Komplementäre und
Integrative Medizin
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Carstens-Stiftung: Cannabis führt früher zu Psychosen
Studien kurz und knapp

Cannabis führt früher zu Psychosen

Von Rainer Lüdtke

Psyche Cannabis

Jahrelang war es strengstens verboten, Hanf anzupflanzen. Erst in den letzten Jahren setzte eine Gegenbewegung ein: Cannabis wurde als äußerst potentes Schmerzmittel entdeckt, das in einigen Staaten als Medikament zugelassen ist. Bei aller Euphorie um die Möglichkeiten einer Cannabis-Therapie sollte man allerdings die Gefahren nicht außer Acht lassen, wie zwei neue Publikationen zeigen.

Jahrelang war es strengstens verboten, Hanf anzupflanzen oder gar zu genießen. Erst in den letzten Jahren setzte eine Gegenbewegung ein: Cannabis wurde als äußerst potentes Schmerzmittel entdeckt und ist mittlerweile in einigen Staaten – unter strengen Auflagen – als Medikament zugelassen. Bei aller Euphorie um die Möglichkeiten einer Cannabis-Therapie sollte man allerdings die Gefahren nicht außer Acht lassen. Zwei neue Publikationen bestätigen die Gefahr, die von regelmäßigem Cannabis-Konsum ausgehen.

Depression

Depression

Möglichkeiten und Grenzen einer homöopathischen Begleitung, Komplementärmedizin und Ordnungstherapie

Annette Kerckhoff · Otto Ziehaus

ISBN: 978-3-945150-64-1
Erscheinungsjahr: 2016, 2. Aufl.

6,90 EUR

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In der ersten Veröffentlichung wird über etwa 2.000 junge deutsche Erwachsene berichtet, deren Gesundheitszustand über fast 10 Jahre beobachtet wurde. Jeder fünfte war Cannabis-Konsument. Und hatte damit ein deutlich erhöhtes Risiko - genauer gesagt ein doppelt so großes Risiko - im Laufe der nächsten 10 Jahre eine Psychose zu entwickeln.
Die zweite Veröffentlichung ist eine systematische Übersichtsarbeit zum Stand der Forschung. Die Autoren schätzten auf der Basis von insgesamt 83 Studien, dass Cannabis-Konsumenten häufiger und früher eine Psychose entwickeln. Im Mittelwert sind sie fast drei Jahre jünger als Kontrollpersonen, die kein Cannabis konsumieren. Der Effekt ist dabei nicht auf andere, gleichzeitig eingenommene Substanzen zurückzuführen: Alkoholkonsumenten haben nämlich kein erhöhtes Risiko, eine Psychose zu entwickeln.

Einschätzung

Beide Veröffentlichungen haben leichte Schwächen in ihren Methoden. Vor allem deshalb, weil sich ja die Einordnung, ob jemand Cannabis konsumiert oder nicht, im Laufe einer langjährigen Studie ändern kann. Solche Veränderungen werden nicht immer adäquat berücksichtigt. Die Fülle der gleichlautenden Ergebnisse lässt dennoch keinen Zweifel: Indischer Hanf ist eine Arzneipflanze, Cannabis ein äußerst potentes Arzneimittel mit einem hohen Nebenwirkungspotenzial. Ein verantwortungsbewusster Umgang ist dringend notwendig, Verharmlosungen sind fehl am Platze.

Literatur zu »Cannabis führt früher zu Psychosen«

Large M, Cannabis Use and Earlier Onset of Psychosis - A Systematic Meta-analysis. Arch Gen Psychiatry, 2011 Abstract

Sharma S, Continued cannabis use and risk of incidence and persistence of psychotic symptoms: 10 year follow-up cohort study. BMJ, 2011 Abstract