Komplementäre und
Integrative Medizin
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Carstens-Stiftung: Homöopathiekritik zwischen Wissenschaftsdogmatismus und politischem Agendasetting

Homöopathiekritik zwischen Wissenschafts-Dogmatismus und politischem Agendasetting

Von Dr. Jens Behnke

Homöopathie

Historische Hintergründe zum Ursprung der Skeptikerbewegung in den USA.

Seit der Entstehung der Homöopathie vor rund zweihundert Jahren ist diese Gegenstand unausgesetzter Kritik. Diese entzündet sich zumeist an der Verwendung hochpotenzierter (verdünnter und verschüttelter) Arzneimittel, wie sie in der Homöopathie üblich ist. In der aktuellen Debatte im deutschen Sprachraum führen maßgeblich Mitglieder des sogenannten Informationsnetzwerks Homöopathie (INH) [1] das Wort, welches ein direkter Ableger der Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften e.V. (GWUP) ist. [2] Die GWUP wiederum gehört zu einem internationalen Netzwerk ähnlicher Organisationen, welche unter der dem Begriff "Skeptikerbewegung" zusammengefasst werden. Der vorliegende Artikel versucht, einen kurzen historischen Abriss zur Entstehung der Skeptikerbewegung in den USA sowie eine generelle Einordnung von deren Motiven, Inhalten und Strukturen zu geben. Immer wieder wird hierbei auf die Homöopathie Bezug genommen, welche nicht der einzige, aber von jeher ein besonders wichtiger Gegenstand der Aktivitäten der GWUP und analoger Institutionen gewesen ist. Die Betrachtung erfolgt vornehmlich anhand der ersten wichtigen Skeptikerorganisation, die in Amerika entstanden ist.

Homöopathie in den USA

Die Homöopathie wurde zuerst 1825 durch den dänischen Arzt Dr. Hans Burch Gram nach Amerika exportiert. [3] Sie gelangte in der Folgezeit, immer wieder befeuert durch die Immigration begabter Homöopathen aus Übersee, zu einer in Europa nie gekannten Blüte. Die höchste Anzahl homöopathischer Colleges wurde im Jahr 1900 mit 22 erreicht. Dies entsprach 15% aller medizinischen Fakultäten der USA. [4] Daneben existierten 140 homöopathische Krankenhäuser, 127 Laien- und Ärztevereine, und es erschienen 31 verschiedene Fachzeitschriften. [5]


Diesem Aufschwung bereitete der 1910 veröffentlichte Flexner-Report [6] ein jähes Ende: Unter der Führung von Abraham Flexner ließ die finanzstarke Carnegie-Foundation sämtliche medizinischen Colleges evaluieren. Im Hintergrund stand das erklärte Ziel, deren Zahl deutlich zu reduzieren, um sich auf die Förderung und den Ausbau einiger weniger großer Institutionen zu konzentrieren. Kritiker des Berichts bemängelten damals, dass die Bewertungskriterien absichtlich so formuliert gewesen seien, dass die homöopathischen Schulen schlechter abschneiden mussten. Unterstützt wurde dieser Vorgang durch eine von der politisch einflussreichen American Medical Association (AMA) parallel auf den Weg gebrachte Einteilung der Colleges in Qualitätsklassen. Die AMA war in Reaktion auf das 1844 gegründete American Institute of Homeopathy (AIH), die erste Medizinerorganisation der USA überhaupt, ins Leben gerufen worden und verstand sich von vornherein als anti-homöopathische Körperschaft [7]: Ihr erster Vorsitzender Morris Fishbein etwa publizierte im Laufe seiner Karriere mehrere Werke, die sich explizit gegen die Homöopathie und andere komplementärmedizinische Behandlungsmethoden richteten. [8-9]

Die Homöopathie wurde von der konventionell ausgerichteten Ärzteschaft nicht zuletzt auch als wirtschaftliche Bedrohung wahrgenommen. Der Flexner-Report und die AMA sorgten dafür, dass die damals dringend benötigte Drittmittelfinanzierung von den homöopathischen Colleges abgezogen und politische Weichenstellungen zu deren Ungunsten vorgenommen wurden. [10] In der Folge mussten bis zum Jahr 1923 die meisten homöopathischen Ausbildungsstätten ihre Pforten schließen. Die AMA konnte bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts bedeutend an Einfluss gewinnen.

Die Rockefeller- sowie die Carnegie-Foundation, respektive die hinter ihnen agierenden Konzerne, etablierten als maßgebliche Finanziers des Gesundheits- und Wissenschaftssektors ein enges Kooperationsnetzwerk mit der erstarkenden pharmazeutischen Industrie und bestimmten maßgeblich die Entwicklung dessen mit, was wir heute als "moderne Medizin" kennen. [11] Die zuständigen staatlichen Institutionen, in erster Linie die 1938 errichtete Food and Drug Administration (FDA), sanktionierten diese Prozesse aufgrund enger Verzahnungen mit der Wirtschaft. Zum Beispiel traten zwischen 1959 und 1963 zehn Prozent der FDA-Mitarbeiter später in diejenigen Unternehmen ein, die sie vormals im Auftrag der Regierung beaufsichtigt hatten. [12]

Die Vorstellungen davon, was wissenschaftliche Medizin ist, samt dem hiermit zusammenhängenden Verständnis von Gesundheit, Krankheit und Therapie, sollten vor diesem historischen Hintergrund möglicherweise nicht völlig isoliert von politischen und wirtschaftlichen Interessen betrachtet werden. Komplementärmedizinische Verfahren wurden von einigen Vertretern der konventionellen Medizin auf verschiedenen Ebenen immer wieder als Bedrohung wahrgenommen und mit unterschiedlichen Mitteln bekämpft. Eine Strategie bestand in der öffentlichen Diskreditierung bestimmter Therapien unter Berufung auf deren behauptete Unwissenschaftlichkeit und potentielle Gefährlichkeit durch das American National Council Against Health Fraud (NCHF). [13]

Tatsächlich weisen, damals wie heute, mit Sicherheit nicht wenige der auf dem "alternativmedizinischen" Markt zirkulierenden Angebote genau diese Eigenschaften auf und sind nutzlos oder sogar schädlich. Dies gilt allerdings in gleichem Maße für viele konventionelle Behandlungen, insbesondere viele teure Arzneimittel. [14] Möglicherweise spielte und spielt in diesem Kontext tatsächlich auch das Motiv der Ablenkung von der größeren Gefahr eine Rolle, die nicht mehr als solche wahrgenommen wird, weil sie zumindest theoretisch von offizieller Seite legitimiert ist.

Das Committee for Scientific Investigation of Claims of the Paranormal (CSICOP)

Die in den USA im Namen des Verbraucherschutzes durchgeführten Kampagnen gegen Nahrungsergänzungsmittel, Homöopathie und andere komplementäre Therapieverfahren fanden in den letzten Dekaden des 20. Jahrhunderts wirkmächtige Unterstützung durch die erste große amerikanische Skeptikervereinigung: Der populäre Philosoph Paul Kurtz gründete sie 1976 als Splittergruppe der atheistischen und sozialistisch orientierten American Humanist Association (AHA). [15]

 

Kurtz sah einen wiedererstarkenden Glauben der amerikanischen Bevölkerung an Astrologie auf dem Vormarsch, den er offenbar als Gefahr einer auf Rationalität fußenden Weltordnung deutete. Demzufolge war einer der Gründungsimpulse des CSICOP die wissenschaftliche Ächtung der Astrologie durch die Veröffentlichung eines Manifests mit dem Titel "Objections to Astrology". [16] Hierfür sammelte Kurtz die Unterschriften von 186 Wissenschaftlern verschiedener Disziplinen und versuchte, eine möglichst große Medienresonanz für sein Thema zu erzeugen. Der im Rahmen dieser und anderer Kampagnen gegen das Paranormale an den Tag gelegte Eifer bewog einige Unterzeichner des Manifests und CSICOP-Mitglieder, sich von Kurtz zu distanzieren: Zu wenig wissenschaftlich und zu sehr ideologisch aufgeladen schien ihnen der Habitus der Bewegung zu sein. [17-18]

Der Mars-Effekt

Das CSICOP trat mit dem Anspruch an, vermeintliche paranormale Phänomene durch wissenschaftliche Untersuchungen als nicht-existent zu entlarven. Die erste (und einzige) Studie, mittelst derer dieser Anspruch eingelöst werden sollte, war die Wiederholung einer Untersuchung des französischen Psychologen Michel Gauquelin. Dieser hatte statistische Berechnungen vorgenommen, um die Hypothese zu überprüfen, dass eine bestimmte Stellung des Planeten Mars im Geburtshoroskop eines Menschen die Wahrscheinlichkeit für diese Person erhöhe, Spitzensportler zu werden und war zu einem positiven Ergebnis gekommen. [19] Die unabhängige Re-Analyse der Daten im Auftrag des CSICOP brachte dasselbe Resultat hervor. [20] Diese Tatsache veranlasste Kurtz, die Publikation der Berechnungen zurückzuhalten und in den Medien zu behaupten, sie hätten das gegenteilige Ergebnis erbracht und den sogenannten "Mars-Effekt" widerlegt. Zusätzlich versuchte er wiederholt, einen Kollegen davon abzuhalten, die Angelegenheit öffentlich aufzuklären. [21] Im Übrigen wurden viel später andere Erklärungen für den Mars-Effekt vorgeschlagen, die keine astrologischen Implikationen enthielten.

"They call themselves the Committee for the Scientific Investigation of Claims of the Paranormal.
In fact, they are a group of would-be debunkers who bungled their major investigation, falsified the results, covered up their errors and gave the boot to a colleague who threatened to tell the truth."

Rawlins D: sTARBABY. Fate 1981, 34(10): 67-98.

Die anhand dieses Beispiels zutage tretende Diskrepanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit im Hinblick auf den Umgang mit wissenschaftlichen Befunden kann als kennzeichnendes Merkmal der Skeptikerbewegung konstatiert werden: Wissenschaft wird nicht als Methode der vorurteilslosen Erkenntnisgewinnung, sondern als ein Set bereits im Vorhinein festgelegter Theorien verstanden. Alles, was diesen Theorien widerspricht, gilt als unwissenschaftlich und wird geleugnet, unabhängig davon, in welche Richtung die empirischen Befunde deuten. [22] Diese besondere Form des Szientismus [23] sollte somit eher als eine Form der Weltanschauung denn als erkenntnistheoretische Position verstanden werden: Das ursprüngliche Postulat des Szientismus lautet, dass es keine Phänomene gibt, auf den sich die Methoden der Wissenschaft nicht erfolgreich anwenden ließen. Zugleich seien alle Aussagen, die sich einer Untersuchung durch wissenschaftliche Methoden entziehen, wie etwa metaphysische Hypothesen, sinnlos. [24] Viele "Skeptiker" halten eine Wirkung hochpotenzierter Arzneimittel a priori für unmöglich. Sie berufen sich hierbei auf die Unvereinbarkeit mit bestimmten naturwissenschaftlichen oder medizinischen Theorien und Modellen. Diese werden somit in den Status von Dogmen erhoben, welche prinzipiell keine Erfahrung zu widerlegen imstande sein kann. Auf diese Weise wird aber der Wissenschaftsbegriff ad absurdum geführt, weil genau jene Art von "letztgültigen" Theorien in den Bereich der Metaphysik gehört.

Homöopathie aus Sicht der Carstens-Stiftung
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Homöopathie im Fokus der Skeptiker

Die ideologische Basis der Skeptikerbewegung mit ihrem dogmatischen Wissenschaftsbegriff sowie ihre Ausrichtung auf die öffentliche Meinungsbildung durch gezielte Kampagnen führten dazu, dass Verbindungen zwischen dem CSICOP und dem NCHF entstanden. Dieses hatte unterdessen seine Kooperation mit der pharmazeutischen Industrie, Konzernen aus dem Bereich der Petrochemie sowie wissenschaftlichen Organisationen wie der AMA ausgeweitet und gefestigt. [25] Bald erschien eine Fülle von Artikeln in Journalen der Skeptikerbewegung, die sich mit komplementärmedizinischen Verfahren befassten und diese im Namen der Wissenschaft als nutzlos und gefährlich darstellten. [26] Die Homöopathie etablierte sich schnell als Lieblingsthema auf diesem Gebiet: Sie erfuhr von jeher großen Zuspruch von Seiten der Patienten, und es gab keine schlüssige Theorie die erklären kann, wie Präparate medizinische Effekte auslösen können, die vermutlich kein Molekül einer pharmakologisch wirksamen Substanz mehr enthalten.

Dieser Mangel einer Theorie des Wirkmechanismus potenzierter Arzneimittel wird bis heute von der Skeptikerbewegung als Unmöglichkeit einer Wirkung gedeutet und die Homöopathie in den Bereich des Aberglaubens verwiesen. Sie sei aber nicht nur wegen ihrer vermeintlichen Wirkungslosigkeit gefährlich, sondern weil sie dem Glauben an das Irrationale Tür und Tor öffne, wie dies ein neuerer Homöopathiekritiker ausführt. [27] Selbiger fordert konsequenterweise ein Forschungsverbot für die Homöopathie, gerade weil es methodisch hochwertige Studien gibt, die eine Wirksamkeit über Placeboeffekte hinaus nahelegen. [28]

Das erste wirkmächtige Engagement auf dem Gebiet der Homöopathie entwickelte das CSICOP auf Grund der Forschungen des französischen Immunologen Jacques Benveniste. Der an einem staatlichen Institut für Medizinforschung angestellte Wissenschaftler publizierte 1988 die Ergebnisse seiner Experimente mit hochverdünnten menschlichen Antikörpern in der renommierten Fachzeitschrift Nature: Diese waren in der Lage, eine Immunantwort an bestimmten Zellen auszulösen, auch wenn sie so weit verdünnt wurden, dass rein rechnerisch kein Molekül des Ausgangsmaterials mehr vorhanden sein konnte. Dieser Effekt stellte sich nur ein, wenn die Lösung stufenweise hergestellt und zwischen den einzelnen Verdünnungsschritten kräftig geschüttelt wurde. [29]


Der Herausgeber von Nature, John Maddox, veröffentlichte Benvenistes Arbeit nur unter der Bedingung, dass die Experimente unter der Aufsicht einer von ihm eingesetzten Kommission wiederholt würden. Ein Mitglied dieser Gruppe war der bekannte Bühnenmagier und "Skeptiker" James Randi. Es zeigte sich, dass die Wiederholung der Experimente nur unter bestimmten Bedingungen dieselben Effekte zutage treten ließ, beziehungsweise, dass diese zwar nachweisbar aber nicht immer stabil reproduzierbar waren. Dies gilt bis heute, wenngleich die Zahl ähnlicher Versuche mit positivem Resultat mittlerweile relativ groß ist. [30-35] Es scheint sich um ein interessantes Forschungsgebiet zu handeln, innerhalb dessen noch einiges ungeklärt ist. [36] Derartige Phänomene werden Anomalien genannt. Häufig findet wissenschaftlicher Fortschritt genau dann statt, wenn solche bislang theoretisch nicht gut zu fassende Prozesse besser erforscht werden. [37] Randi und das CSICOP initiierten seinerzeit eine medienwirksame Kampagne gegen Benveniste und die Homöopathie, die die Sache als ausgemacht erscheinen ließ und nahelegte, Benveniste sei ein Betrüger oder zumindest einem Betrug aufgesessen. [38]

Ausblick: Die Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften (GWUP)

Von den USA verbreitet sich die Skeptikerbewegung innerhalb weniger Jahre auf der ganzen Welt. Das Gründungsjahr der GWUP ist 1987. [39] Innerhalb der deutschen Organisation zeigten sich bald ähnliche Entwicklungen, wie sie bereits aus Amerika bekannt waren: Zunächst vom Programm der "Skeptiker" überzeugte Wissenschaftler begannen an der Unvoreingenommenheit, den Methoden und den tatsächlichen Zielen des Vereins zu zweifeln: Der Soziologe Edgar Wunder, eines von 19 Gründungsmitgliedern der GWUP und im Laufe vieler Jahre in verschiedenen Positionen innerhalb des Vereins tätig, lieferte nach seinem Ausscheiden 1999 eine Analyse der Mentalität von Mitgliedern der Skeptikerbewegung. Er legte interne Dokumente aus den Gremien und Organen des Vereins vor, um seine Darstellung zu untermauern. [40]

Wunder konstatiert, dass der typische "Skeptiker" seinem Feindbild, dem "Esoteriker", in frappierender Art und Weise ähnelt, nur unter umgekehrtem Vorzeichen: Während der "Esoteriker" Dinge glaubt, obwohl sie nicht wissenschaftlich belegt oder sogar widerlegt sind, leugnet der "Skeptiker" bestimmte Phänomene aus Prinzip, unabhängig davon, welche wissenschaftlichen Erkenntnisse über sie vorliegen. Der zugrundeliegende dogmatische Szientismus und die Strukturen der Organisation sind charakterisiert von einem dualen Weltbild, innerhalb dessen man nur für oder gegen paranormale Phänomene und folglich "Skeptiker" oder "Gläubiger" sein könne. [41] Zwischenstufen sind unzulässig, und Andersdenkende werden in der Regel bekämpft. Der im Rahmen dieses Kampfes an den Tag gelegte Eifer ist eher aus Kontexten der politischen Agitation bekannt und hat mit seriösen wissenschaftlichen Methoden wenig gemein. [42]

Tatsächlich fordern die meisten "Skeptiker" zwar ein wissenschaftliches Prozedere sowie die entsprechenden Belege in Bezug auf bestimmte Gegenstände, arbeiten jedoch selbst nur selten auf diese Weise, zum Beispiel unter Berufung auf Publikationen in einschlägigen Fachzeitschriften mit Gutachterverfahren. [43] Das rhetorische Mittel der Wahl bei der Widerlegung vermeintlich unwissenschaftlicher Behauptungen ist vielmehr häufig die Polemik, bis hin zur Beleidigung. Wie oben bereits gezeigt wurde, heiligt hier offenbar der Zweck die Mittel, so dass auch Argumente wider besseren Wissens oder sogar absichtliche Falschdarstellungen vorgetragen werden. [44-45] In Bezug auf die aktuelle Diskussion um die Homöopathie zeugen die Argumentationsmuster der GWUP und des INH größtenteils von unzureichender Kenntnis der Datenlage aus klinischen Studien und der Grundlagenforschung. [46]

Die in seltenen Fällen stattfindende Rezeption wissenschaftlicher Publikationen wird zur selektiven und einseitigen Präsentation einiger Negativresultate genutzt. Im Vordergrund steht in jedem Falle erkennbar die Absicht, die Homöopathie mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln öffentlichkeitswirksam zu diskreditieren, völlig unabhängig davon, in welche Richtung die empirische Evidenz deuten mag.

Homöopathie aus Sicht der Carstens-Stiftung
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Die diesbezügliche Agenda zielt aufgrund der Digitalisierung heutzutage vornehmlich auf die Diskursherrschaft im Internet ab. [47] Der nach außen hin als Motiv kommunizierte Wissenschaftsdogmatismus, welcher sich primär an der Tatsache abarbeitet, dass die Wirkung hochpotenzierter Arzneimittel sich nicht anhand des Pharmakonmodells "Molekül wirkt an Zellrezeptor" erklären lässt, ist von den Anfängen der Skeptikerbewegung in den USA bis zur heutigen GWUP derselbe geblieben. Wie weit die strukturellen Ähnlichkeiten zwischen der historischen amerikanischen Vereinigung und ihrem modernen deutschen Pendant im Detail gehen mögen, beispielsweise im Hinblick auf PR-Strategien sowie die Vernetzung mit bestimmten Lobbygruppen und Geldgebern, bliebe weiteren Forschungen vorbehalten.

Zuerst erschienen in ZKH 2017; 61(03): 124-128. Link

Zweitveröffentlichung mit freundlicher Genehmigung des Thieme-Verlags.

Literatur

[3] Vgl. Bradford TL: The Pioneers of Homeopathy. Philadelphia: Boericke and Tafel, 1897; S. 288

[4] Rothstein, WG: American Physicians in the 19th Century: From Sect to Science. Baltimore: JHU Press, 1972, S. 287.

[5] Vgl. Rogers N: Ärzte, Patienten und Homöopathie in den USA [Doctors, Patients and Homeopathy in the USA]. In: Martin Dinges (Hrsg.): Weltgeschichte der Homöopathie: Länder, Schulen, Heilkundige. München: Beck, 1996: 269-300.

[6] Flexner A: Medical Education in the United States and Canada: A Report to the Carnegie Foundation for the Advancement of Teaching. New York: The Carnegie Foundation for the Advancement of Teaching, 1910.

[7] Vgl. Rogers N: American Homeopathy Confronts Scientific Medicine. In: Robert Jütte, Guenter B. Risse, John Woodward (Hrsg.): Culture, Knowledge and Healing: Historical Perspectives of Homeopathic Medicine in Europe and North America. Sheffield: European Association for the History of Medicine and Health, 1998: 31-64.

[8] Fishbein M: The Medical Follies: An Analysis ofthe Foibles of Some Healing Cults, including Osteopathy, Homeopathy, Chiropractic. New York: Blue Ribbon Books, 1925.

[9] Fishbein M: Fads and Quackery in Healing: An analysis of the Foibles of the Healing Cults, with Essays on Various Other Peculiar Notions in the Health Field. New York: Blue Ribbon Books, 1932.

[10] Vgl. Walker M: Dirty Medicine: Science, Big Business and the Assault on Natural Health Care. London: Slingshot Publications, 1994, S. 11 ff.

[11] Vgl. Brown RE: Rockefeller Medicine Man: Medicine and Capitalism in America. Berkeley: University of California Press, 1979.

[12] Vgl. Garrisson OV: The Dictocrats‘ Attack on Health Foods and Vitamins. New York: ARC Books, 1970.

[13] Vgl. Lisa PJ: The Great Medical Monopoly Wars. Huntington Beach: International Institute of Natural Health Sciences, 1986.

[14] Vgl. Gøtzsche PC: Deadly Medicines and Organised Crime: How Big Pharma has Corrupted Health Care.Milton Park: Taylor and Francis, 2013.

[16] Bok BJ; Jerome LE, Kurtz P: Objections to Astrology: A Statement by 186 Leading Scientists. In: Grim P: Philosophy of Science and the Occult. Albany: State University of New York Press, 1982: S. 14–18.

[17] Truzzi M: The Crusade Against the Paranormal, Part 1. Fate 1979, 33(9): 70-76.

[18] Truzzi M: The Crusade Against the Paranormal, Part 2. Fate 1979, 33(10):87-94.

[19] Gauquelin M: The Mars Temperament and Sports Champions. Paris: Denoel, 1973.

[20] Curry P: Research on the Mars Effect, Part 1. Zetetic Scholar 1982, 9: 34-53.

[21] Rawlins D: sTARBABY. Fate 1981, 34(10): 67-98.

[22] Vgl. Wunder E: Das Skeptiker-Syndrom. 1999. http://www.skeptizismus.de/syndrom.html

[23] Vgl. Husserl E: Die Krisis der europäischen Wissenschaften und die transzendentale Phänomenologie: Eine Einleitung in die phänomenologische Philosophie. Hamburg: Meiner, 2007.

[24] Behnke J: Wissenschaft und Weltanschauung: Eine epistemologische Analyse des Paradigmenstreits in der Homöopathieforschung. Dissertation, Kulturwissenschaftliche Fakultät der Europa-UniveritätViadrina, Frankfurt a.d.O., 2016. https://opus4.kobv.de/opus4-euv/frontdoor/index/index/docId/201

[25] Walker M: Dirty Medicine: Science, Big Business and the Assault on Natural Health Care. London: Slingshot Publications, 1994, S. 59.

[26] Vgl. Dossey L: The Right Man Syndrome: Skepticism and Alternative Medicine. In: Alternative Therapies 1998, 4(3): 12-19, 108-113.

[27] Vgl. Weymayr C: Die Homöopathie-Lüge: So gefährlich ist die Lehre von den weißen Kügelchen. München: Piper, 2012.

[28] Vgl. Weymayr C: Scientabilität: Ein Konzept zum Umgang der EbM mit homöopathischen Arzneimitteln. In: Z. Evid. Fortbild. Qual. Gesundh. wesen (ZEFQ) 2013, 107: 606-610.

[29] Dayenas E, Beauvais F, Amara J, Oberbaum M, Robinzon B, Miadonna A, Tedeschit A, Pomeranz B, Fortner P, Belon P, Sainte-Laudy J, Poitevin B, Benveniste J: Human Basophil Degranulation Triggered by Very Dilute Antiserum Against IgE. In: Nature 1988, 333 (6176): 816–818.

[30] Poitevin B, Aubin M, Benveniste J: Effetd'Apismellifica sur la dégranulation des basophiles humains in vitro. In: Homéopathiefrancaise 1985, 73: 193-198.

[31] Brown V, Ennis M: Flow-cytometric Analysis of Basophil Activation: Inhibition by Histamine at Conventional and Homeopathic Concentrations. In: Inflamm Res 2001, 50(2): 47-48.

[32] Sainte-Laudy J: Improvement of Flow Cytometric Analysis of Basophil Activation Inhibition by High Histamine Dilutions. In: Homeopathy 2006, 95(1): 3-8.

[33] Mannaioni PF, Mastroianni R, Mastrangelo D: Ardrenaline Inhibits the Immunological Activation of Human Basophils at Pharmacological and Ultra-low Doses. In: Med SciMonit 2010, 16(7): BR227-BR232.

[34] Sainte-Laudy J, Boudjedaini N, Belon P: Differential Effect of Storage on Molecular and Ultra-molecular Dilutions of Histamine. In: Inflamm Res 2009, 58 (Suppl. 1): 30-31.

[35] Wälchli C, Baumgartner S: Flow Cytometric Analysis of the Inhibition of Human Basophil Activation by Histamine High Dilutions: A Replication Study. In: Int J High Dilution Res 2012, 11(40): 172-173.

[36] Ennis M: Basophil Models of Homeopathy: A Sceptical View. In: Homeopathy 2010, 99(1): 51–56.

[37] Vgl. Kuhn TS: Die Struktur wissenschaftlicher Revolutionen. 13. Aufl. Frankfurt a.M.: Suhrkamp, 1996.

[38] Vgl. Schiff M: Das Gedächtnis des Wassers: Homöopathie und ein spektakulärer Fall von Wissenschaftszensur. Frankfurt a.M.: Zweitausendeins, 1997.

[42] Vgl. Irwin HJ: On Paranormal Disbelief: The Psychology of the Skeptic. In: Zollschan GK u.a. (Hrsg.): Exploring the Paranormal: Perspectives on Believe and Experience. Bridport: Prism Press, 1989: S. 305-312.

[43] Lippard J: Some Failures of Organized Skepticism. In: The Arizona Skeptic 1990, 3(1): 2-5.

[44] Vgl. Bauer HH: Arguments Over Anomalies: II. Polemics. In: Journal of Scientific Exploration 1989, 3: 1-14.

[45] Vgl. Truzzi M: On Some Unfair Practices Towards Claims of the Paranormal. In: Binkowski E (Hrsg.): Annual Thematic Anthology of the Art and Sciences, Vol. II: The Fringe. New York: Oxymoron, 1998.

[46] Baumgartner S, Behnke J, Frei-Erb M, Kösters C, Teut M, Torchetti L, von Ammon K: Der aktuelle Stand der Forschung zur Homöopathie. Köthen: WissHom, 2016. http://www.wisshom.de/index.php?menuid=102&downloadid=507&reporeid=0