienst. Der Mittagsschlaf ist eine optimale Kraftquelle, die zu einer raschen Regeneration von Körper, Geist und Seele führt.

Wenn es sie doch erwischt hat: Ein Glas kaltes Wasser

Bei ersten Erkältungsanzeichen (Frösteln, Halskratzen) abends vor dem Schlafengehen sollte man ein großes Glas kaltes Wasser trinken. Was hat es damit auf sich? Sicherlich führt die zugeführte Trinkmenge dazu, dass die Schleimhäute gut befeuchtet sind und damit eventuell vorhandene Krankheitserreger und Sekrete besser abtransportiert werden können. Noch wichtiger aber ist der Kältereiz. Wir kennen die äußerliche Kälteanwendung: Duscht man sich kalt ab, wird die Haut erst kalt, dann warm – durch eine aktive Wiederdurchblutung des betroffenen Gebietes. Genau das Gleiche passiert beim Trinken von einem Glas kalten Wasser innerlich. Durch das kalte Wasser wird ein Nerv stimuliert, der den Magen umspannt (Vagus-Nerv). Dies führt reaktiv zu einer Gefäßerweiterung und Wärmeerzeugung, die dem Abwehrsystem zu Gute kommt. Sind die Erkältungssymptome schon weiter fortgeschritten, können Sie die ebenfalls auf Wasser, allerdings heißem, beruhende Variante probieren, die mir seit der Studentenzeit durchweg geholfen hat. Ich nenne sie die "Hardcore-Variante", Sie werden nach der Beschreibung ahnen, warum: Taschentücher bereitlegen, drei bis fünf Tropfen Pfefferminzöl in ein hohes Glas/Becher heißes Wasser geben, umrühren, dann das eine Nasenloch zuhalten, die Augen schließen und bei geschlossenem Mund mit dem offenen Nasenloch den Wasser-/Pfefferminz-Dampf mehrmals einatmen (bis man das Gefühl hat, die Nebenhöhlen, der Kopf platzen), dann die Nasenseite wechseln. Inzwischen dürfte das Wasser soweit abgekühlt sein, dass Sie damit mehrmals gurgeln können. Zum Schluss den Rest des dann lauwarmen Wassers trinken. Nase mehrmals putzen (auch hier immer nur durch ein Nasenloch schnäuben, ggf. die Nase eincremen).

Dr. med. Michael Elies

Dr. med. Michael Elies

Michael Elies ist Mitglied des Vorstandes von Natur und Medizin. Er ist niedergelassen als Facharzt für Allgemeinmedizin, Naturheilverfahren, Akupunktur und Homöopathie mit dem Praxisschwerpunkt Schmerztherapie. Er ist Lehrbeauftragter für Geschichte und Entwicklung der Homöopathie an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf und Autor zahlreicher Fachbücher und Ratgeber.